Sifnos Die «stille Kraft» der Kykladen

Urs Huebscher Von Urs Huebscher
15 Min. Lesezeit

Weiss getünchte Pracht, tönerne Meisterwerke, köstliches Essen und alle Wunder der Kykladen warten in den Postkarten-Dörfern von Sifnos. Die 13 dauerhaft bewohnten Dörfer, alle in Reichweite zueinander, scheinen einem zuzuwinken, indem sie ihre eigenen Geschichten von Architektur, Küche, Traditionen, munteren Einheimischen und allem erzählen, was diese kykladische Insel so grossartig macht.

Noch nie von der Insel Sifnos gehört? Nun, Sie sind nicht allein – auch ich gehörte dazu und freue mich, Ihnen dieses wunderbare Geheimnis näherzubringen. Als Teil der Kykladen-Inseln trotzt Sifnos’ immense Schönheit ihrem bescheidenen Ruf. Eine Woche in einem der charmanten kleinen Hotels oder Villen wird zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Die kopfsteingepflasterten Gassen, die alabasterweissen Häuser, die Kirchen und Windmühlen mit den blauen Kuppeln scheinen alle von einer Postkarte einer typischen kykladischen Insel zu stammen. Darüber hinaus gibt es aber auch andere besondere Akzente – unter anderem Werkstätten, in denen auf pedalbetriebenen Töpferscheiben Vasen und Töpfe aus Ton geformt werden, bevor sie kunstvoll dekoriert und in Holzöfen gebrannt werden.

Die kleinen Details sind es, die ich am meisten genossen habe – ausserdem, und dies ist typisch für Sifnos, der unwiderstehliche Duft der lokalen Küche, der in gemütliche Tavernen einlädt. Und nicht zu vergessen der Empfang der Einheimischen, deren Herzlichkeit und Gastfreundschaft ebenso tief wie die Traditionen der Insel sind.

Eine Tour durch die verschiedenen Dörfer kann man überall auf Sifnos beginnen, aber der Hauptort Apollonia oder der Hafen Kamares sind dazu am besten geeignet. Der beste Weg, um die Insel zu erkunden, ist ein Auto zu mieten. Apollonia, die Hauptstadt von Sifnos, ist beeindruckend mit all den kleinen, weiss getünchten Häusern am Berghang. Jedes von ihnen scheint die reine kykladische Schönheit dieser magischen Insel einzufangen. Sie sind bereit, ihren Charme auf jeden auszustrahlen, der neugierig genug ist, um über die schönen Strände der Insel hinauszuschauen und nach dem zu suchen, was Sifnos wirklich bewegt. Was auch immer am meisten fesselt, es könnten die kleinen, weiss getünchten Gassen sein, die bunten Türen und Fensterrahmen oder die Bougainvillea und die Geranien in der Stadt. Bei einem Kaffee am Morgen oder einem Cocktail am Abend kann man nach Belieben darüber nachdenken – und bleibt dennoch unentschlossen.

So wie ich mich nicht entscheiden konnte, was meine beste Mahlzeit war: Tintenfisch mit Kapern, lokaler Käse, über Nacht in einem Tontopf gekochtes Lamm oder die Kichererbsensuppe – alle sind fantastisch.

Sifnos gehört zu den Kykladen-Inseln und liegt nordöstlich von Milos und westlich von Paros und Naxos. Es gibt keinen Flughafen, daher erfolgt die Anreise über das Meer. Die Insel ist mit dem Hafen von Piräus und den anderen Kykladeninseln sowie Kreta, Rhodos und anderen Dodekanes- und Ostägäischen Inseln verbunden. Je nach Zeit und Budget erfolgt die Anreise mit der Hochgeschwindigkeitsfähre oder mit der konventionellen, langsameren Fähre. In der Hauptsaison gibt es bis zu 38 Überfahrten pro Woche von Athen nach Sifnos. Die schnellste davon ist SeaJets, die etwas mehr als zwei Stunden dauert. Auch Santorini oder Mykonos wird durch SeaJets täglich bedient. Die Fahrt dauert etwa zweieinhalb Stunden und ist ideal für Schweizer, da die Ferienfluggesellschaft Edelweiss beide Inseln anfliegt.

