Sechs besondere Ausflugstipps für Bayerisch-Schwaben

Urs Huebscher Von Urs Huebscher
6 Min. Lesezeit

Der Türmer-Ruf in Nördlingen, die Romantische Straße, die Augsburger Fuggerei oder LEGOLAND® Deutschland: Bayerisch-Schwaben bietet eine ganze Reihe berühmter Attraktionen. Doch wer die Region in ihrer bunten Vielfalt kennenlernen will, hat noch eine große Auswahl an außergewöhnlichen Erlebnismöglichkeiten. Sechs besondere Ausflugstipps, um den Facettenreichtum Bayerisch-Schwabens zu entdecken – vom größten Friseurmuseum der Welt über Kuchen mit Konfessionszugehörigkeit bis hin zu modernen Kapellen ganz aus Holz.

Elvis’ Haarschneider und kaiserliche Barttassen – das größte Friseurmuseum der Welt

So skurril wie außergewöhnlich und spannend ist Herrn Zopf’s Friseurmuseum in Neu-Ulm. Heinz Zopf, gelernter Friseur, späterer Oberstudienrat, Hobby-Historiker und Sammler hat das Museum 2013 auf dem Areal der Deutschen Friseurakademie eröffnet. Über 6.000 Exponate waren es damals. Mittlerweile sind es bereits rund 30.000 Objekte. Die Bandbreite reicht von Kämmen und Scheren aus aller Herren Länder über das älteste Haarseifen-Rezept der Welt bis hin zu einem 100 Jahre alten Föhn, Elvis Presleys Haarschneidemaschine oder der Barttasse von Kaiser Wilhelm II. Weiteres Highlight ist ein vollständiger, denkmalgeschützter Salon aus Dresden, in dem neben Heinz Rühmann und Trude Herr sogar der König von Griechenland frisiert wurde. Das einzigartige Museum kann auf Anfrage besichtigt werden. Weitere kuriose Museen in Bayerisch-Schwaben wie die Besenwelt in Günzburg oder das Radiomuseum in Wertingen finden sich auf dem Bayerisch-Schwaben-Blog.

Herr Zopf‘s Friseurmuseum steht in Neu-Ulm (© Friseurmuseum)

Schön flach statt steil bergauf – wandern auf dem DonAUwald-Weg

Er ist der erste zertifizierte Wanderweg in Bayerisch-Schwaben und zugleich der flachste Premiumwanderweg in Deutschland. Auf knapp 60 Kilometern mit nur 68 Metern Höhenunterschied führt der DonAUwald-Weg durch eines der größten zusammenhängenden Auwaldgebiete Deutschlands. Wer den Weg ganz abgehen möchte, kann dies in fünf Etappen machen – zusammenhängend oder je nach Zeit, Wetter und Lust auch in einzelnen Etappen – die Orte entlang des Weges sind nämlich sehr gut mit der Bahn zu erreichen. Wandern auf dem Premiumweg kann man auch per Pauschale: sieben Tage inklusive sechs Übernachtungen, Frühstück und Gepäcktransport kosten ab 570 Euro pro Person im Doppelzimmer.

Auf Sisis Spuren – die Wiege des Wittelsbacher Clans in Aichach

Hier soll die spätere österreichische Kaiserin Sisi glückliche Kindheitstage verbracht haben: im Schloss Unterwittelsbach in Aichach, nordöstlich von Augsburg, heute Sisi-Schloss genannt. Ihr Vater, Herzog Max, hatte es 1841 vor allem als Sitz für seine geliebte Jagd gekauft, und die Familie verbrachte gern viel Zeit rund ums Schloss. Eine Legende besagt, dass Herzog Max in den umliegenden Wirtshäusern Zither spielte, Sisi ihn tanzend begleitete und anschließend mit dem Klingelbeutel herumging. Interessante Fakten, wie die außergewöhnliche Familie der Wittelsbacher damals lebte, zeigen die Dauer- und Wechselausstellungen im Sisi-Schloss und derzeit die Sonderausstellung „Wiege der Wittelsbacher“ im FeuerHaus in Aichach.

