Saint Lucia – Ein karibisches Kleinod für alle Sinne

Urs Huebscher Von Urs Huebscher
7 Min. Lesezeit

Saint Lucia ist eine wilde Schönheit, mit reicher Natur, von Sandstränden gesäumt und im gebirgigen Hinterland von einem Teppich tiefgrünen Regenwalds bedeckt. Und über allem wacht der Mount Gimie, der höchste Berg der Insel, unterstützt von den Zwillingsbergen Gros Piton und Petit Piton, den Wahrzeichen Saint Lucias.

Saint Lucia liegt in der östlichen Karibik und gehört zu den Kleinen Antillen. Mit ihren 616 Quadratkilometern ist die zweitgrösste der Windward-Inseln etwas kleiner als Hamburg oder Berlin. Aufgrund ihrer landschaftlichen Vielfalt und ihrer üppigen Vegetation wird sie auch die «Helena des Westens» genannt. Und so wie um die schöne Helena aus der griechischen Mythologie gekämpft wurde, stritten viele Jahrzehnte lang Briten, Franzosen und Niederländer um die Vormachtstellung auf Saint Lucia. Allein 14-mal wechselte die Insel zwischen Franzosen und Briten hin und her. Seit 1979 ist der karibische Inselstaat unabhängiges Mitglied im British Commonwealth of Nations.

Heute ist Saint Lucia mit seinem sanften Klima, seinen freundlichen Menschen, der lässigen kreolischen Lebensfreude und der reichen Natur Sinnbild einer tropischen Sehnsuchtsinsel. So ist neben dem Export exotischer Früchte, vor allem von Bananen und Kakao, der Tourismus der wichtigste Motor des Landes. Dabei setzt man vor allem auf das Konzept eines sanften Ökotourismus. Sonnenanbeter freuen sich über tropische Temperaturen zwischen 25 und 31 Grad Celsius. Beachfans haben die Wahl zwischen langen Sandstränden und stillen Buchten. An der Westküste von Saint Lucia liegen zudem einige der schönsten Tauchgründe der Karibik.

Naturfreunde werden begeistert sein von der ganz eigenen, wundersamen Welt des Regenwaldes, mit wilden Orchideen, Hibiskus und seltenen Pflanzen und Bäumen. Zahlreiche Wanderwege mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad und unterschiedlichem Schwerpunkt erschliessen die Insel. Die brodelnden, dampfenden Schwefelquellen des einzigen «Drive-in»-Vulkans der Karibik faszinieren ebenso wie ein Bad im Heilwasser der Mineralquellen, das schon Kaiserin Joséphine I. zu schätzen wusste, oder eine erfrischende Dusche unter den Diamond Waterfalls.

365 Tage Urlaubsfreuden

Kulturinteressierte können Plantagen und Festungen der Kolonialzeit erkunden, in die vibrierende Kunstszene der Gegenwart eintauchen oder sich von den zahlreichen kleinen wie grossen Festen mitreissen lassen. Zum Beispiel vom jährlichen Saint-Lucia-Sommerfestival «Soleil», das mit dem «Jazz Festival» im Mai startet und mit dem «Arts & Heritage»-Festival im Oktober endet. Für Aktivurlauber ist die Insel an Land, auf und unter Wasser ein Abenteuerparadies. Ob Segeln, Kite- und Windsurfen, Tauchen oder Schnorcheln, ob Mountainbiking, Ziplining, Wandern oder Bergsteigen, ob Golfen, Reiten oder Parasailing – jeder kann sich auf seine Weise aktiv vergnügen und dabei die Insel entdecken.

Und während Familien auf der «Insel mit zwei Bergen» viel Abwechslung und kindgerechte Unterhaltungen finden, bietet Saint Lucia für Paare und Honeymooner den perfekten Rückzugsort. Wer vor der wildromantischen Inselkulisse heiraten möchte, kann sich hier ohne grosse Bürokratie das Jawort geben. Ganz Mutige schliessen den Bund fürs Leben sogar unter Wasser.

Die Pitons

Sie sind das Wahrzeichen Saint Lucias, die beiden Vulkankegel Gros Piton und Petit Piton. Mit ihrer Höhe von 770 und 743 Metern zählen sie ebenso wie der 958 Meter hohe Mount Gimie zu den höchsten Erhebungen der grünen Insel. Seit über 40 Millionen Jahren ragen sie aus dem Wasser, 1780 waren die beiden Vulkane letztmals aktiv. Das gesamte Naturschutzgebiet um die Pitons, die «Piton Management Area», umfasst rund 3000 Hektar und wurde 2004 zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt. Tropischer und subtropischer Regenwald, Schwefel- und Thermalquellen und artenreiche Korallenriffe prägen dieses Schutzgebiet, das die meistbesuchte Sehenswürdigkeit der Insel ist. Kein Wunder, dass die beiden Pitons auch auf der Nationalflagge ihren Platz haben.

