Okavango-Delta – Am Puls von Afrikas letztem wilden Feuchtgebiet

Urs Huebscher Von Urs Huebscher
6 Min. Lesezeit

Wenn in Botswana die Wassermassen aus den angolanischen Hochlagen eintreffen, erwacht das Okavango-Delta zu neuem Leben – ein Schauspiel, das jedes Jahr aufs Neue die Magie Afrikas spürbar macht. Das UNESCO-Weltnaturerbe zählt zu den außergewöhnlichsten Ökosystemen der Erde – ein Ort, an dem sich Flut und Trockenheit in einem ewigen Kreislauf begegnen.

Wer dieses letzte wilde Feuchtgebiet Afrikas inmitten der Kalahari-Wüste bereist, gewinnt ein Verständnis für die Besonderheiten des Flutzyklus. Inmitten des Deltas betreibt Öko-Safarianbieter Wilderness elf luxuriöse Zeltcamps, die Gästen das Naturwunder näherbringen.

Der Fluss, der die Wildnis formt

Über Jahrtausende hat sich der Okavango-Fluss, der über 1.400 Kilometer entfernt im Hochland Angolas als unscheinbarer Cubango entspringt, seinen Weg gesucht und in Botswana dabei ein Netz aus Kanälen, Inseln und Lagunen geschaffen – Herzstück eines der faszinierendsten Wildnisgebiete Afrikas. Vor rund 60.000 Jahren veränderten tektonische Kräfte den Lauf des Okavangos grundlegend. Während er zuvor im prähistorischen Makgadikgadi-See mündete, blockierte nun eine Senke den Weg des Wassers und lenkte es in die Kalahari-Wüste um – die Geburtsstunde des Okavango-Deltas. Heute breitet sich das Delta je nach Wasserstand saisonal auf eine Fläche von 6.000 bis 15.000 Quadratkilometern aus und verwandelt die Region in ein Gebiet von enormer Artenvielfalt, das Reisende aus der ganzen Welt fesselt. Das Delta ist für Gäste hauptsächlich per Kleinflugzeug erreichbar – und schafft so einen Ort der Ruhe, Abgeschiedenheit und intensiven Naturerlebnisse.

Wo die Zeit im Takt des Wassers schlägt

Das Eintreffen der Flut ist entscheidend für das ökologische Gleichgewicht der Region und beeinflusst auch den Tourismus. Die Wassermassen aus Angola erreichen den Norden des Deltas meist im April oder Mai – in dieser Zeit mit mildem Klima wandelt sich die Landschaft und Safarigäste beobachten ein Wechselspiel aus Grün- und Trockenzonen. Da das Gelände äußerst flach ist und die Strömung langsam, dauert es Monate, bis sich das Wasser im Delta vollständig ausbreitet und zwischen Juni und Juli die größte Ausdehnung erreicht wird. Doch wie genau funktioniert die Flutung des Deltas auf Mikroebene? Beispielhaft sei der Boro-Kanal angeführt, der durch das Jao-Reservat fließt und sich dort in zahlreiche Kapillarkanäle verzweigt. Diese füllen sich mit Wasser, werden durch dichte Papyrusvegetation zurückgestaut und treten über die Ufer, wodurch die umliegenden Ebenen überflutet werden. Die sich mit Wasser füllenden Landschaften beeinflussen Tierbeobachtungen einerseits dadurch, dass sie die Fortbewegung des Wildes einschränken; gleichzeitig sorgen sie dafür, dass sich Tiere vermehrt auf höher gelegene Gebiete wie Hunda Island zurückziehen, wo sich während der Hochwasserzeit eine besonders hohe Tierdichte beobachten lässt. Optimale Bedingungen für Gäste der Wilderness Camps Tubu Tree und Little Tubu. In den offenen, häufig von pittoresken Palmen gesäumten Savannenlandschaften zwischen den wasserreichen Gebieten begegnen Gäste Löwenrudeln, Wildhunden und Giraffen – ein Kontrast, der die Vielfalt des Deltas erlebbar macht.

