Zwischen Fjordflair und Zimtschnecken: Skandinavien zum Genießen

Die Vasco da Gama auf Reede im Hardangerfjord
Karsten-Thilo Raab Von Karsten-Thilo Raab
9 Min. Lesezeit

Nordwärts mit Stil: An Bord der Vasco da Gama geht es zu einer bemerkenswerten wie abwechslungsreichen Skandinavien-Kreuzfahrt durch Dänemark und Norwegen.

Gemächlich gleitet die Vasco da Gama durch die Kieler Förde, als wolle sie sich Zeit nehmen für den Abschied. Die Ostsee ruft, während die Ufer der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt mit einem letzten Gruß zurückwinken. An Deck mischt sich die salzige Luft mit einer leisen Aufregung – denn die Reise führt nordwärts, dorthin, wo die Häuser in kräftigen Farben leuchten, die Menschen entspannt lächeln und Zimtschnecken Kultstatus genießen. Vorbei an Mönkeberg und Laboe zieht das Schiff in ruhigem Tempo seine Bahn. Zwischen Sonnenliege, sanftem Wellengang und dem ersten Dinner an Bord wird schnell klar: Diese Fahrt ist mehr als ein Ortswechsel – sie ist eine Liebeserklärung an den Norden, ein Kurs auf skandinavische Gelassenheit und atemberaubende Fjordlandschaften.

Die Vasco da Gama sticht mehrmals jährlich von Kiel oder Hamburg Richtung Skandinavien in See

Ein Schiff mit Charakter

Der bevorstehende Seetag die perfekte Gelegenheit, das Schiff kennenzulernen. Schon beim ersten Schritt an Bord spürt man: Die Vasco da Gama ist anders. Kein überladener Vergnügungsdampfer, keine endlosen Warteschlangen – sondern ein stilvolles Refugium auf Zeit, das mit Charme und Ruhe durch die Wellen gleitet. Die Kabinen sind nicht überkandidelt und bieten alles, was man für eine entspannte Reise braucht.

Viel Wohlfühlcharakter verströmen die Bars und Cafés an Bord der Vasco da Gama

Raum für Genuss und Entspannung

Mit ihren 219 Metern Länge und 31 Metern Breite bietet die Vasco da Gama, das Flaggschiff von nicko cruises, Platz für rund 1.000 Gäste – genug Raum für Komfort, ohne die Intimität zu verlieren. Fünf Restaurants und sieben Bars verwöhnen kulinarisch, während Spa-Bereich, Sauna, und Dampfbad für Wohlbefinden sorgen. Wer aktiv bleiben möchte, findet im Fitnessstudio sein Gleichgewicht. Zwei Pools sowie Whirlpools laden zum Verweilen ein.

Die Kleine Meerjungfrau ist eine überschätzte Attraktion in Kopenhagen

Kurs auf Kopenhagen

Nach 1.246 Seemeilen – etwa 2.300 Kilometern – erreicht das Schiff seine erste Station: Kopenhagen. Die dänische Hauptstadt empfängt ihre Gäste bei Bilderbuchwetter wie ein stilvoller Hipster – charmant, modisch und mit einem Hauch Understatement. Zwischen farbenfrohen Fassaden am Nyhavn und dem futuristischen Opernhaus, das sich wie ein Raumschiff an die Hafenkante schmiegt, bewegt man sich mühelos zwischen Märchenwelt und urbaner Eleganz.

Zwischen Kult und Kuriositäten

Die kleine Meerjungfrau? Nun ja – wirklich klein. So winzig, dass man sie beinahe übersieht. Vielleicht liegt das auch an der Traube leicht ernüchterter Touristen, die sich bemühen, das Wahrzeichen durch kreative Kameraperspektiven größer wirken zu lassen. Und dann gibt es Christiania – jenes alternative Viertel, das wirkt, als hätte ein Musikfestival beschlossen, einfach nie zu enden. Hier begegnet man farbenfrohen Fassaden, entspannten Seelen und einer Atmosphäre, in der Regeln eher als freundliche Empfehlungen verstanden werden.

Malerisch ist Ulvik am Ende des Hardangerfjords gelegen

Kurs auf Kristiansand

Nach etwa 147 Seemeilen – rund 270 Kilometern – erreicht man Kristiansand. Die 1641 gegründete Küstenstadt scheint für einen Moment zu vergessen, dass Norwegen eigentlich für dramatische Fjorde, Fischreichtum und frostige Temperaturen steht. Am Stadtstrand Bystranda recken sich gar Palmen gen Himmel. Und mit den meisten Sonnenstunden des Landes sowie als Geburtsort von Kronprinzessin Mette-Marit hat Kristiansand durchaus Grund zur Selbstzufriedenheit.

Posebyen & Kulturgenuss

Posebyen, die Altstadt, wirkt wie ein skandinavisches Miniaturwunderland: weiße Holzhäuser säumen gepflasterte Gassen. Kulturbegeisterte finden im Konzerthaus Kilden ein architektonisches Highlight aus Holz und Glas – drinnen hebt sich der Vorhang für Oper, Jazz und Theater. Die gegenüberliegende Hafenpromenade Fiskebrygga ist die kulinarische Anlaufstelle der Stadt. Hier treffen fangfrischer Fisch und hungrige Genießer aufeinander.

