Spektakuläre Aussichten auf den Fluss, bunte, ineinander verschachtelte Häuser mit ihrem leicht verfallenem Charme, enge, gewundene Gassen und alte, in den Kurven quietschende Straßenbahnen sind das, was auf den ersten Blick an Porto fasziniert.
Autor und Bilder: Detlef Berg
Den besten Panoramablick auf die Stadt und die berühmte Brücke „Ponte de Dom Luis I.“ hat man vom Miradouro des Klosters „Serra do Pilar“. Die 68 Meter hohe Stahlkonstruktion wurde 1886 von einem Schüler Gustave Eiffels gebaut und überspannt den Rio Douro, auf dem noch heute traditionelle Boote liegen. Mit ihnen wurde einst der Most zu den Weinkellern und Handelshäusern der Portweinhändler in der „Vila Nova de Gaia“ transportiert. Und dieser Portwein war es, der die zweitgrößte Stadt Portugals weltweit bekannt gemacht hat. Kaum ein Besucher verlässt sie ohne eine der zahlreichen Portwein-Kellereien besucht zu haben.
Mit einer Seilbahn fahren wir vom Kloster hinunter zum Flussufer. Dort warten einige der historischen Rabelo-Boote auf Touristen, die eine rund einstündige Tour auf dem Fluss gebucht haben. Wer nach der kurzen Schnupperfahrt mehr vom Douro erleben will, kann einen ganztägigen Schiffausflug flussaufwärts nach Peso de Regua mit seinen weinbestandenen, hoch aufsteigenden Schieferbergen machen und am Abend mit dem Bummelzug zurück nach Porto fahren.
Wir aber steigen in Vila Nova de Gaia einige Stufen nach oben zum Cultural District und haben einen vollen Tag für den Besuch von WOW eingeplant. „World of Wine“ – so heißt die neueste Attraktion der Stadt. In alten Lagerhallen und harmonisch hinzugefügten Neubauten ist eine kleine Stadt mit gleich sieben interaktiven Museen und 12 Restaurants, Bars und Cafes entstanden. Wir beginnen mit dem Besuch der Wine Experience. In der Ausstellung wird das komplexe Thema Wein sehr anschaulich aufgearbeitet. Der Bogen wird von den Bodenarten, dem Klima über die verschiedenen Weinregionen bis hin zu den Trauben gespannt. Wir erfahren nicht nur alles über die Weinherstellung, sondern auch wie man Weine verkostet und perfekt mit dem Essen kombiniert.
Im Pink Palace dreht sich alles um Rosewein. Wir probieren uns von Raum zu Raum durch, kosten fünf verschiedene Roses. Darunter ist auch der erste Roseport Croft Pink Rose Port – sicher wie auch die übertrieben kitschige Ausstellung nicht jedermanns Geschmack.
Überzeugend dann die Ausstellung zum Thema Kork. Wir wussten schon zuvor, dass Portugal einer der größten Korkproduzenten der Welt ist. Mit einem Produktionsanteil von 50 Prozent liegt das kleine Land ganz vorn. Anschaulich wird gezeigt, wie Kork gewonnen wird und überraschend – wie vielfältig das Naturprodukt verwendet werden kann. Es wird sogar in der Raumfahrt als Hitzeschild genutzt.
Bevor wir uns auf eine Lektion Geschichtskunde im „Porto Region Across the Ages“ einlassen, ist eine Mittagspause hochverdient. Das Restaurant Root & Vine liegt auf dem Hauptplatz im Herzen des neuen kulturellen Distrikts und serviert vegetarische Kost. Zum knackig-frischen Salat wählen wir einen leichten Alvarinho, einem berühmten Weißwein-Botschafter Portugals. Schließlich hatten wir bei einer Weinverkostung am Vortag gut aufgepasst und erfreuen uns an der tollen Aromatik mit feinen Aromen von Zitrusfrüchten.
Leicht beschwingt besuchen wir am Nachmittag auch noch das Atkinson Museum, in dem in Zusammenarbeit mit dem Londoner Tate Museum moderne Kunst gezeigt wird. Die Bridge Collection schließlich ist eine einzigartige Kollektion wertvoller Weingläser, zusammengestellt von Adrian Bridge. Der gebürtige Brite kam 1984 durch die Heirat seiner Frau Natasha zum Portweinhandel und belebte mit vielen neuen Ideen das etwas verstaubte Image von Portwein. Als die Stadt Porto 2007 erstmals Veränderungen im denkmalgeschützten Quartier zuließ, erbaute Bridge das perfekt in die Landschaft integrierte Weinhotel The Yeatman, das zu den besten Hotels des Landes zählt. WOW ist sein jümgstes Projekt, aber mit Sicherheit nicht sein letztes. Wir sind gespannt.