Queensland hat mehr als das Great Barrier Reef

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Fast zwei Jahre waren die australischen Grenzen geschlossen. Jetzt sind Touristen wieder willkommen. Australiens „Sunshine State“ erwartet seine Besucher mit zahlreichen Attraktionen.

von Detlef Berg

John schiebt lässig seine Kappe in den Nacken, rückt die Sonnenbrille zurecht. Dann startet er die Motoren, bringt sie auf Hochtouren und schon hebt die zweimotorige Propellermaschine ab. Wir starten von Bundaberg im australischen Queensland und nehmen Kurs auf Lady Elliott Island. Nach einer halben Flugstunde taucht unter uns die südlichste Insel vom Great Barrier Reef auf. Mit ihren blendend weißen Stränden, dem von dunkelblau bis türkisfarben leuchtenden Wasser und der üppig grünen Vegetation zeigt sich das Eiland als perfektes Postkartenmotiv. John dreht noch eine Extrarunde mit der Cessna, damit auch alle Passagiere die Chance auf ein perfektes Foto haben und setzt dann sicher auf der holprigen Rasenpiste auf.

Im Lady Elliot Island Eco Resort, der einzigen Unterkunft auf der Insel, wird besonderer Wert auf den Schutz der Natur gelegt. Das Drei-Sterne-Hotel mit 43 Zimmern verzichtet ganz bewußt auf Telefon und Fernsehen, schließlich steht das Naturerlebnis im Vordergrund. Und da hat die kleine Insel, die man in 45 Minuten zu Fuß umrunden kann, einiges zu bieten. Sie gehört weltweit zu besten besten Revieren, in denen ganzjährig Manta-Rochen beobachtet werden können. Diese sanften, aber furchterregenden Kreaturen erreichen eine Spannweite von bis zu sieben Metern. Taucher und Schnorchler treffen die friedlichen Riesen vor allem bei der Putzsymbiose an den beliebten „Reinigungsstationen“, in denen kleine Fische Parasiten von den Strahlen der Rochen entfernen. Nur ganz selten sind Jungtiere zu finden. Madi Madisson, eine ausgebildete Master Reef Führerin, ist deshalb vor Freude völlig außer sich, als sie vom Glasbodenboot aus ein Jungtier mit seiner Mutter im glasklaren Wasser entdeckt. „Ich arbeite schon acht Jahre auf der Insel, aber das habe ich noch nie gesehen“, sagt die aus Neuseeland stammende Tauchlehrerin. Von ihr erfahren wir, dass das 2 300 Kilometer lange Weltnaturerbe Great Barrier Reef immer noch lebt. „Die allgemeine Klimaerwärmung macht sich zwar auch vor der australischen Küste bemerkbar und Teile des Riffs sind von der Korallenbleiche betroffen,“ sagt Madisson. „Darunter versteht man das Verblassen der farbenprächtigen Steinkorallen. Das ist aber seit Hunderten von Jahren auch ein ganz natürlicher Prozess,“ erklärt sie weiter und sagt: „Geht ins Wasser und seht selbst!“

Zwischen zerfurchten Steinkorallen und bunten Weichkorallen eröffnet sich für uns Schnorchler eine maritime Wunderwelt, die sonst nur Taucher sehen. Leuchtend bunte Clownfische und spitzmäulige Falterfischer schwimmen flink umher. Dann paddelt eine Schildkröte unbeeindruckt an uns vorbei. Apropos Schildkröten – zwischen November und Februar kommen die Tiere zur Eiablage auf die Insel. Zwischen Februar und April können dann Hunderte von winzigen, gerade geschlüpften Schildkröten bei ihrem Weg ins Wasser beobachtet werden – ein faszinierendes Naturschauspiel.

Zurück in der historischen Zuckerrohrstadt Bundaberg lohnt eine Rumverkostung in der 1888 gegründeten berühmten Bundaberg Destillery. Weniger bekannt ist, dass auf den fruchtbaren Böden der Region gut ein Viertel der gesamten Obst- und Gemüseproduktion Australiens heranwächst. Einige Produzenten bieten Besichtigungen an. Bei Macadamias Australia lernen wir alles Wissenswerte über die Macadamianuss und bei Tinaberries, einer großen Erdbeerfarm, probieren wir sensationell gutes Erdbeereis. Beschaulich geht es in Bargara zu, einem kleinen Küstenort mit ausgedehnten Badestränden. In The Windmill Cafe genießen wir mit der Dragon Fruit Bowl nicht nur ein leckeres Frühstück. Wir kommen mit Joey Caruana, dem Besitzer, ins Gespräch. „Ich habe nach einer internationalen Karriere in der Gastronomie hier in Bargara meinen Ruhepol gefunden“, sagt Joey. „Der kleine Küstenort hat alles, was ich mit meiner Frau und den Kindern brauche. Das Leben ist einfach entspannt und nicht so teuer wie in den bekannten Badeorten“, erzählt Joey.

