Victoria – Die kleinste Hauptstadt der Welt

Urs Huebscher Von Urs Huebscher
7 Min. Lesezeit

Willkommen in Victoria: An der Nordostküste Mahés, auf einer Seite von steilen Berghängen eingefasst, liegt die Hauptstadt der Republik der Seychellen. Trotz der romantisch-verträumten Lage ist die Stadt Mittelpunkt des öffentlichen Lebens der Inselnation. Die lediglich zwei Dutzend Strassen und Gassen unterstreichen die Gemütlichkeit nicht nur der Stadt, sondern auch des Wesens der Seycheller.

Schönheit wirkt im Stillen: In Mahés Hauptstadt entspannen die Urlauber fernab von Parkhäusern oder Leuchtreklamen. Mit etwa 25’000 Einwohnern stellt sie dennoch die grösste Ansiedlung und einzige Stadt der Seychellen dar. Ihre Gründung geht auf französische Siedler im Jahr 1778 zurück. Den Namen erhielt sie wiederum von Briten, die damit ihrer Königin huldigten.

Arul Mihu Navasakthi Vinayagar Temple

Foto: Seyvillas

Besucher aus aller Welt bestaunen und fotografieren am einzigen Hindutempel auf den Seychellen besonders das figurengeschmückte Portaldach. Seit 1992 beten etwa 5000 Hindus in dem knallbunten Lichtfang an der Quincy Street. Der Name des Heiligtums leitet sich von Lord Vinayagar, dem Hindugott für Sicherheit und Wohlstand, ab. Ausserhalb der stattfindenden Zeremonien sind Gäste in der kleinen Tempelanlage willkommen, wenn sie ihre Schuhe ausziehen und am Eingang abstellen.

Bel Air Cemetery

Foto: Seyvillas

In einer Art Talkessel mit verfallenen Grabstätten und Sarkophagen ruhen die ersten Bürger aus der Gründerzeit Victorias – darunter laut Sage auch der «Riese von Bel Air». Der Volksmund erzählt, dass er bereits als Sechzehnjähriger fast drei Meter gross war. Ganz alleine trug er Fischerboote an Land und hob einen Sack Reis mit nur einem Finger. Seine Ruhestätte erkennen die Besucher an einem doppelt so langen Grab im erhöhten Teil des Friedhofs. Der Bel Air Cemetery gehört zu den nationalen Denkmälern der Seychellen.

Bicentennial Monument

Foto: Seyvillas

Diese Statue aus weissem Mauerwerk thront inmitten des Freedom Square, der Kreuzung am Ostende der Independence Avenue. Das Monument besteht aus drei Paar ausgedehnten weissen Flügeln. Der italienische Künstler Lorenzo Appiani errichtete das Monument 1978 anlässlich des 200. Geburtstags von Victoria. Die drei Flügel symbolisieren die Herkunft der Bevölkerung der Seychellen und stehen für die Mischung aus ethnischen Gruppen dreier Kontinente: Afrika, Europa und Asien.

Clock Tower

Foto: Seyvillas

Mitten auf der Kreuzung von Independence Avenue und Albert Street steht der Clock Tower, auf Kreol «Lorloz» genannt. Das heutige Wahrzeichen der Inselhauptstadt thront hier schon seit 1903, als es zu Ehren der Queen entstand. Fälschlicherweise bezeichnen ihn Reisende oft als «Little Big Ben». Er orientiert sich aber eigentlich am Uhrenturm, der in London an der Kreuzung Victoria Street und Vauxhall Bridge Road steht. Allerdings gibt es eine Besonderheit: Er schlägt stündlich gleich zwei Mal.

Cathedral of Our Lady of Immaculate Conception

Foto: Seyvillas

Die grösste katholische Kirche der Seychellen steht etwas erhöht am Rande der Stadt. Nach ihrer Fertigstellung 1892 gaben die Gläubigen ihr den Namen «Kathedrale der Empfängnis». Mitte der Neunzigerjahre renovierte der von den Seychellen stammende Architekt Gilbert Frichot die Kirche. Neben der Kathedrale steht das 1934 erbaute zweigeschossige Priesterwohnhaus La Domus. Es besteht aus Granitstein und gilt als eines der beeindruckendsten Bauwerke der Seychellen.

Kenwyn House

Foto: Seyvillas

Das 1855 erbaute Kenwyn House gehört nach der stilgetreuen Renovierung sicher zu den schönsten Bauwerken französischer Kolonialarchitektur. Der Garten mit vielen Palmen und einem Brunnen spiegelt den eleganten Stil wider. Im Inneren gibt es ein exklusives Souvenirgeschäft, das edle Mitbringsel wie südafrikanischen Schmuck anbietet. In der dazugehörigen Galerie finden Kunstausstellungen seychellischer Maler statt. Der Eintritt in das Kenwyn House ist frei.

