Sissi-Fieber und Gartenpracht am Schloss Trauttmansdorff

Gärten und Schloss Trauttmansdorff
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Als Südtirols beliebtes Ausflugsziel fasziniert Schloss Trauttmansdorff vor den Toren von Meran durch seine Gärten und durch die enge Verbundenheit zur legendären Kaiserin Sissi.

Text und Bilder: Karsten-Thilo Raab

Sissi war hier. Nicht Romy Schneider, sondern die Echte, die legendäre Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn. Insgesamt viermal zog es die im Jahre 1837 in München als Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach geborene Monarchin zu Kuraufenthalten nach Meran. Gleich zweimal bezog Sissi dabei mit ihrem gut 100-köpfigen Hofstaat die eigens für sie prunkvoll hergerichteten Räumlichkeiten im Schloss Trauttmansdorff. Heute würde die Kaiserin wohl weder das Schloss noch dessen Umland wiedererkennen, auch wenn hier die Erinnerungen an ihre Besuche auf mannigfaltige Art und Weise bis heute aufrechterhalten werden. Im umgebauten Schloss befindet sich mit dem Touriseum das Südtiroler Landesmuseum für Tourismus, während sich direkt an den Prachtbau die grandiosen Gärten von Schloss Trauttmansdorff mit ihrem ungeahnten Pflanzenvielfalt anschmiegen.

Das Touriseum erzählt die Geschichte dieses Teils von Südtirol und spart dabei natürlich auch den Blick auf die berühmteste Bewohnerin des Schlosses nicht aus: Am 16. Oktober 1870 bezog Sissi hier gemeinsam mit ihrer damals zweijährigen, kränkelnden Tochter Marie Valerie Quartier. Acht Monate sollte dieser Aufenthalt andauern. Ungewöhnlich für eine Kaiserin, bezog die Monarchin nur wenige Räume des Schlosses, die jedoch wegen der grandiosen Aussicht auf das Etschtal, der wertvollen Kachelöfen, Fresken und kunstvoll verzierten Holzdecken zu den schönsten im gesamten Schloss zählten.

Sissi, die im Jahre 1889 noch einmal für sechs Wochen zu Gast im Schloss Trauttmansdorff sein sollte, lebte äußerst zurückgezogen, genoss aber gleichzeitig ausgiebige Spaziergänge und Wanderungen in Meran und in diesem malerischen Teil von Südtirol. Dem Aufenthalt der Kaiserin in Trauttmansdorff und der raschen Genesung ihrer Tochter ist es zu verdanken, dass Meran binnen kürzester Zeit Weltruhm als Luftkurort erlangte. In der Folge avancierte Schloss Trauttmansdorff zu einer begehrten Anlaufstelle für Blaublütige sowie die von Haben und Reichbachs dieser Welt.

Inzwischen längst vorbei sind die Zeiten, in denen die Schönen, Reichen und Geföhnten sich ein Stelldichein in der ehemaligen kaiserlichen Residenz gaben. Stattdessen reiften bei der Südtiroler Landesregierung zu Beginn der 1990er Jahre Pläne, das Schloss und das umliegende, zwölf Hektar große Areal in ein Museum nebst einem Botanischen Garten umzuwandeln. Im Jahre 2001 feierten die Gärten nach siebenjährigen Bauzeit Eröffnung. Ein Aufwand, der sich fraglos gelohnt hat. Schließlich stimmen Pflanzenliebhaber aus aller Welt und passionierte Sissi-Jünger seither zu Zehntausenden eindrucksvoll mit den Füßen ab und lassen das Schloss nebst Gärten zur meistbesuchten Besucherattraktion Südtirols avancieren.

Die „Sissi-Bank“, eine drei Meter lange weiße Marmorbank, die der einstige Schlossherr Baron von Deuster zur Erinnerung an die österreichische Monarchin unter einen alten Kastanienbaum aufstellte, ist heute der Mittelpunkt der neu angelegten Schlossterrasse. Auch eine „Sissi-Promenade“ ist rekonstruiert worden, auf der die Kaiserin ihre Spaziergänge gemacht haben soll. Dort darf natürlich auch eine Büste von Kaiserin Elisabeth nicht fehlen.

Gerade im Frühjahr blühen die Gärten von Schloss Trauttmansdorff im wahrsten Sinne des Wortes auf. Frühjahrsblüher wie Violen, Hyazinthen, Kaiserkronen, Magnolien, Vergissmeinnicht, Gänseblümchen, Goldlack und Isländischer Mohn leuchten in prächtigen Farben. Tausende von Tulpen und Narzissen schaffen ein einzigartiges Blütenmeer. Bald darauf erscheint alles in frischem Blattgrün, und ein paar Wochen später stehen schon die Rosen in voller Blüte und sorgen für einen farbenfrohen, duftenden Auftritt umrahmt von den schneebedeckten, bis zu 3.000 Meter hohen Bergkulisse der Texelgruppe.

Insgesamt 80 verschiedene Gartenlandschaften mit mehr als 3.000 Pflanzenarten aus aller Welt verteilen sich terrassenförmig in einem natürlichen Amphitheater mit Höhenunterschieden von bis zu 100 Metern. Zum Teil steile Wege führen durch die verschiedenen Themengärten und hinauf zur Sissi-Promenade sowie zum sogenannten Matteo Thun’schen Gucker, einer spektakulären Aussichtsplattform, und eröffnen dabei immer wieder neue Perspektiven auf die Pflanzenpracht.

Zum Eigenverständnis der Gärten von Schloss Trauttmansdorff gehört es, möglichst viele Vegetationstypen aus allen Teilen der Welt so zu präsentieren, wie sie an ihrem natürlichen Standort vorkommen und gedeihen. Zu den botanischen Besonderheiten die hier vor den Toren von Meran gedeihen, gehören mit der Versoaln, die älteste

Weinrebe der Welt, sowie ein 700 Jahre alter Olivenbaum. Für besondere Pracht sorgen zudem die 400 unterschiedlichen Rhododendren-Züchtungen in den Waldgärten und rund 280 verschiedene Hortensienarten.

Derweil vermitteln das Reisfeld unterhalb des Schlosses, die Teeplantage, Zierkirschen und der Japanische Garten asiatisches Flair mitten in Südtirol. Auf dem sogenannten Wüstenhügel ragen übermannshohe Kakteen, Sukkulenten sowie nordamerikanische Agaven eindrucksvoll in die Höhe, während Zitronen- und Orangenbäume den Gang über die Zitronenterrasse zu einem wahrlich duften Erlebnis avancieren lassen. Kaiserin Sissi würde es ganz sicher gefallen.

Allgemeine Informationen: www.meranerland.com

Informationen: Gärten von Schloss Trauttmansdorff, www.trauttmansdorff.it

Öffnungszeiten: Geöffnet sind die Gärten vom 1. April bis 15. Oktober täglich von 9 bis 19 Uhr, ab 16. Oktober bis 18 Uhr und vom 1. bis 15. November bis 17 Uhr.

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