Castries Market

Jeden Samstagmorgen versammeln sich über 300 Händler auf dem Castries Food & Craft Market, um ihre Waren feilzubieten. Ein buntes Treiben, das erstmals vor nunmehr 117 Jahren stattfand, um die heutige Inselhauptstadt Castries bekannter zu machen und mit Leben zu füllen. Früher wurden fast ausschliesslich Gemüse und Obst, Fleisch und Fisch verkauft, heute kann man hier fast alles erstehen: Handwerk, Gewürze, T-Shirts, Taschen, Schmuck, Bilder.

Pigeon Island

Die zwischen Atlantik und Karibik gelegene Halbinsel ist Saint Lucias erster Nationalpark – auf dem 176’000 Quadratmeter grossen Gelände finden sich die Überreste von Fort Rodney, dem historischen Schlachtfeld französisch-britischer Kämpfe. Von hier aus hat der Besucher einen fantastischen Blick über die Insel und kann bei klarem Wetter sogar bis Martinique sehen. Ursprünglich von den Indianern bewohnt, dann Piratenversteck und schliesslich Stützpunkt von französischer und britischer Marine, diente die Halbinsel auch als Walstation. Heute macht Pigeon Island vor allem als Hauptveranstaltungsort des Saint-Lucia-Jazzfestivals von sich reden beziehungsweise hören.

Saint-Lucia-Papagei

Früher gab es auf Saint Lucia zahlreiche Papageienarten, die meisten von ihnen sind jedoch ausgestorben. Die Blaumaskenamazone (Amazona versicolor) ist heute der Nationalvogel der Insel und wird daher auch als «Saint Lucia Parrot» bezeichnet. Er ist ein Endemit, das heisst, er kommt ausschliesslich auf Saint Lucia vor. In den 1970er-Jahren war die Blaumaskenamazone aufgrund von illegalem Handel, Lebensraumzerstörung und der Jagd durch Einheimische für den Kochtopf («parrot-pie») akut vom Aussterben bedroht. Der Bestand war auf unter 100 Tiere gesunken, ist aber dank strenger Schutzmassnahmen auf heute rund 400 gestiegen. Mit etwas Glück kann man ihn in den höher gelegenen Regionen des Regenwaldes entdecken.

Authentisches Gemeinschaftsgefühl

Doch unabhängig davon, wie die Besucher ihren Aufenthalt gestalten – von der Lebensfreude der Menschen bleibt keiner unberührt. Trotz europäischer Einflüsse und vieler Zeugen der Vergangenheit ist Saint Lucia wohl die «karibischste Insel» der Antillen. Die Menschen sind stolz auf ihre Heimat. Ihre Märkte, ihre Feste, ihre Musik und ihr kreolisches Lebensgefühl sind Zeichen ihres Gemeinschaftsgefühls – zur eigenen und zur Freude der Besucher. Beide Kolonialmächte – Engländer wie Franzosen – haben tiefe Spuren in Kultur, Küche und Gesellschaft hinterlassen. Neben der Amtssprache Englisch dominiert das Patois, eine auf Französisch basierende Kreolsprache. Auch die meisten Ortbezeichnungen sind französisch – Castries ist mit 60’000 Einwohnern die Hauptstadt der Insel, Soufrière am Fusse des Gros Piton und des Petit Piton, den weltberühmten Zwillingsfelsen, ist ebenfalls eine Stadt mit pittoreskem Charme. Linksverkehr und die Leidenschaft für Cricket zeugen wiederum vom englischen Erbe.

www.stlucia.org

Alle Bilder: St. Lucia Tourist Board

Teile diesen Artikel
Folgen:
Urs Huebscher ist seit vielen Jahren Chefredaktor und Head of des PRESTIGE Travel Magazin. Er reist seit mehr als zwanzig Jahren durch die ganze Welt und hat fast alle Ecken dieser Welt schon gesehen. Seine Reportagen sind in den Print-Ausgaben des PRESTIGE Travel und im Luxus-Magazin PRESTIGE sowie auf deren Online-Seiten zu lesen. Weiter ist er Mitglied der Vereinigung Swiss Travel Communicators, dem führenden Schweizer Netzwerk für Reisejournalismus.