Tor zu Sifnos – Kamares
Häfen sind nicht immer für ihre Schönheit bekannt, Kamares ist eine Ausnahme. Mit einem langen Sandstrand, der von schönen, weiss getünchten Gebäuden überragt wird, ist es ein schöner Ort. Dass der Haupthafen zu den erkundenswerten Dörfern zählt, sagt alles aus: Er ist gross genug, um Fähren zu empfangen, andererseits aber auch klein genug, um seinen kykladischen Reiz bewahrt zu haben. Kamares kombiniert kleine Gassen mit einer Uferpromenade von einladenden Fischtavernen. Die hiesigen Geschäfte bilden eine ideale Einführung in die Keramik-Kultur, und gleich am Dorf kann man einen der sandigsten Strände (mit einer blauen Fahne für Sauberkeit ausgezeichnet) für ein kurzes Bad nutzen. Der Strand ist im Sommer sicherlich nicht menschenleer, aber es gibt viel zu erleben und vor allem bei Familien ist er aufgrund des ruhigen, seichten Wassers beliebt. Darüber hinaus verfügt Kamares über die beste Verkehrsanbindung an den Rest der Insel.

Pulsierender Hauptort – Apollonia
Wer nach Annehmlichkeiten und Komfort (zusammen mit viel Charme) sucht, ist in Apollonia, der Hauptstadt von Sifnos, richtig. Mit den weissen Gebäuden und der netten Bevölkerung strahlt diese Stadt Charisma aus und bietet einen Einblick in das authentische Inselleben. Apollonia liegt etwa
sechs Kilometer landeinwärts von Kamares, sodass man auf einen Zugang zum Strand verzichten muss. Im Gegenzug geniesst man jedoch eine absolut traumhafte Lage mit einer Fülle an Annehmlichkeiten mit vielen Geschäften, Tavernen und Bars. Und nachts wird es so richtig lebendig: Unbedingt einen Besuch sollte man hier im «Okyalos», einem der besten Restaurants mitten in der lebhaften Altstadt mit mediterraner Küche und Spezialitäten aus Sifnos, einplanen. Apollonia wurde auf drei Hügeln im Herzen von Sifnos erbaut, ist authentisch und lässt sich nicht vollständig beschreiben.

Malerisches Dorf – Artemonas
In der Nähe von Apollonia wartet ein wahres Juwel von Sifnos. Der Spaziergang durch die gepflasterten Gassen ist ein einzigartiges Erlebnis, da man als Besucher einige der schönsten Herrenhäuser von Sifnos in den umzäunten grünen Gärten sehen kann. Die Promenade in allen Vierteln hält immer wieder Überraschungen bereit und das Bild dieser herrlichen Wohnanlage, wenn es in das schwache Licht des Nachmittags getaucht wird, wird sicherlich Ihre Seele berühren.

Alte Hauptstadt – Kastro
Östlich von Sifnos, thront auf einem Felssporn mit herrlichem Panoramablick auf die Ägäis Kastro. Die ehemalige Inselhautpstadt steht unter Denkmalschutz und ist eine der malerischsten Regionen von Sifnos. Das Leben hier verläuft seit der Vorgeschichte autonom und neben den vergangenen Zeiten gelingt es Kastro immer, etwas von seinem alten Glanz und Adel zu bewahren. Es war einst Hauptstadt von Sifnos und hat eine antike Zitadelle, deren Befestigung durch venezianische Mauern verstärkt
wurde. Ein Spaziergang durch die engen Gassen bietet Momente des einzigartigen Vergnügens! Man könnte sagen, dass an diesem Ort die Zeit stehen geblieben ist, während die Atmosphäre den Besucher einfängt, indem sie den Glamour der alten Zeiten von Sifnos überträgt. Die engen gepflasterten Gassen mit den niedrigen Steinbänken, die dunklen Arkaden, die alten Häuser mit den Holzbalkonen, die Wappen an den Eingängen, die alten Säulen, die später als architektonische Teile verwendet wurden, und die römischen Urnen aus Marmor, die man überall in der Stadt findet, bilden ein einzigartiges Erlebnis, an dem man teilhaben sollte. Einen herrlichen Blick hat man dabei auf die «Kirche der sieben Märtyrer». Diese charmante kleine Kirche ist eine der meistfotografierten in ganz Griechenland.