Noosa ist so ein berühmtes und entsprechend teures Juwel an der Sunshine Coast. Dieser Ort, gern auch als „Cannes von Australien“ bezeichnet, ist ein eleganter Treffpunkt der Schönen, Reichen und Prominenten. Beliebt ist Noosa Heads wohl vor allem deshalb, weil der Ort den ursprünglichen Charme früherer Zeiten bewahren konnte. Wir bummeln durch die Hastings Street mit ihren teuren Läden, die Designerkleidung, Kunst oder Delikatessen anbieten. Auch einige Galerien mit sehenswerten Kunstobjekten sind hier zu finden. Dazu kommen zahlreiche Cafes und Restaurants, die zum Verweilen einladen. Wir haben Glück, bekommen einen Tisch im „Bang Bang“, dem zur Zeit angesagtesten Lokal. Sehen und gesehen werden heißt es hier. Aber auch das Essen stimmt. Vor allem fangfrischer Fisch steht auf der Karte, und der schmeckt ausgezeichnet. Köstlich sind auch die Moreton Bay Bugs, Bärenkrebse, die mit frischen Limetten ihr volles Aroma entfalten. Dazu gibts gut gekühlten australischen Weißwein. Was will am mehr?

Ein Besuch der Region wäre ohne das Hinterland unvollständig. Die grüne Region, nur eine knappe Autostunde landeinwärts, heißt tatsächlich Hinterland und überrascht mit üppigen Regenwäldern. Wir tauchen in eine ganz andere Welt ein, schnüren die Wanderschuhe und erkunden die Glass House Mountains. Durch den Nationalpark führen gut ausgeschilderte Wanderwege. Etwas mehr als drei Kilometer ist der Rundweg um den Mt. Tibrogargan, von dem sich immer wieder eindrucksvolle Ausblicke auf die elf Vulkangipfel ergeben. Die beste Aussicht hat man natürlich vom Gipfel des Mt. Tibrogargan selbst, doch der Aufstieg ist extrem steil und nichts für Menschen mit Höhenangst.

Zahlreiche kleine Boutique-Unterkünfte mit ausgezeichneter Küche stehen hier für Übernachtungsgäste zur Auswahl. Wir entscheiden uns für das neu eröffnete Beechmont Estate mit seinen komfortablen Holzbungalows. Als wir am frühen Morgen auf die Terrasse treten, können wir jede Menge Kängeruhs beobachten. Weiter entfernt grasen Rinder, denn zur Anlage gehören auch Rinder- und Pferdezucht.

Letzte Station der Reise ist Brisbane, die Hauptstadt von Queensland. Überall in der Stadt herrscht Aufbruchstimmung, und das nicht erst seitdem die über zwei Millionen Einwohner zählende Metropole zum Austragungsort für die Olympischen Sommerspiele im Jahr 2032 ausgewählt wurde. Die Innenstadt wird von Wolkenkratzern aus Glas und Stahl bestimmt, die sich links und rechts vom Brisbane River in die Höhe recken. Dazwischen verlieren sich einige wenige historische Gebäude, von denen die 1920 erbaute City Hall mit ihrem 85 Meter hohen Turm das wohl markanteste Bauwerk ist. An diesem zentralen Platz endet auch ein geführter Stadtrundgang, bei dem uns Kathy die Kunst der Aboriginal People, der traditionellen Eigentümer des Landes, näherbringt. Mit ihr entdecken wir faszinierende Wandmalereien, Kunstinstallationen und versteckte Gedenktafeln und erfahren dabei viel über die Geschichte der First Nations in Australien.

Den Abend verbringen wir in den Howard Smith Wharves. Das ehemalige Hafenquartier bietet heute die schönsten Restaurants der Stadt unter freiem Himmel. Hier zeigt sich die ganze kulinarische Vielfalt von Brisbane. Die unzähligen Lokale sind bis in die späten Abendstunden gut gefüllt, und das an jedem Tag der Woche. 

Tourism Australia, www.australia.com; This is Queensland www.queensland.com

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