Wir fernträumen uns in den Südwesten der USA, wo endlose Highways durch Weite und Kuriositäten am Wegesrand das Reiseherz füllen. Da, wo die Natur mithilfe von Zeit, Wind und Erosion bizarre Red Rocks geformt hat. Der Beehive State ist wie gemacht für einen Roadtrip mit Landschaften wie auf einem anderen Planeten, die einem wortwörtlich den Atem rauben. Utah, das sind fünf Nationalparks, neun nationale Monumente, 15 Skigebiete, 24 Dark Sky Parks & Places, 28 Scenic Byways, 44 State Parks – und dazwischen unendlich viele Abenteuer für alle vier Jahreszeiten. Wer Utah noch nicht bereist hat, dem wird es trotzdem vertraut vorkommen, denn seit den 1940er-Jahren hat sich dieser unglaubliche Winkel der USA dank Hollywood durch mittlerweile über 1’000 Blockbuster und TV-Serien wie «Forrest Gump», «Thelma & Louise» oder «Westworld» in die Herzen gespielt.
Während im Süden des 45. US-Bundesstaates, der 2021 unglaubliche 125 Jahre Gründungsgeschichte feiert, die ikonischen, «The Mighty 5®» genannten Nationalparks Arches, Bryce Canyon, Canyonlands, Capitol Reef und Zion um Aufmerksamkeit wetteifern, wird der Norden Utahs oftmals unterschätzt. Unverständlicherweise, denn hier schlägt das «Urban Heart» – in der Hauptstadt Salt Lake City auf rund 1’200 Meter Höhe umgeben von den Wasatch und Uinta Mountains. Bekannt ist die Metropole insbesondere als Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2002. Allein zehn Skigebiete erreichen Wintersportler heutzutage bereits innerhalb von einer Stunde ab dem Salt Lake City International Airport, der bis 2024 parallel zum laufenden Flugbetrieb umfangreich modernisiert wird, vier Skigebiete sogar mit öffentlichen Verkehrsmitteln ab der Hauptstadt. Architektonische Glanzlichter in der Skyline der Metropole sind zweifelsfrei der neugotische Salt Lake Temple am Temple Square, dessen Bau 40 Jahre dauerte, und das Utah State Capitol mit seiner markanten Kuppel. Cineasten vorgetreten: Bei Letzterem stand bereits Elle Woods alias Reese Witherspoon in «Blond 2» auf den Treppenstufen. Vom Ensign Peak gegenüber dem Capitol Hill bietet sich ein Panoramablick über Utahs Hauptstadt mit seinen 200’000 Einwohnern – sehenswert besonders, wenn es dämmert und die Stadt illuminiert vor einem zu Füssen liegt. In Salt Lake City tun sich das Traditionelle, das Alte und das Moderne gekonnt zusammen: Über 80 Murals reflektieren die Vielseitigkeit – shoppen lässt es sich ganz hervorragend im City Creek Center oder The Gateway. Und was die kulinarischen Facetten betrifft, so punktet die Stadt mit einem Mix aus internationalen Einflüssen, Ausgefallenem und Gesundem, die besonderen Akzente setzen aber regionale Produkte und das, was der Beehive State an Farmleben zu bieten hat. Feinschmecker-Tipp: Im «Caputo’s Market & Deli» gibt es Köstliches für den Hochgenuss, angefangen von Craft Chocolate über Honig bis hin zu Herzhaftem.
Die Metropole Salt Lake City ist gleichzeitig auch das «Gateway», um auf Entdeckungsreise zu den verborgenen Schätzen im Norden Utahs aufzubrechen. Wer dazu noch einen Abstecher in die Nachbarstaaten einlegen möchte, beispielsweise in den ältesten Nationalpark der Welt, den Yellowstone Nationalpark, dem legen wir den Yellowstone Loop ans Herz. Bei dieser Route bezaubern idyllische Kleinstädte wie Ogden, Brigham City, Logan, Vernal und Park City oder Naturwunder wie der Grosse Salzsee, der Bear Lake, die Flaming Gorge National Recreation Area und das Dinosaur National Monument.
Wenn Salt Lake City nach knapp 100 Kilometern im Rückspiegel verblasst ist, trifft man Richtung Norden auf den Antelope Island State Park, der vom Grossen Salzsee umgeben ist. Wer auf Tuchfühlung mit Bisons, Maultierhirschen, Dickhornschafen oder Gabelböcken gehen möchte, ist auf dieser Halbinsel genau richtig – wahlweise beim Wandern, Reiten oder mit dem E-Bike.