Die Kapelle von Architekt Christoph Mäckler ist Teil des 7-Kapellen-Radrundwegs (© TVABS, H. Grandel)

Stille genießen – eine Radtour zu außergewöhnlichen Kapellen inmitten der Natur

Sie sind architektonische Meisterwerke: die 7 Kapellen im Dillinger und im Augsburger Land. 2016 beauftragte die „Siegfried und Elfriede Denzel Stiftung“ sieben Architekten, je eine Kapelle aus Holz zu entwerfen. Herausgekommen sind ganz unterschiedliche Bauwerke, von denen jedes auf seine Art beeindruckt. Es gibt eine offene Kapelle, die nur aus Säulen besteht, einen hohen Holzturm, eine Art Blockhaus, entworfen vom britischen Stararchitekten John Pawson, sowie sehr moderne, abstrakte Bauten. Die Auszeit-Orte lassen sich am besten bei einer Radtour auf dem insgesamt 135 Kilometer langen 7-Kapellen-Radrundweg erkunden.

UNESCO hoch 2 – doppeltes Welterbe in Bayerisch-Schwaben

Außergewöhnliche Orte bekommen außergewöhnliche Auszeichnungen. In Bayerisch-Schwaben lassen sich gleich zwei der international ausgezeichneten Plätze besichtigen. Das UNESCO-Welterbe „Augsburger Wassermanagement-System“ zeigt den menschlichen Erfindergeist. Hier kann man anhand des historischen Wassersystems das Zusammenspiel von Innovation, künstlerischer Kreativität und technischer Meisterleistung über acht Jahrhunderte hinweg erleben. Die 22 Objekte wie Kanäle, Ablassanlagen, Prachtbrunnen oder Wasserwerke liegen sowohl in der Stadt als auch außerhalb im Landkreis Augsburg. Einzigartig ist auch der UNESCO Global Geopark Ries. Allerdings nicht von Menschenhand erschaffen, sondern aufgrund eines Asteroiden aus dem All entstanden: Vor 15 Millionen Jahren schlug der Meteorit hier ein und prägte die Region grundlegend. Der heute besiedelte Einschlagskrater, das Nördlinger Ries, hat einen Durchmesser von 25 Kilometern und ist der am besten erhaltene Krater Europas. Und noch etwas Seltenes gibt es hier zu sehen: Im RiesKraterMuseum in Nördlingen ist ein echtes Stück vom Mond ausgestellt.

Rieser Bauerntorte – Kuchen essen wie Katholiken oder Protestanten

In Bayerisch-Schwaben ist Kuchen nicht gleich Kuchen. Denn je nach Konfessionszugehörigkeit wurde die Rieser Bauerntorte, ein gedeckter Apfelkuchen, unterschiedlich gestaltet. Die katholische Version ist mit einem Rautenmuster aus Teig verziert, die evangelische Bauerntorte mit einem geschlossenen, kunstvoll und individuell eingeschnittenen Teigdeckel. Heute bekommt man in Bäckereien der Region meist die protestantische Variante zu kaufen, da diese mit ihrem geschlossenen Teigdeckel länger frisch bleibt. Übrigens: Die Rieser Bauerntorte gehört zum Kulinarischen Erbe Bayerisch-Schwabens, wie auch die Klassiker Spätzle oder Maultauschen und besondere Spezialitäten wie Zwetschgendatschi, Wittelsbacher Oxen- und Lechtaler Lammbraten oder die Nördlinger Stabenwurst.

Weitere Informationen zu diesen und vielen weiteren Erlebnismöglichkeiten in Bayerisch-Schwaben gibt es beim Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben e.V. oder auf www.bayerisch-schwaben.de 

Titelbild: Das Wasserwerk am Roten Tor ist Teil des UNESCO Welterbes „Augsburger Wassermanagement-System“ (© Martin Augsburger)

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Urs Huebscher ist seit vielen Jahren Chefredaktor und Head of des PRESTIGE Travel Magazin. Er reist seit mehr als zwanzig Jahren durch die ganze Welt und hat fast alle Ecken dieser Welt schon gesehen. Seine Reportagen sind in den Print-Ausgaben des PRESTIGE Travel und im Luxus-Magazin PRESTIGE sowie auf deren Online-Seiten zu lesen. Weiter ist er Mitglied der Vereinigung Swiss Travel Communicators, dem führenden Schweizer Netzwerk für Reisejournalismus.