Sehnsuchtsziel Südsee

Detlef Berg Von Detlef Berg
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Französisch-Polynesien mit seiner traumhaften Inselwelt ist für viele Menschen das Sehnsuchtsziel schlechthin. Bereits im 19. Jahrhundert zogen die fernen Inseln Künstler und Schriftsteller in ihren Bann. Mit ihren Bildern und Worten zauberten sie die Vorstellung von einem unberührten Paradies in unsere Köpfe. Der Maler Paul Gaugin benötigte 1891 mehr als zwei Monate mit dem Schiff von Frankreich bis in den Südpazifik. Auch heute, wo die Welt dank Flugzeugen kleiner geworden ist, fühlen sich die 22 Stunden von Paris nach Tahiti schon an wie eine Ewigkeit.  

Die Inselwelt lässt sich am besten mit dem Schiff erkunden. Die „Aranui 5“, ein Frachtschiff, das die Inselgruppe der Marquesas versorgt, ist gleichzeitig mit komfortablen Kabinen für 200 Passagiere ausgestattet. Erste Station ist Fakarava, eine Insel, die zu den Tuamotus gehört und den Beinamen „Die Himmlische“ trägt. Dieser Name ist den Farben der Insel geschuldet – die azurblaue Lagune, die das Atoll umgibt, scheint als würde sie direkt in den Himmel übergehen.

Nach einem entspannten Tag auf See taucht am nächsten Morgen die eindrucksvolle Silhouette von Nuku Hiva auf. Die größte der Marquesas-Inseln präsentiert sich mit steil aufragenden bizarren Bergketten, die unvermittelt zur Küste abfallen. „Steile Felsküsten, deren mächtige Klippen die Brandung umtost, ab und zu tiefe Buchten, durch die man einen Blick auf die dicht bewaldeten Täler erhält, dazwischen die Ausläufer des Gebirges mit ihren üppigen Grasdecken, die sich von dem hohen zerklüfteten Inneren nach dem Meere senken“, so beschrieb der Schriftsteller Hermann Melville (1819 -1891) Nuka Hiva die Insel in seinem berühmten Roman „Moby Dick“.

Wir unternehmen eine kleine Wanderung und entdecken am Wegesrand eine archäologische Stätte, an der früher Feste gefeiert wurden. Höhepunkt sind dann aber die traditionellen Lieder und Tänze, die nur spärlich mit Baströckchen bekleidete Männer unter einem riesigen Banyan-Baum aufführen.

Zeit für das Mittagessen. Es kommt heute direkt aus der Erde aus einem Steinofen, und es ist reine Männersache. Wurzelgemüse wie Taro und Yams, Schweine- und Ziegenfleisch und Fisch werden in Bananen-oder Palmenblätter gewickelt und ohne Topf in einer Erdgrube mit heißen Steinen langsam gegart. Nach einem Dankgebet und Gesang startet das Festmahl – und es schmeckt verdamm gut.

Ua Pou, Hiva Oa und Tahuata heißen die nächsten Inseln. „Jede Insel ist anders, aber schön sind sie alle“, sagt Kapitän Arnaud Demesy, der seit sechs Jahren mit der Aranui 5 in dieser Inselwelt unterwegs ist.

Mit Hiva Oa erreichen wir dann die Insel, auf der sich der Maler Paul Gaugin als später auch der Sänger Jaques Brel niederließen. Es gibt ein Gaugin-Museum, und daneben befindet sich das Brel-Museum. Auf dem Calvaire-Friedhof sind auch die Gräber der beiden Künstler zu sehen.

Die Seele von Hiva Oa liegt im Tal von Puamau. Dort befinden sich uralte Zeremonienplätze, die nach Einführung des Katholizismus vernachlässigt und erst ab 1980 restauriert wurden. Zu sehen sind Tikis aus Stein, in denen die Ahnen weiterleben sollen. Mit fast 2,50 Metern ist der Tiki Takaii, das Steinbild eines Häuptlings, der größte seiner Art in Französisch-Polynesien.

Endstation Sehnsucht – so könnten wir zum letzten Inselbesuch dieser Schiffreise sagen. Es ist Bora Bora. Zur Begrüßung gibt es wieder eine Girlande aus duftenden Tiare-Blüten, und dann wartet schon Alex auf uns. Auf einer Rundfahrt zeigt er die schönsten Seiten seiner Insel. Abenteuerlich die Fahrt mit seinem Jeep ins Inselinnere. Auf einer Anhöhe greift er zur Ukulele und singt dazu herzergreifend ein polynesisches Lied – alle Klischees vom Südseetraum sind erfüllt.

Später setzten wir nach Motu Tapu über. Es ist eine jener kleinen Inseln, die rund um das Atoll auf der Kante des Riffgürtels aus der Lagune mit hoch aufragenden Kokospalmen aufragen, Postkartenmotive schlechthin. Man könnte beinahe glauben auf einer einsamen Robinson-Insel gestrandet zu sein, wäre da nicht am späten Nachmittag die Rückkehr zum Schiff.

WWW.ARANUI.COM

 

 

 

 

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Detlef Berg ist freier Reise-Journalist und reist seit Jahren durch die ganze Welt. Dabei hat er weit mehr als 100 Länder und alle Kontinente besucht. Über seine Reisen berichtet er in verschiedenen Tageszeitungen und Magazinen und sehr oft ganz exklusiv für uns. Weiter gehört er seit Jahren zu den Top-10 Reise-Journalisten in Deutschland.