Die Umsätze in der Schweizer Reisebranche sind wieder auf Kurs des Niveaus von 2019. Nebst den aufsehenerregenden Reisepreisen ist dieses Jahr sowohl die Zuversicht als auch die Reiseintensität weiter gestiegen. Die Schweizer Reisebevölkerung träumt wieder von Fernreisen. Hawaii, Japan oder Thailand – reist jedoch noch immer relativ lokal. Populäre Reisedestinationen sind beispielsweise Deutschland, Italien oder Österreich.
Nach dem beispiellosen Umsatzeinbruch durch die Covid-Pandemie von 2020 bis 2022 hat sich der Outgoing-Tourismus erholt – das Reisen gehört nach wie vor zu den wichtigsten Grundbedürfnissen der Schweizerinnen und Schweizer. Das Marktvolumen bei Ferienreisen ins Ausland mit mindestens einer Übernachtung beträgt in der Schweiz gemäss SRV-Hochrechnung rund 10 Milliarden Franken, wovon gut drei Viertel auf selbst organisierte Reisen entfällt. 2,5 Milliarden Franken des gesamten Marktvolumens generieren die 796 Schweizer Reiseveranstalter und Reisebüros über ihre verschiedenen Buchungskanäle.
Um das Fernweh so kostengünstig als möglich zu stillen, versuchen Schweizer: innen zurzeit ein potentielles Sparpotential zu nutzen: Die Buchung weiter im Voraus. Das Pandemieverhalten und entsprechende Unsicherheiten rücken dabei zusehends in den Hintergrund.
Verändertes Buchungsverhalten aus verschiedenen Perspektiven
Die Reisebranche befindet sich weiterhin im Wandel. So wird beispielsweise die Verwendung von Online-Buchungskanälen und Sharing Economy Plattformen zunehmend beliebter. Die Schweizer Reisebevölkerung sucht für die Ferien das Optimum. Nebst dem besten Preis/- Leistungsverhältnis suchen sie sich auch Reiseziele aus, die individuelle Erlebnisse und Einzigartigkeit fördern. Beim Thema Overtourismus gibt jede:r Fünfte der Befragten (21%) an, bereits auf eine Reisedestination verzichtet zu haben, um ihn zu vermeiden. Knapp jede:r Fünfte (18.9%) ist sogar bereit, mehr zu bezahlen für eine gewisse Exklusivität.
Die Preissteigerung und die Bedeutung von Nachhaltigkeit stehen im Fokus
Die Preissteigerung zeigt sich gleich mehrfach. In der Travel Confidence Study von Allianz Partners ist ersichtlich, dass die Reisebudgets in der Schweiz um >30% gestiegen sind im Vergleich zum Vorjahr. Es zeigt sich aber, dass mehr als 8 von 10 Befragten ihre Ausgaben aus diesem Grund aktiv anpassen müssen, um sich das Reisen weiterhin leisten zu können. Fast die Hälfte der Befragten Personen (45.6%) antworten, dass sie den höheren Preisen mit einer intensiveren Suche nach dem besten Angebot entgegenwirken. Ein Drittel nimmt bewusst Abstriche bei der Unterkunftsart in Kauf und nur für 30% ist in
den Ferien das Budget zweitrangig und der Genuss und die Entspannung im Vordergrund.
Nachhaltigkeit beim Reisen – nur heisse Luft?
Wie beeinflusst die Nachhaltigkeit die Reiseplanung von Schweizerinnen und Schweizer? Die Umfrage
zeigt, dass dieses Thema für einige Kontroversen sorgt. Nachhaltigkeit finden die Befragten wichtig. Jede
dritte Person sieht Nachhaltigkeit und Reisen jedoch generell als gegensätzlich an. Für einen Viertel steht
die Nachhaltigkeit beim Reisen hinten an und wird ganz ausser Acht gelassen. Aber nicht alle teilen diese
Meinung: Ein Viertel der Reisenden besucht bewusst Reiseorte mit speziellen Naturschutzbemühungen und Programmen. Knapp 13% der Reisenden kompensieren ihre CO2 Emissionen mit entsprechenden
Klimaprogrammen bei der Fluggesellschaft. Dies immer noch vor der Beachtung von Umwelt-Gütesiegel:
Nur gerade jede:r 8te (11.9%) setzt auf Unterkünfte mit entsprechenden Nachweisen.
Während der Reise begnügt man sich aktuell noch primär mit Greenwashing des eigenen Gemüts, solange es nichts kostet. Angefangen vom Verzicht auf überquellende Teller vom Hotelbuffet bis hin zum Verzicht auf das Röhrli im Cocktail.
Jene Gruppe, die Nachhaltigkeit während der Reise als wenig relevant erachtet und sich primär auf das
Geniessen und Konsumieren fokussiert (5%) ist noch grösser als die Nachhaltigkeits-Helden vor Ort. Die
Ergebnisse zeigen somit, dass in Puncto Nachhaltigkeit noch Verbesserungspotential nach oben existiert.
Quelle: Allianz Partners Umfrage zum Reise- und Buchungsverhalten der Schweizerinnen und Schweizer.
Titelbild: Atlantis, Madeira