Die UNESCO-Weltkulturerbestadt Salzburg ist eine Kleinstadt mit Weltformat von einem ausgezeichneten Ruf für hochkarätige Musik- und Kulturveranstaltungen. Fürsterzbischöfliches Erbe findet sich in der Lebenskultur und in den Kirchen der Altstadt wieder, während zeitgenössische Strömungen und Kunst die vermeintlich klassisch-konservative Fassade aufbrechen. Eine Stadt zwischen verwurzelten Traditionen und pulsierender Lebendigkeit.
Innerhalb vieler Jahrhunderte konnte die Salzburger Bevölkerung ein Bewusstsein und (Selbst-)Verständnis für Musik und Kultur entwickeln, wie es in kaum einer anderen Stadt der Fall ist. Die überschaubare Größe Salzburgs, das Erbe der Fürsterzbischöfe und ein breites Angebot vieler Stilrichtungen haben dazu geführt, dass neben traditionsreichen Festspielen auch zeitgenössische Akzente Platz finden – denn wo ein fundiertes Interesse herrscht, da ist auch Raum für Experimente. 2023 zeigt, wie die Brücke zwischen Alt und Neu, Klassischem und Ungewöhnlichem geschlagen wird.
Mozart – Am Puls der Zeit(losigkeit)
Wolfgang Amadé Mozart ist in vielerlei Hinsicht ein Aushängeschild. Ihm verdankt Salzburg noch heute den internationalen Ruf als Musikstadt, seine Kompositionen bringen Kinder weltweit in Berührung mit Klassik und machen ihn zur umsatzstarken Marke. Die Stiftung Mozarteum weiß um die Verantwortung als Hüterin des Schatzes „Mozart“ und kümmert sich um die Wahrung und Verbreitung seines kulturellen Erbes. Mit der Mozartwoche läutet sie offiziell das Musikjahr ein und erstellt rund um den Geburtstag des genius loci ein hochkarätiges Programm mit namhaften Künstlern. Unter den Veranstaltungen finden sich auch immer zeitgenössische Produktionen oder Interpretationen, die das Schaffen Mozarts einem breiten Publikum öffnen soll. Der Intendant der Mozartwoche, Rolando Villazón, gibt diesem Ansatz einen Namen: Unter dem Titel „Trazom!“ (Mozart rückwärts gelesen) finden sich Crossover-Produktionen wie „Briefe und Musik“, „Würstel Amadé Mozart“ oder die Neuproduktion „Der alte Baum“ im Salzburger Marionettentheater, welche die Anliegen der Generation „Fridays For Future“ ins Zentrum stellt.
- Mozartwoche, 26. Jänner bis 5. Februar 2023, www.mozartwoche.at
- Auf den Spuren Mozarts mit „Stadtwandern: Mozart“, www.salzburg.info/stadtwandern
Festspiele: Das Aushängeschild im 21. Jahrhundert
Dass die Festspiele Salzburg zu den Leuchttürmen europäischer Kultur zählen, ist eine unangefochtene Tatsache. Seit über 100 Jahren vereint das Festival Oper, Schauspiel und Konzert und verwandelt Salzburg über sechs Wochen in einen eigenen kleinen Kosmos. Eine Stärke der Festspiele sind aufwendige zeitgenössische Stücke und Inszenierungen, die den Diskurs zum Thema Kultur, Moderne und Machbarkeit lebendig mitgestalten. Der Klassiker „Jedermann“ löste etwa in der Inszenierung 2021/2022 eine Diskussion über
Genderneutralität aus. Im Jahr 2023 darf sich das Publikum auf eine Neuinszenierung und die Neubesetzung von Michael Maertens als Jedermann und Valerie Pachner in der Doppelrolle als Buhlschaft und Tod freuen.