Kap von Chrissopigi
Folgt man der Fahrbahn Richtung Platis Gialos auf der Südseite von Sifnos und biegt man an der letzten Kreuzung vor Platis Gialos links ab, erblickt der Besucher eines der schönsten und berühmtesten Bilder der Welt, den heiligen Felsen von Chrissopigi. Der Anblick des kleinen Vorlandes mit dem Kloster Chrissopigi (1650), dem Beschützer von Sifnos, das stolz auf dem zerrissenen Felsen thront, raubt einem den Atem. Der heilige Fels mit dem schneeweissen Gebäude, die fast fehlende Vegetation, die Weite der Ägäis und die friedliche Pracht des Raumes bilden eine schöne Umgebung – ein wahrer optischer Genuss für den, der sich ihr gegenübersieht.

Fischerdorf Faros
Ein traditionelles Dorf an der Ostküste von Sifnos: Faros kombiniert ausgezeichnete (und preisgünstige) Meeresküche mit malerischer Kykladen-Architektur. Und dazu gibt es noch ganz in der Nähe des Dorfes wunderschöne Strände wie Fasolou und Glyfos. Ein Muss ist der 20 Minuten lange Spaziergang bis zur Panagia Chrysopigi. Das ist der Instagram- Star unter den Kirchen von Sifnos.

Charmantes Küstendorf Vathi
Wenn Sie sich jemals vorgestellt haben, wegzulaufen und in das Dorfleben einer abgelegenen griechischen Insel zu entfliehen, befanden Sie sich in Ihren Träumen wahrscheinlich irgendwo in Vathi (oder Vathy). Das Dorf mag klein sein, aber sein Charme und seine natürliche Schönheit machen
es zu einem grossartigen Ort für einen Aufenthalt auf Sifnos. Der Fischerhafen lädt mit seinem reichen Angebot an Stränden, Läden, Kirchen und anderen Wundern zum Verweilen ein. Das bekannteste Merkmal von Vathi ist der breite Sandstrand. Er ist flach und ruhig, ideal für Familien und nervöse Schwimmer. In der Nähe finden Sie auch zahlreiche Annehmlichkeiten wie Tavernen und Geschäfte.

Breiter Strand – Platis Gialos
In Platis Gialos auf der Südseite von Sifnos findet man einen der meistbesuchten Strände. Der Ortsname stammt aus dem Namen «Platys Aigialos» und bedeutet so viel wie breiter Strand. Der Strand wird seit Jahren mit der blauen Flagge ausgezeichnet. Wenn Nonstop-Surf, Sonne und Sand ganz oben auf der «Must-have»-Liste stehen, dann ist Platys Gialos eine gute Wahl. Die schlängelnde, sandige, hufeisenförmige Bucht wird von kristallklarem Wasser flankiert, das relativ ruhig und für Schwimmer sicher ist. Dank der Beliebtheit bei Sonnenhungrigen findet man eine gute Auswahl an Annehmlichkeiten. Im Sommer wetteifern Tavernen, Strandbars und Geschäfte um die Aufmerksamkeit. Neben dem schönen Strand befinden sich auch einige historische Sehenswürdigkeiten in der Nähe.

