Reiseziele und ihre Bedeutung

Urs Huebscher Von Urs Huebscher
7 Min. Lesezeit

Ortsnamen sind oft mehr als nur Bezeichnungen auf einer Landkarte. Sie tragen Hinweise auf historische Ereignisse, geografische Besonderheiten oder kulturelle Eigenheiten in sich. Viele Namen erzählen uns Geschichten und enthüllen ein Stück der Identität eines Ortes.

Mancherorts sind die Erzählungen tragisch, wie im französischen Anglet oder auf Mauritius. Diamond Beach und Rainbow Street wecken schon dank ihrer Namen die Neugier der Reisenden. Malta, Luxemburg und Schwarzwald sind wohlbekannt, doch was verbirgt sich hinter den Namen? Und auch Cannon Beach im US-Bundesstaat Oregon sowie das Dorf Tortuguero auf Costa Rica tragen aus einem ganz bestimmten Grund ihre Namen.

La Chambre d’Amour: ewige Liebe am Atlantik

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Nördlich von Biarritz an der französischen Atlantikküste erscheint auf der Landkarte ein Strand namens „La Chambre d’Amour“ (dt. Liebeszimmer). Doch so romantisch der Name, so tragisch die Geschichte dahinter. Der Legende nach verliebten sich Laorens, ein armer Waisenjunge, und Saubade, die Tochter eines reichen Landwirts, ineinander. Ihre Liebe wurde jedoch nicht akzeptiert und so wählten sie stets eine Höhle, die Chambre d’Amour, am Strand von Anglet als heimlichen Treffpunkt. Eines stürmischen Abends wurden sie von den Gezeiten überrascht und ließen in der Grotte ihr Leben. Der Ort steht heute sinnbildlich für die ewige Liebe.

Rainbow Street in Amman: eine Straße so bunt wie der Regenbogen

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Unweit des Stadtzentrums von Amman liegt die Rainbow Street im historischen Viertel Jabal Amman. Der ursprüngliche Name der Straße lautete Abu Bakr al Siddiq Street, doch wegen des Rainbow Theaters, einem Kino, wurde die Straße im Volksmund irgendwann nur noch Rainbow Street genannt. Und so steht es heute auch auf den Straßenschildern. Einige Läden in der Straße ließen sich von der Namensgebung inspirieren und schmückten ihre Fassaden und sogar die Straßenlaternen und Leitungen ebenfalls in den Farben des Regenbogens. Heute gilt die Rainbow Street in Jordanien als coole, bunte Ausgehmeile. In den hübschen alten Villen aus dem frühen 20. Jahrhundert sind zahlreiche Cafés, Restaurants, coole Rooftopbars und junge Geschäfte untergebracht. Es gibt Galerien, bunte Wandgemälde und den beliebten Flohmarkt Jara, auf dem jeden Freitag handgemachte Stickereien, Schmuck und andere lokale Produkte verkauft werden.

Cannon Beach: weitreichende Entdeckung in Oregon

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Der Strand von Cannon Beach wurde erst kürzlich zu einem der schönsten Strände der USA gekürt. Besucher lockt nicht nur der lange Sandstrand hierher, sondern auch der markante Haystack Rock. Der Monolith ragt je nach Gezeit bis zu 72 Meter aus dem Wasser und ist ein beliebtes Motiv unter Fotografen und Malern. Der Name Cannon Beach beruht auf einem Ereignis aus dem Jahre 1846. Ein amerikanisches Handelsschiff, die USS Shark, lief in der Nähe der Mündung des Columbia River auf Grund und sank. Mehrere Kanonen wurden über Bord gespült – eine davon fand man am Strand von Cannon Beach. Dieser Fund gab dem Ort seinen Namen.