Zurück auf dem Festland wartet Ogden mit seiner historischen 25th Street darauf, erobert zu werden. Dem Kunstbegeisterten wird gleich das Art déco in der Stadt auffallen – in vortrefflicher Dimension an der Ogden High School, welche neben «Touched by an Angel» auch als Kulisse für den Film «High School Musical» diente. Dann gab es auch einen legendären Jazz-Saxofonisten, der 1945 für einen zweiwöchigen Gig mit seiner Frau Thelma nach Ogden kam – und es bis zu seinem Tod 2019 mit 100 Jahren nie wieder verliess: Die Rede ist von Joe McQueen, der mit Grössen wie Count Basie oder Ray Charles spielte. Ihm zu Ehren wird seit 2002 jedes Jahr am 18. April der nationale «Joe McQueen Day» gefeiert. Auch eine weitere Berühmtheit hat Ogden zu bieten: 1900 wurde hier John Willard Marriott, Gründer der grössten Hotelkette der Welt, geboren.
Wenn die Rede vom Great Salt Lake ist, dem Namensgeber der Hauptstadt Utahs, so ist es bemerkenswert, wie ein See eine derart grosse Anziehung ausüben kann. Das Wahrzeichen Utahs färbt sich nicht nur teilweise Pink, sondern nennt auch gewaltige Land Art sein Eigen. Bei Letzterem handelt es sich um die Skulptur «Spiral Jetty» am Rozel Point westlich von Brigham City, die im April 1970 innerhalb von sechs Tagen von Robert Smithson (1938–1973) aus 6’500 Tonnen Basalt, Kalkstein und Schlamm erschaffen wurde. Je nach Wasserstand erhebt sich die gegen den Uhrzeigersinn gedrehte Mole aus dem See, dann kann man auch auf ihr spazieren gehen. Übrigens, im gleichen Atemzug zu Smithson und der Kunstrichtung ist seine Ehefrau Nancy Holt (1938–2014) zu erwähnen, die in Utahs schroffem Wüsten-Niemandsland die «Sun Tunnels» gebaut hat. Weiter westlich vom Grossen Salzsee befindet sich die Salzwüste Bonneville Salt Flats: Surreal erscheinen die besonders im Sommer getrockneten und verkrusteten Flächen wie ein Meer aus reinstem Salz. Nicht verwunderlich, dass sich in dieser unwirklichen Kulisse Roland Emmerich mit «Indepence Day» ausgetobt hat.
Die artenreiche Flora und Fauna Utahs setzt sich weiter nördlich fort, denn die Kleinstadt Brigham City ist Ausgangspunkt zum grössten Wildvogelreservat, dem Bear River Migratory Bird Refuge. Dass dieser Superlativ erfüllt, was er über dem Torbogen bei der Einfahrt in die Stadt verspricht, davon können sich Vogelliebhaber inmitten von 270 Arten überzeugen. Darüber hinaus, heisst es, wachsen um Brigham City die besten Pfirsiche Utahs, die jedes Jahr im September bei den «Peach Days» gefeiert werden. Weiteres Postkartenmotiv: das 1917 erbaute «Capitol Theatre». Eisenbahn-Nostalgie kommt im nahen Corinne an der Golden Spike National Historical Site auf.
Nächster Höhepunkt auf dem Roadtrip ist das 51’000 Einwohner grosse Logan im Cache Valley. Wer auf der Main Street und in den abzweigenden Gassen flaniert, wird mit einzigartigen Impressionen belohnt – Besucher treffen beispielsweise mit dem «The Bluebird» auf das älteste Restaurant Utahs. Dazu gehört auch «The Bluebird Company» mit Manufaktur, Café und Shop, wo sich feinste Pâtisserie-Kunst als Souvenir kaufen lässt. Weiterer Schlemmer-Tipp: Die 1988 gegründete Utah State University mit Fokus auf Landwirtschaft stellt eigenes Eis her – unbedingt im Campus-Shop ein «Aggie Blue Mint» probieren. Bekannt im gesamten Beehive State und über die Staatsgrenzen hinaus ist Logan jedoch im Besonderen für das «Utah Festival Opera & Musical Theatre», bei dem sich jedes Jahr mehr als 300 Künstler vom New Yorker Broadway und anderen Bühnen einfinden. Familien ist ein Besuch im nahen Freilichtmuseum «American West Heritage Center» oder «Stokes Nature Center» zu empfehlen.
