„Kennen Sie Bonhomme? Es ist der offizielle Vertreter des Quebecer Winterkarnevals. Weiss wie Schnee, mit einer roten Haube und einer Schärpe verkörpert der dicke, gutmütige Bonhomme die Lebensfreude der Quebecer. Es seien drei umtriebige Geschäftsleute gewesen, die in der kalten Jahreszeit die Einwohner von Quebec City aus ihren Häusern locken wollten und auf die Idee kamen, mitten im Winter einen Karneval zu veranstalten. Ganz uneigennützig war das nicht – die Menschen sollten Geld ausgeben und dadurch die lahmende Wirtschaft ankurbeln, und natürlich feierten sie selbst auch gerne. Das war 1893. Mit einigen Unterbrechungen findet der Winterkarneval seitdem immer im Februar statt.
Am 7. Februar 2025 startet die 71. Ausgabe des Spektakels mit unzähligen Veranstaltungen, zu denen trotz eisiger Temperaturen – häufig im zweistelligen Minus-Bereich – über eine Million Besucher erwartet werden.
Der von einer intakten Stadtmauer umgebene Kern der historischen Altstadt mit seinen engen kopfsteingepflasterten Gassen, unzähligen kleinen Läden und Restaurants ist immer noch weihnachtlich geschmückt. Richtig verwunschen wird es, wenn Schneeflocken tanzen und das Quartier unterhalb des „Chateau Frontenac“, einem imposanten Luxushotel, in ein Winter Wonderland verwandeln.
Der mächtige St. Lorenz-Strom, über dem das „Chateau Frontenac“ majestätisch thront, ist am 9, Februar wieder Schauplatz des „La course en canots“. Männer und Frauen, eingepackt in dicke Neopren-Anzüge, wollen mit Kanus die andere Seite des Flusses erreichen, von der sie im Dreieck wieder zurück zum Ausgangspunkt müssen. Die starke Strömung und dicke Eisschollen machen das Unterfangen zu einer wirklich gefährlichen Sache. Voller Einsatz ist gefragt, wenn sich die Eisbrocken zu einer zusammenhängenden Masse zusammenschieben. Die Besatzungen versuchen dann, mit einem Bein das Kanu voranzubringen oder sie springen gleich ganz auf die tückisch schwankende und brüchige Eismasse und zerren das Boot über die Schollen. Es grenzt an ein Wunder, dass es die Crews rechtzeitig zurück ins Kanu schaffen und die Boote nicht von den Eisschollen zerdrückt werden. Mit dem verrückten Kanurennen erinnert das französischstämmige Quebec an die Zeit, als der Strom mangels Brücken nur mit einem Boot überquert werden konnte.
Seine ausgelassene und fröhliche Seite zeigt der Karneval beim Festumzug durch das Stadtviertel Charlesbourg. Ein Zug aus Festwagen, Musikgruppen und Figuren schiebt sich über den von Zuschauern gesäumten Boulevard. Wären da nicht Dunkelheit und Schneetreiben, könnten Erinnerungen an den Karneval im Rheinland aufkommen. Auf einem Wagen schaukeln auf langen Stangen montierte Wolfsköpfe wie Ungeheuer und erschrecken die Zuschauer, und auf dem nächsten Gefährt musizieren Saxophonisten und Schlagzeuger. Klar, auch Bonhomme ist dabei und grüßt, ganz wie ein Karnevalsprinz, winkend die Menge.
Ihm zu Ehren wird gegenüber dem Parlamentsgebäude auch jedes Jahr ein prächtiger Palast aus Eis errichtet. 5 600 Blöcke, jeder mehr als einen Meter lang und 75 Zentimeter hoch, werden akkurat zusammengesetzt. Die Eisburg ist begehbar, und gegen die Kälte und für gute Stimmung fließt jede Menge Caribou, eine lokale Glühweinspezialität.
Auch ganz ohne Karneval ist das winterliche Quebec eine Reise wert. Skipisten sind so nah an der Stadt, dass sich Städtetrip und Skiurlaub perfekt kombinieren lassen. Langlaufloipen gibt es in den städtischen Parkanlagen, und wer zum Abfahrtslauf tendiert, erreicht präparierte Pisten in weniger als 30 Minuten vom Stadtzentrum aus.
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