Moschee von Victoria

Foto: Seyvillas

Innerhalb der Vielzahl an Glaubensrichtungen, die auf Mahé harmonisch nebeneinander existieren, befindet sich auch ein kleiner muslimischer Bevölkerungsanteil. Die vergoldete Kuppel der kleinen Moschee in Victoria leuchtet schon von Weitem aus dem umgebenden Grün. Die Moschee liegt in fussläufiger Entfernung südlich vom Stadtzentrum.

National Cultural Centre

Foto: Seyvillas

Hier besteht die Gelegenheit, mehr über die Geschichte und Entwicklung der Stadt zu erfahren. Wer prähistorische Landkarten, einstige Feuerwaffen und weitere Gebrauchsgegenstände erkunden möchte, ist im modernen Gebäude der Nationalbibliothek genau richtig.

National Botanical Gardens

Foto: Seyvillas

Das grüne Juwel im Süden der Stadt verschafft einen Überblick über die prachtvolle Seychellen-Flora. Hier wachsen rund 500 Pflanzen, darunter knapp 40 Palmenarten. Highlights sind Brotfrucht-, Papaya- und Muskatbäume, indische Tamarinden und der Kanonenkugel-Baum. Viele exotische Nutz- und Zierpflanzen und natürlich die berühmte Coco-de-Mer-Palme gehören ebenso zu den potenziellen Foto-Objekten. Der Orchideengarten umfasst rund 150 Arten.

National Library Building

Foto: Seyvillas

Der moderne Stahl- und Glasbau an der Ecke Francis Rachel Street zur 4th June Avenue beherbergt eine umfangreiche Bibliothek. Wer mag, vertieft sich hier in interessante Themen wie die Geschichte, Geografie oder Literatur der Seychellen. Das seit 1995 hier vorhandene Archiv ist öffentlich zugänglich und der Eintritt kostenlos.

Seychelles Natural History Museum

Foto: Seyvillas

In der Independence Avenue befindet sich ein kleines Museum für geschichtlich Interessierte. Das prominenteste Ausstellungsstück ist der «Stein der Inbesitznahme». Er symbolisierte im Jahr 1756 die Inbesitznahme der Seychellen durch das französische Königshaus. Ausserdem unter den Exponaten: ein etwa 180 Millionen Jahre alter Granitstein. Dieser dient als Beweis, dass das Gestein der Seychellen zu den ältesten Erdformationen überhaupt zählt.

St. Paul’s Cathedral

Foto: Seyvillas

Dieses Gotteshaus an der Revolution Avenue ist die älteste und grösste anglikanische Kathedrale der Seychellen. Sie gilt inzwischen als zweites Wahrzeichen des Archipels. 1859 weihte der erste anglikanische Bischof von Mauritius die Kathedrale. Im Jahre 1920 bildeten die Seychellen mit Mauritius eine eigene Diözese, der zweite Bischofssitz liegt seitdem in St. Paul. 800 Gläubige fasst die Kathedrale seit der Renovierung Anfang des 21. Jahrhunderts.

Sir Selwyn Selwyn Clarke Market

Foto: Seyvillas

Seinen Namen verdankt das 1840 erbaute Marktareal einem französischen Gouverneur: Er errichtete die Stände und stellte sie den Bauern und Fischern zur Verfügung, um hier ihre Ware zu verkaufen. Bereits in den frühen Morgenstunden tummeln sich hier die Besucher. Die bunte Vielfalt reicht von Fisch, Gewürzen, Gemüse und Obst bis zu handwerklichen Arbeiten. Chilis, Sternanis, Tamarinden sowie Zimt- und Vanillestangen verbreiten hier ihre Aromen. Limonen, Bananen und Papayas bieten tolle Fotomotive.

Fotos: Seyvillas

www.seyvillas.com

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Urs Huebscher ist seit vielen Jahren Chefredaktor und Head of des PRESTIGE Travel Magazin. Er reist seit mehr als zwanzig Jahren durch die ganze Welt und hat fast alle Ecken dieser Welt schon gesehen. Seine Reportagen sind in den Print-Ausgaben des PRESTIGE Travel und im Luxus-Magazin PRESTIGE sowie auf deren Online-Seiten zu lesen. Weiter ist er Mitglied der Vereinigung Swiss Travel Communicators, dem führenden Schweizer Netzwerk für Reisejournalismus.