Strand, Natur und Kulturgenuss an der Oberen Adria

Urs Huebscher Von Urs Huebscher
7 Min. Lesezeit

Mit kilometerlangen Stränden, intakten Lagunen, lebhaften Badeorten und der von ihrer Lage am Schnittpunkt dreier Kulturen geprägten Metropole Triest besitzt die im äußersten Nordosten Italiens gelegene Region Friaul-Julisch Venetien Kulissen für alle Facetten italienischen Badeglücks. Zum echten Dolce Vita gehören außer Sonne und Meer natürlich auch kulinarische Freuden. Nachhaltig erzeugte regionale Produkte und Gerichte erkennen Reisende in Restaurants am Label „Io Sono Friuli Venezia Giulia“.

Foto: Francesco Marongiu

Sonneninsel mit Natur, Strand und Lagunenzauber

Auf der Sonneninsel Grado liegt das gleichnamige Seebad, dessen 120.000 Quadratmeter Strandfläche als einzige an der Adria gänzlich nach Süden ausgerichtet sind: Sogar im Herbst liegt kein Abschnitt im Schatten. Seit dem Jahr 2000 weht hier konstant die Blaue Flagge für beste Wasserqualität. Mit über 100 Inseln und den aus Pfählen, Schilfrohr und Stroh gebauten Fischerhäuschen, hier Casoni genannt, bildet die Lagune Grados einen einzigartigen Kultur- und Naturraum. Reiher, Blässhühner, Gänse und mehr als 320 andere Vogel- sowie 650 Pflanzenarten sind in den Naturschutzgebieten „Foce dell’Isonzo“ auf Grado und der Isola della Cona heimisch. Sie lassen sich zu Fuß, per Rad, mit dem Boot oder im Sattel erkunden, denn hier leben Camargue-Pferde – einige sogar frei in der Lagune. Ein weiterer Hotspot für Birdwatcher ist das Schutzgebiet „Cavalle Cavanata“ mit 260 Vogelarten.

Foto: Francesco-Marongiu

Bezaubernde Altstadt mit Hafen, Historie und Flair

Ein Labyrinth aus Gassen und kleinen Plätzen und der malerische Fischerhafen machen Grados Altstadt zu einem Stückchen Italien wie aus dem Bilderbuch. Hier reicht der Blick von den Alpen bis zum Mittelmeer – und tief in die Vergangenheit. Vor mehr als 2.000 Jahren begann in Grado das Leben, damals als Hafen der römischen Handelsstadt Aquileia. Ihre Überreste – darunter das wichtigste frühchristliche Bodenmosaik Italiens – sind als UNESCO-Weltkulturerbe ein faszinierendes, nur zehn Kilometer entferntes Ausflugsziel. Vor hundert Jahren wurde Grado zum Seebad der Habsburger, das Kaiser Franz-Joseph als „Perle der Adria“ pries. Heute lässt sich das einmalige Flair des Städtchens in den Meerwasserthermen, auf der Promenade, beim Aperol Spritz auf der Piazza, bei Weinproben und in den hervorragenden Restaurants erleben. Kulinarisches Markenzeichen Grados ist der köstliche Fischeintopf Boreto de la Graisana.

Foto: Fabrice Gallina

Pinienwälder und goldener Traumstrand

Eine zwischen der Adria und der Lagune von Marano gelegene Halbinsel bildet das Natur- und Badeparadies Lignano. Dank vielfältiger Vegetation und des unterschiedlichen Salzgehalts der Gewässer ist die Lagune Heimat einer reichen Vogel- und Unterwasserwelt. Gänse, Möwen, Schwäne, Reiher und Seeschwalben sind hier ebenso zu Hause wie Tintenfische, Goldbarsche und Rochen. Die Naturschutzgebiete „Valle Canal Nuovo“ und „Foci dello Stella“ bewahren dieses einzigartige Ökosystem, das Reisende bei geführten Touren und per Kanu erkunden können. Ein Lagunenaquarium ermöglicht die Beobachtung der Süß- und Salzwasserbewohner aus nächster Nähe. Natürliches Habitat und Glücksort des Menschen ist indes der acht Kilometer lange feinsandige Strand der Halbinsel, die Ernest Hemingway einst „mein kleines Florida“ nannte. Beste Wasserqualität und das seichte Wasser machen sie zum perfekten Ziel für Familien.