Schon in den Wochen davor setzen die Festspiele zu Ostern und Pfingsten starke kulturelle Zeichen. Mit dem Wechsel der Intendanz von Christian Thielemann zu Nicolaus Bachler kommt neue Initiative in die Osterfestspiele. Statt eines Residenzorchesters lädt Bachler jedes Jahr ein anderes hochkarätiges Orchester ein, um mit dem eigenen Klang und Charakter das Festival mitzugestalten. Das Gastorchester 2023 ist das Leipzig Gewandhaus Orchester unter der Leitung von Andris Nelsons. Passend dazu beginnt die Neuorientierung der Osterfestspiele mit dem in Leipzig geborenen Richard Wagner: „Tannhäuser“ kommt mit Jonas Kaufmann, Marlis Petersen und Elina Garanca auf die Bühne des Großen Festspielhauses. Die Felsenreitschule wird der ungewöhnliche Austragungsort für „Dreams“, die erste zeitgenössische Tanzproduktion, die jemals bei den Osterfestspielen gezeigt wurde.
50 Jahre ist es her, dass der in Salzburg geborene Stardirigent Herbert von Karajan die Pfingstfestspiele ins Leben gerufen hat. Seit 1998 sind sie Teil der Salzburger Festspiele, seit 2012 und bis voraussichtlich 2026 zeichnet Cecilia Bartoli als künstlerische Leitung für die Programmierung verantwortlich.
- Osterfestspiele Salzburg, 1. bis 10. April 2023, www.osterfestspiele.at
- Pfingstfestspiele Salzburg, 26. bis 29. Mai 2023, www.salzburgerfestspiele.at
- Salzburger Festspiele, 20. Juli bis 31. August 2023 www.salzburgerfestspiele.at
Barocke Räume neu gedacht
Das Historische Zentrum der Stadt Salzburg wurde 1997 mit dem Titel „UNESCO-Weltkulturerbe“ ausgezeichnet. Neben der Bedeutung Salzburgs als Musikmetropole und Geburtsstadt von Wolfgang Amadeus Mozart waren für die Verleihung auch die Einzigartigkeit der Altstadt und der fürsterzbischöflichen Architektur der Stadt ausschlaggebend. Keine Stadt nördlich der Alpen trägt mehr Barock zur Schau, als Salzburg mit seinen fünf Plätzen und den vielen Sehenswürdigkeiten und Kirchen inmitten der Altstadt. Das Kompetenzzentrum für den Barock und das Erbe der Stadt ist seit 2014 das DomQuartier, in dem eine aktuelle Ausstellung dem letzten Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo (1772-1803/1812) gewidmet ist. Die Geschichte des Hauses wird auch in der Ausstellung anlässlich 100 Jahre Residenzgalerie beleuchtet. Den Gegenpol zum Barock finden Besuchende in einer Kunstgalerie, die gleichfalls in diesem Jahr ein Jubiläum begeht: 2023 feiert das Museum der Moderne 40 Jahre Standort Altstadt (Rupertinum). 2004 kam der Standort Mönchsberg hinzu, 2023 bekommt die Institution mit Harald Krejci einen neuen Direktor und damit frische Impulse. Auch abseits von Museen überrascht Salzburg mit zeitgenössischer Kunst. So zeigen die 13 Kunstinstallationen des „Walk of Modern Art“, wie gut sich die barocke Altstadt als Kulisse für moderne Kunst eignet. Die frei zugänglichen Skulpturenparks im Schlosspark Arenberg, der ARTSPACE vor der Berchtoldvilla oder der Skulpturenpark LEUBE in St. Leonhard/Grödig verbinden zusätzlich die Historie der Stadt mit den Gedanken der Zukunft.
- 100 Jahre Residenzgalerie Salzburg, DomQuartier, 7. Juli 2023 bis 7. Jänner 2024, www.domquartier.at
- Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo, Reformer an Salzburgs Zeitenwende, DomQuartier, 26. November 2022 bis 29. Mai 2023, www.domquartier.at
- 40 Jahre Museum der Moderne Salzburg, www.museumdermoderne.at
- Kunst im öffentlichen Raum: www.salzburg.info/creative
Titelbild: Tourismus Salzburg GmbH