Aber nun wird es Zeit, sich auf das Essen zu konzentrieren, das überall auf der Insel hervorragend, aber hier besonders erwähnenswert ist. Stellen Sie sich vor, in einer Taverne an einem sandigen Strand zu sitzen, im grosszügigen Schatten der Tamarisken und mit den traditionellen Gerichten von Sifnos, die vor Ihnen ausgebreitet liegen: im Holzofen geschmorte Kichererbsensuppe, ein Auflauf aus saftigem Lammfleisch mit lokalem Wein und Dill. Das Restaurant «Cyclades» in Platis Gialos ist auf der ganzen Welt für seine geschmackvollen Rezepte bekannt! Die gemütliche Taverne im Zentrum wurde 1979 von der Familie Venakis gegründet, um die landwirtschaftlichen und tierischen Produkte vom eigenen Hof zu verarbeiten. Serviert wird traditionelle «Sifnos»-Küche und allgemeine griechische Küche mit Gemüse und Fleisch aus der eigenen Produktion. Unbedingt probieren sollte man hier Moussaka, gefüllt mit Reis und Schweinefleisch.

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Handgefertigte Keramik auf der Töpferscheibe
Keramik ist vielleicht das bekannteste Produkt von Sifnos. Die Insel hat seit der Antike eine grosse Tradition in der Töpferei, einer Kunst, die bis heute praktiziert wird. Sifnos gehört seit Hunderten von Jahren zum Lieferanten Griechenlands und des Mittelmeerraums für Haushaltszubehör und das Wort «tsikalas» (Töpfer) ist gleichbedeutend mit «Sifnos». Die Töpferkunst ist bis heute in der Werkstatt «En Sifno (In Sifnos)» von Giannis Apostolidis unveränderlich und wird von Generation zu Generation weitergegeben. Giannis repräsentiert die dritte Generation von Töpfern. Er ist erfahren und kreativ und übt die Töpferkunst aus, indem er seine Leidenschaft in seiner Töpferwerkstatt in der Gegend von Leivadas an der Hauptstrasse von Kamares nach Apollonia ausdrückt. Er ist täglich vor Ort und gilt als der Mann, der dem Ton Leben einhaucht, indem er mit Liebe, Fantasie und Leidenschaft Kochgefässe, Gebrauchsgegenstände (Teller, Becher, Aschenbecher oder ähnliches) und viele andere schöne und besondere Objekte aus Keramik fertigt. Den Besuchern ermöglicht er jederzeit selber Hand anzulegen.

Mein Unterkunftstipp
Amphitheatralisch erbaut in der ruhigen Bucht von Chrysopigi, neben der traditionellen Siedlung gleichen Namens und 200 Meter von den Stränden von Apokopto und Saoures entfernt, ist das Selana Suites ideal geeignet für Paare, Gruppen und Familien, die grosse Menschenmengen meiden und die
Kykladen auf die ruhigste und zivilisierteste Weise erleben möchten. Zabelis Panos und seine Frau kümmern sich persönlich um das Wohl ihrer Gäste. Selana Suites liegt circa sieben Autominuten von Apollonia und etwa vier Autominuten vom schönen Strand Platys Gialos entfernt. Von der Terrasse des Anwesens geniesst man einen herrlichen Blick auf den heiligen Felsen von Chrissopigi und dessen Kirche. Darüber hinaus ist das Selana Suites auch ein idealer Ausgangspunkt, um die über 100 Kilometer langen, markierten Wanderwege zu erkunden – angefangen mit dem, der nach einem 30-minütigen Spaziergang am Meer entlang nach dem nahegelegenen malerischen Hafen von Faros und seinen berühmten Fischtavernen beginnt (beide Tavernen sind sehr gut und befinden sich circa 450 Meter von der Anlage entfernt).

www.flyedelweiss.com
www.seajets.gr
www.sifnos.gr
www.westcyclades.com
www.selanasuites.com
www.okyalos-sifnos.gr
www.panostriarestaurant.gr
www.sifnosrestaurant.gr
www.apostolidis-ceramics.gr

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Urs Huebscher ist seit vielen Jahren Chefredaktor und Head of des PRESTIGE Travel Magazin. Er reist seit mehr als zwanzig Jahren durch die ganze Welt und hat fast alle Ecken dieser Welt schon gesehen. Seine Reportagen sind in den Print-Ausgaben des PRESTIGE Travel und im Luxus-Magazin PRESTIGE sowie auf deren Online-Seiten zu lesen. Weiter ist er Mitglied der Vereinigung Swiss Travel Communicators, dem führenden Schweizer Netzwerk für Reisejournalismus.