Foto: Ulderica-Da-Pozzo

Riviera, Pineta, Sabbiadoro: Drei Facetten des Glücks

War Lignano noch in den 1930-er Jahren nur auf dem Wasserweg erreichbar, sind seine drei Stadtteile heute Synonyme für adriatisches Urlaubsglück. Lignano Sabbiadoro ist der älteste Teil mit historischem Stadtzentrum, Einkaufsstraßen und der Terrazza a Mare: einer Terrasse mit Restaurant auf dem Meer, die über einen breiten Steg erreichbar ist. Pineta liegt in duftendem Pinienwald und wird für seine spiralförmige Straßenführung, die dezente Bebauung und seine Restaurants geliebt. An der Mündung des Tagliamento liegt mit Riviera der ruhigste, besonders bei Familien beliebte Stadtteil mit mediterraner Vegetation und Jachthafen. Ein zwanzig Kilometer langes Radwegnetz verbindet die drei Stadtteile miteinander. Neben dem goldenen Traumstrand, der Sabbiadoro einst den Namen gab, bieten Pinienwälder, Lagune und die Nähe zum malerischen Fischerdorf Marano Lagunare alle Zutaten sommerlichen Glücks.

Foto: Elio-e-Stefano-Ciol

Abtauchen in der Metropole der oberen Adria

Die pulsierende Hafenstadt Triest lockt nicht nur seit jeher Dichter, Denker und Kaffeehaus-Fans an die obere Adria, sie bietet auch Badefreuden – und das mitten in der Stadt. Das Strandbad „La Laterna“ stammt bereits aus der Zeit der k.-u.-k.-Monarchie, überdauerte Faschismus und zwei Weltkriege und bietet dank Zentrumsnähe und moderater Preise noch heute rund 3.000 Gästen am Tag Erfrischung im kühlen Nass – und wenn es nur auf einen Sprung nach Arbeit oder Sightseeing ist. Wer das Bade-Feeling intensivieren möchte, taucht in der Bucht von Sistiana ins kristallklare Wasser. Unterhalb von Kalksteinfelsen spenden Liegen und Bars Schatten, und auch Schnorchler finden hier ideale Bedingungen und weite Sicht vor. Das neue, stadtnahe am Sporthafen Monfalcone gelegene Strandbad La Spiaggia bietet mit Bar, Musik, WLAN und Schattenplätzen unter Schirmen und Baldachinen ein wahrhaft cooles Ambiente.

Foto: Fabrice-Gallina

Vom Kaffeehaus zu Klippen und Kastellen

Neben Buchten und Bädern liegen rund um Triest weitere Schätze, für die es sich lohnt, die Kaffeehäuser der Stadt zu verlassen. Klassischer Anziehungspunkt ist das im 19. Jahrhundert für Erzherzog Maximilian von Österreich erbaute Castello Miramare, das weite Blicke über den Golf von Triest öffnet. Vor der Küste liegt hier das Schutzgebiet Miramare mit besten Bedingungen zum Schnorcheln und Tauchen. Die Wurzeln des Castello di Duino der Fürsten von Thurn und Taxis reichen bis ins 14. Jahrhundert. Die Sisi und ihr Franz-Joseph, Rainer Maria Rilke, Victor Hugo, Franz Liszt und Johann Strauß logierten hier; an Rilkes Aufenthalt erinnert ein Panorama-Wanderweg von Duino nach Sistiana. Teile der Anlage können besichtigt werden, darunter der Park und die Palladianische Treppe im Schloss. Wer es romantisch mag, findet im malerischen Küstendorf Muggia mit bunten Häusern und venezianischem Flair sein Glück.

Weitere Informationen unter https://www.turismofvg.it/de/meer

Titelbild: Grado-Porto-San-Vito-©-Francesco-Marongiu

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Urs Huebscher ist seit vielen Jahren Chefredaktor und Head of des PRESTIGE Travel Magazin. Er reist seit mehr als zwanzig Jahren durch die ganze Welt und hat fast alle Ecken dieser Welt schon gesehen. Seine Reportagen sind in den Print-Ausgaben des PRESTIGE Travel und im Luxus-Magazin PRESTIGE sowie auf deren Online-Seiten zu lesen. Weiter ist er Mitglied der Vereinigung Swiss Travel Communicators, dem führenden Schweizer Netzwerk für Reisejournalismus.