Überaus pittoresk gibt sich das kleine Lillesand

Lillesand – das charmante Kleinod

Etwa 25 Kilometer außerhalb liegt Lillesand – ein Ort, der aussieht, als hätte man ein nordisches Bilderbuch aufgeschlagen. Die Innenstadt besteht aus wenigen Straßen, die sich vermutlich alle beim Vornamen kennen, und einem kleinen Hafen, der sich selbstbewusst als Zentrum versteht. Auf einem Hügel thront in weißen Lettern der Schriftzug „Lillesand“ – ein nordisches Augenzwinkern in Richtung Hollywood. Der Name bedeutet „kleiner Strand“ – und ja, den gibt es hier wirklich.

Zwischen Wanderschuhen und Fjordblick

Nächster Halt: Sandnes. Die Stadt mit ihren rund 85.000 Bewohnern liegt eingebettet zwischen glitzerndem Fjord, sanften Hügeln und dem stillen Verdacht, dass Wanderschuhe hier zur Grundausstattung gehören. Der Dalsnuten erhebt sich auf 323 Metern – kein Riese, aber ein Gipfel mit Charakter. Wer ihn erklimmt, versteht, warum die Norweger nicht viel reden: Die Aussicht übernimmt das Gespräch.

Sandnes ist kein Ort für große Gesten, sondern für stille Entdeckungen. Die Kvadrat Shopping Mall mag der größte Konsumtempel Norwegens sein, doch das wahre Flair findet man entlang der Langgata. Dort laden überdimensionierte Holzstühle zum Verweilen ein, während das rote Rathaus am Hafenbecken charmant ins Blickfeld rückt.

Kontraste und Kühnheit

Nur einen Katzensprung entfernt liegt Stavanger – deutlich bekannter, deutlich bunter. Die Stadt wirkt, als hätte ein nostalgischer Street-Art-Künstler die Regie übernommen. In Gamle Stavanger reihen sich über 170 weiße Holzhäuschen so eng aneinander, dass man beim Vorbeigehen fast automatisch die Fenster poliert. Und dann: Fargegaten. Eine Straße, die aussieht, als hätte ein Regenbogen Urlaub gemacht.

Preikestolen – Bühne der Natur

Und als wäre Stavanger nicht schon Highlight genug, wartet der Preikestolen. Eine Felskanzel, 604 Meter über dem Lysefjord, die aussieht, als hätte die Natur selbst ein Podium für Sonnenuntergänge geschaffen. Der Weg dorthin verlangt etwas Ausdauer – aber oben angekommen, wird man zum Dichter, Denker und Naturfreund in einem Atemzug.

Auch aus der Luft lässt sich das Städtchen Ulvik am Hardangerfjord entdecken

Ulvik – Apfelträume am Fjord

Ein Kontrastprogramm bietet Ulvik, rund 100 Kilometer entfernt. Das beschauliche Dorf am Hardangerfjord zählt gerade einmal 580 Einwohner – und deutlich mehr Apfelbäume. Wer hierher kommt, sucht keine urbanen Reize, sondern die stille Poesie einer Landschaft, die sich selbst genügt. Die Region ist berühmt für ihre Obstkultur, insbesondere für Apfelwein, der in drei Hofkellereien verkostet werden kann.

Bergen – wo Regen zum Stilmittel wird

Letzter Hafen dieser Reise: Bergen. Eine Stadt, in der Regenschirme zur Grundausstattung gehören und die Sonne als scheues Fabelwesen gilt. Doch selbst im Dauerregen versprüht Bergen Charme. Zwischen der Bergenhus Festung und dem Fischmarkt liegt Bryggen – ein Ensemble aus bunten, schiefen Holzhäusern, UNESCO-Weltkulturerbe und Bilderbuch-Norwegen in Reinform.

Zum höchsten Punkt der Stadt, dem Ulriken (643 Meter), gelangt man per Seilbahn mit 8,5 Metern pro Sekunde. Wer alle sieben Berge rund um Bergen erklimmen will, sollte 15 Stunden einplanen und gute Schuhe mitbringen. Oben angekommen, versteht man, warum die Wolken hier so gerne verweilen: Es ist einfach zu schön, um weiterzuziehen.

Abschied mit Aussicht

Wäre da nur nicht das zeitliche Limit für den Landgang. Schließlich ruft die Vasco da Gama zur Schlussetappe in Form eines Seetags, bevor es in der Hansestadt Hamburg heißt: „Moin und tschüss bis zum nächsten Mal!“

www.nicko-cruises.de

Alle Bilder Copyright: Karsten-Thilo Raab

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Karsten-Thilo Raab ist freier Reise-Journalist, Autor und Fotograf für eine Vielzahl von Zeitungen, Magazinen und ist immer wieder auch für uns tätig. Zudem hat er als Autor bislang mehr als 120 Bücher verfasst bzw. an diesen mitgewirkt.