Tierwelt und Safari-Erlebnisse im Wandel der Jahreszeiten

Auch wenn das Wasser mit der Zeit langsam versickert und verdunstet, bleibt das Delta über viele Monate hinweg ein lebendiges Mosaik aus Feuchtgebieten, Flussarmen und sattgrüner Landschaft. In einigen Regionen, etwa rund um die private Konzession des Wilderness Vumbura Plains Camps, verweilt das Wasser das ganze Jahr hindurch. Dies ermöglicht Reisenden ganzjährig wasserbasierte Aktivitäten wie Touren mit dem traditionellen Kanu Mokoro, bei denen Gäste lautlos durch die Wasserwege gleiten und Wildtiere wie Elefanten- oder Büffelherden aus nächster Nähe beobachten können.

Die Rolle des Regens

Im Okavango-Delta bestimmen jedoch nicht nur die Fluten, sondern auch Regenfälle den Rhythmus der Natur – sie schaffen die sogenannte Green Season. Während der Regenzeit von November bis März zeigt sich die Vegetation in einem üppigen Grün – die Tier- und Pflanzenwelt erwacht nach der Trockenzeit zu neuem Leben und das Delta wird zum Paradies für Vogelbeobachter und Hobbyfotografen. Das zeitlich versetzte Zusammenspiel von lokalen Regenfällen und den deutlich später eintreffenden Wassermassen aus Angola erzeugt einen einzigartigen saisonalen Zyklus. Zwar tragen die lokalen Regenfälle zur Wasserverfügbarkeit im Delta bei, sie bestimmen jedoch weder den Zeitpunkt noch das Ausmaß der Überflutung. Auch bei ausbleibenden Regenfällen im südlichen Afrika fließt somit Wasser ins Delta, solange die angolanischen Hochlagen gute Niederschläge verzeichnen. Das sensible Zusammenspiel von Wasser und Land beeinflusst direkt, welche Lebensräume zur Verfügung stehen – und macht jede Jahreszeit im Okavango-Delta zu einem ganz eigenen Naturerlebnis für Safariliebhaber.

Wilderness wurde vor über 40 Jahren von zwei passionierten Guides in Botswana gegründet – mit dem Ziel, die letzten verbliebenen Naturschutzgebiete der Welt zu schützen und zu vergrößern. Heute ist das Unternehmen in acht Ländern Afrikas mit mehr als 60 exklusiven und zahlreich ausgezeichneten Camps und Lodges vertreten. Auf einer Gesamtfläche von 2,3 Millionen Hektar Land, die bis 2030 verdoppelt werden soll, haben Naturschutz und Gastfreundschaft höchste Priorität. Rund 3.000 Mitarbeiter kümmern sich um einzigartige Reiseerlebnisse, die einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt von Flora und Fauna, aber auch zur Förderung lokaler Gemeinden leisten. Individuelle Begegnungen mit Tieren, Natur und Menschen stehen bei Reisen mit Wilderness in Botswana, Namibia, Ruanda, Simbabwe, Sambia, Tansania, Kenia und Südafrika im Vordergrund. Zum Unternehmen zählen außerdem gemeinnützige Organisationen, eine private Fluggesellschaft, eine Full Service Destination Management Company (DMC) und verschiedene Handelspartner in der Tourismusindustrie.

www.wildernessdestinations.com

Bilder Copyright: Wilderness

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Urs Huebscher ist seit vielen Jahren Chefredaktor und Head of des PRESTIGE Travel Magazin. Er reist seit mehr als zwanzig Jahren durch die ganze Welt und hat fast alle Ecken dieser Welt schon gesehen. Seine Reportagen sind in den Print-Ausgaben des PRESTIGE Travel und im Luxus-Magazin PRESTIGE sowie auf deren Online-Seiten zu lesen. Weiter ist er Mitglied der Vereinigung Swiss Travel Communicators, dem führenden Schweizer Netzwerk für Reisejournalismus.