Tortuguero: Platz, an den die Schildkröten kommen

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Das Dorf Tortuguero liegt in der Provinz Limón an der Karibikküste Costa Ricas, im Norden des mittelamerikanischen Landes. Tortuguero bedeutet wörtlich übersetzt „Platz, an den die Schildkröten“ kommen. Und tatsächlich ist der Name hier Programm: Jährlich erreichen zwischen August und Anfang November unzählige Meeresschildkröten die Strände der 700 Einwohner zählenden Siedlung, um dort ihre Eier abzulegen. Interessantes zur Geschichte der Schildkröten in Tortuguero und den Auswirkungen von Plastikmüll auf diese Tierart gibt es im örtlichen Sea Turtle Conservancy. Das Rettungs- und Informationszentrum setzt sich seit Jahrzehnten für den Erhalt von Schildkröten ein. Wer die Gegend bereist, sollte unbedingt einen Besuch des Tortuguero Nationalparks mit einplanen. Das auch als „Amazonas von Costa Rica“ bezeichnete geschützte Gebiet mit seinen verschlungenen Kanälen und vielen Lagunen eignet sich ideal für Bootstouren und Tier-Spotting.

Schwarzwald: vom unheimlichen Forst zum beliebten Outdoor-Ziel

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Einer der wohl bekanntesten Wälder Deutschlands ist der Schwarzwald. Den Namen gaben ihm die alten Römer, die vor über zweitausend Jahren von Italien nach Norden zogen und vor einer undurchdringlichen, dichten Waldlandschaft standen. Aus der Ferne erschien ihnen der Wald so dunkel und unheimlich, dass sie ihm den lateinischen Namen „Silva Nigra“ gaben – der „schwarze Wald“. Der Schwarzwald wurde so zu einem Symbol für die ungezähmte Natur und die Furcht der Menschen vor dem Unbekannten, bis er im Laufe der Jahrhunderte erschlossen und besiedelt wurde. Heute ist vor allem der Nördliche Schwarzwald – dank mehr als 1.400 Kilometer an Wanderwegen, abwechslungsreichen Touren für Radfahrer und einzigartigen Erlebnissen wie Waldbaden – ein beliebtes Ziel bei Aktivurlaubern.

Le Morne Brabant: Mauritius bedeutungsvoller Berg

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Der Le Morne Brabant im Südwesten von Mauritius wurde im Jahr 2008 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt, weil er eine besondere Geschichte erzählt. Im 19. Jahrhundert flohen zahlreiche Sklaven auf den imposanten Berg, um sich vor ihren Besitzern zu verstecken. Als dann am 1. Februar 1835 die Sklaverei offiziell abgeschafft wurde, machte sich eine Polizeiexpedition auf den Weg hinauf auf den Berg, um die frohe Kunde zu überbringen. Doch viele Sklaven warteten die Ankunft der Boten nicht ab, sondern stürzten sich aus Angst vom Berg in den Tod. Seit diesem tragischen Tag wird der 1. Februar in der kreolischen Gesellschaft auf Mauritius als Feiertag zum Ende der Sklaverei gefeiert und der Le Morne Brabant gilt als eines der bekannten Wahrzeichen der Insel. Die Beachcomber Hotels Paradis Beachcomber Golf Resort & Spa und Dinarobin Beachcomber Golf Resort & Spa liegen direkt am Fuße des majestätischen Berges. Bei Gästen sind Wandertouren auf den Berg sehr beliebt, denn die Aussicht vom Gipfel ist atemberaubend.

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Urs Huebscher ist seit vielen Jahren Chefredaktor und Head of des PRESTIGE Travel Magazin. Er reist seit mehr als zwanzig Jahren durch die ganze Welt und hat fast alle Ecken dieser Welt schon gesehen. Seine Reportagen sind in den Print-Ausgaben des PRESTIGE Travel und im Luxus-Magazin PRESTIGE sowie auf deren Online-Seiten zu lesen. Weiter ist er Mitglied der Vereinigung Swiss Travel Communicators, dem führenden Schweizer Netzwerk für Reisejournalismus.