Über den Logan Canyon Scenic Byway erreicht die Route auf dem Yellowstone Loop ihren nächsten maritimen Höhepunkt – den Bear Lake, der aufgrund seiner türkisen Farbe paradiesisches Fernweh weckt und folglich «Karibik der Rockies» genannt wird. Spätestens jetzt ist Spass im, auf oder unter Wasser angesagt. Neben idyllischen Campgrounds, Buchten und Sandstränden ziert das nahe Ufer sogar einen Leuchtturm, der unverkennbar in leuchtendem Gelb in Garden City zu finden ist – neben den angeblich besten Himbeer-Shakes, die der Beehive State zu bieten hat.
Vom Bear Lake aus erreichen die Reisenden bei Weiterfahrt über Pocatello mit seinen Lava Hot Springs in Idaho sowie Jackson und West Yellowstone in Wyoming die markanten Nationalparks Grand Teton und Yellowstone.
Über eine Schleife wartet als nächstes Roadtrip-Highlight die Flaming Gorge National Recreation Area, die sich Utah und Wyoming teilen. Auf dem Rim Trail entlang bietet sich ein einzigartiger Blick auf den Stausee, dessen Ufer von Red Rocks und vielen Wanderwegen durchwachsen ist. Wer tiefer in die Geschichte des Reservoirs eintauchen möchte, der nimmt an einer geführten Tour teil. Auch der Gesetzlose Butch Cassidy streifte die Gegend, spannende Rückblicke gibt es auf der «Jarvie Ranch». Perfekter Moment neben Angeln von Forellen, Kajak im See oder Rafting auf dem Green River: den Sonnenaufgang am Red Canyon Overlook begrüssen.
Rund 100 Kilometer weiter südlich in Vernal dreht sich alles um prähistorische Giganten: Es ist Dinosaurier-Hopping angesagt – zum Anfassen gibt es diese an der «Wall of Bones». Die Region «Dinosaurland» mit der Kleinstadt als Ausgangspunkt beeindruckt durch ihre konkurrenzlose Fülle an Dinosaurier-Fossilien. Auf dem Yellowstone Loop ist daher das nahe Dinosaur National Monument einfach unverzichtbar. Hier kommen Familien bei originalen Skeletten und interaktiven Ausstellungen garantiert auf ihre Kosten. Auch empfehlenswert: der Red Fleet State Park.
Weiterer Blickfang auf dem Yellowstone Loop ist Park City, die aufgrund ihrer beiden exklusiven Skigebiete Park City Mountain und Deer Valley Resort sowie dem renommierten Sundance Film Festival als «Winter’s Favorite Town» gilt. Aber nicht nur dann überzeugt das ehemalige Silberminenstädtchen mit seinen pastellfarbenen Holzhäusern, auch zu den anderen Jahreszeiten punktet Park City mit Outdoor-Aktivitäten jeder Art. Besonders im Herbst begeistern die umliegenden Wälder auf bis zu 3’049 Metern Höhe mit intensiver Laubfärbung. Herz der Stadt ist die Main Street mit Galerien sowie ausgefallenen Geschäften, Restaurants und Cafés. Am Fusse dieser befindet sich auch die legendäre High West Distillery mit Ski-in & Ski-out.
Noch ein besonderer Tipp: Nicht nur bei Tageslicht ist Utah ein Fernweh-Traum, sondern auch, wenn die Nacht hereinbricht. Dann zeigen sich die Milchstrasse und Sternengalaxie wie an kaum einem anderen Ort auf der Welt. Das ist auch der Grund, warum Utah mit aktuell 24 die höchste Konzentration an zertifizierten Dark Sky Parks & Places weltweit hat. Herausragende Orte auf der Nord-Route für Stargazing sind unter anderem der North Fork Park, der Antelope Island State Park, Vernal und das Dinosaur National Monument. Das Sterneschauen erlebt man individuell oder nimmt an geführten Programmen, sogenannten «Star Parties», mit Rangern oder Guides teil.
Bereit für einen spannenden Roadtrip durch Northern Utah? PS: Zur Einstimmung beziehungsweise für den perfekten Reise-Sound können Sie einfach auf Spotify «The Official Utah Playlist» mit 33 Songs aus dem und über den Beehive State hören!
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Fotos: Utah Tourist Office