Dort, wo der weitläufige Pfälzerwald an die Rheinebene grenzt, liegt Deutschlands zweitgrösstes Weinanbaugebiet – die Pfalz. Jede dritte in Deutschland produzierte Flasche Wein stammt aus der Region im Süden des Bundeslandes Rheinland-Pfalz.
Dass die Pfälzer sich als ein sehr gastfreundliches, lebenslustiges und genussfreudiges Völkchen auszeichnen, mag sicherlich auch damit zusammenhängen, dass direkt vor ihrer Haustür Spitzenwinzer alte Rebsorten mit neuen Ideen kombinieren und ausgezeichnete Weine hervorbringen. Die grösste Aufmerksamkeit gilt dabei den klassischen Rebsorten, allen voran der Riesling. Doch nicht weniger bemerkenswert ist das Rotweinsortiment. Mehr als jede dritte Rebe in der Pfalz trägt blaue Trauben.
Wegen des sehr milden Klimas sind die Pfälzer im Frühling die ersten, die unter üppig blühenden Mandelbäumen in den Aussenbereichen der Weinstuben sitzen, den Sonnenschein geniessen und einen guten Tropfen im Glas haben. Überall in den Gärten wachsen Südfrüchte wie Feigen, Kiwis oder Zitronen und auf dem Markt wird sogar die Pfälzer Melone dargeboten. Im Herbst, wenn die neuen Weine gelesen und natürlich auch probiert werden, kommen die „Keschde“ auf den Tisch. So wird die Esskastanie von den Pfläzern genannt. Eine regionale Spezialität ist beispielsweise der mit Keschde gefüllte Gänsebraten.
Die Heimatliebe geht bei den Einheimischen durch den Saumagen, das berühmte Nationalgericht. Der Name klingt vielleicht etwas abschreckend. Doch wer den Pfälzer Saumagen einmal gekostet hat, wird oft ein Liebhaber dieses Gerichts. Bauersleute aus der Pfalz schnitten vor über 300 Jahren Kartoffeln in Würfel, mischten diese mit Fleischstücken und allerlei Gewürzen. Alles zusammen wurde in fein gesäuberte Schweinemägen gefüllt und stundenlang in heissem Wasser gegart. Das Arme-Leute-Essen von damals hat heute längst als getrüffelter Milchferkelmagen oder Saumagen-Carpaccio den Weg in die gehobene Küche gefunden.
Eine Besonderheit in der Stadt Speyer sind die kulinarischen Stadtführungen mit vielen Pfälzer Spezialitäten wie beispielsweise Leberknödel, Kesselfleisch, Handkäs, Flammkuchen oder Dampfnudeln. Passend dazu wird gerne ein „Ruländer“ serviert. Der berühmte Grauburgunder ist nach dem Kaufmann Johann Ruland benannt, der um 1700 in Speyer ein altes Gartengrundstück erwarb auf dem lediglich zwei Rebstöcke wuchsen. Er hegte und pflegte sie, vermehrte sie und so startete der „Ruländer“ aus Speyer seinen Siegeszug in die grosse weite Welt.
Mit ihrer ausgeprägten Fähigkeit zu geniessen und zu feiern erschaffen die Speyrer auch historische Traditionen. Konrad der III., Mitte des 12. Jahrhunderts als erster Staufer zum römisch-deutschen König ernannt, erliess ein Dekret, das die Verköstigung von mehr als 100 seiner Soldaten befahl. In Anlehnung an dieses kaiserliche Hoflager veranstalten die Gastronomen in Speyer heute an jedem zweiten Augustwochenende eine Kaisertafel. An der 800 Meter langen Tafel schlemmen über 1’000 Gäste nach Herzenslust, stets mit einem fantastischen Blick auf den majestätischen Dom – UNESCO Weltkulturerbe und Wahrzeichen der Stadt.