Neuer Pilgerweg in Jordanien „Camino de Egeria“

Urs Huebscher Von Urs Huebscher
4 Min. Lesezeit

Sie war eine der mutigsten und abenteuerlustigsten Frauen des 4. Jahrhunderts. Egeria, eine adlige, wohlhabende Frau, vermutlich aus Nordspanien, gilt als eine der ersten Pilgerinnen der Welt. Vor über 1.600 Jahren wanderte sie ins Heilige Land. Rund vier Jahre, von 381 bis 384 n.Chr., hielt sich Egeria dort auf, pilgerte zu vielen, in der Bibel beschriebenen Orten – und berichtete anderen Frauen darüber.

Eine Reise führte sie dabei auch zum Heiligen Berg Nebo und an die Taufstelle Jesu am Jordan. Beide Orte liegen heute auf dem Staatsgebiet des Haschemitischen Königreichs Jordanien und sind seit Kurzem mit einem neuen Pilger-Wanderweg verbunden, der an die frühchristliche Influencerin erinnert.

Egerias Weg vom Berg Nebo bis zur Taufstelle am Fluss Jordan

Der neue Egeria-Weg (Camino de Egeria) ist Teil des längeren Johannes-der-Täufer-Wegs. Dieser beginnt rund 80 Kilometer südlich von Amman im UNESCO Welterbe in Umm-er-Rasas und endet in Bethanien jenseits des Jordans. Die letzten beiden Etappen dieses Wegs, vom Heiligen Berg Nebo, von dem aus Moses einst das Gelobte Land erblickte, bis hinunter zur Taufstelle Jesu am Jordan, sind nun der ersten Pilgerin Egeria gewidmet.

Der erste Reiseführer für Frauen über biblische Orte im Nahem Osten

Über ihre Pilgerreisen schrieb Egeria auf Latein ausführliche Berichte in Briefform – ganz explizit an Frauen gerichtet, vielleicht ihre Mitschwestern aus einem Kloster, wahrscheinlicher aber an interessierte, ebenfalls gläubige Freundinnen und Bekannte. Die Pilgerin beschrieb die Strecken, die Sehenswürdigkeiten und erzählte von ihren Begegnungen mit den schon damals sehr gastfreundlichen Menschen in der Region. 1884 wurden Teile dieser Aufzeichnungen in der Klosterbibliothek im italienischen Arezzo wiederentdeckt. Heute kann man Egerias Reiseführer für Frauen unter dem Titel „Itinerarium Egeriae“ auch auf Deutsch nachlesen. Dass es Egeria ernst war mit dem Pilgern, zeigen ihre Aufzeichnungen ziemlich deutlich: Kaum hatte sie einen der biblischen Orte erreicht, wurde sofort ein Psalm aufgesagt und gebetet. Alle anderen Bedürfnisse stellte sie hintenan, auch die Treffen und Gespräche mit den zahlreichen Geistlichen, die sie empfingen und beherbergten. Bis heute gelten Egerias Schriften als ein unschätzbares Zeugnis der frühchristlichen Frömmigkeit.

Offizielle Partnerschaft mit dem Jakobsweg

Der „Camino de Egeria“ ist rund 30 Kilometer lang und kann zu Fuß in zwei Tagesetappen bewältigt werden. Im Januar 2025 wurde der neue Pilgerweg offiziell mit dem spanischen Jakobsweg partnerschaftlich verbunden: In Santiago de Compostela stellten die Verantwortlichen ein jordanisches Wegzeichen auf und entlang des „Camino de Egeria“ steht nun auch das bekannte Wegzeichen des Jakobswegs mit der Muschel. Diese Partnerschaft stärkt die historischen und kulturellen Beziehungen zwischen Europa und Jordanien und erkennt die Bedeutung von Pilgerwegen für die Verbindung von Zivilisationen und Religionen an.

Das Haschemitische Königreich Jordanien ist dank seiner antiken Stätten ein Paradies für Kultur- und Studienreisende. Bei einem Besuch der nabatäischen Felsenstadt Petra, einem Gang durch die prachtvollen Säulengänge Jerashs oder auf den Spuren des Alten Testaments entlang des Jordans können Besucher auf Zeitreise gehen. Aber auch Jordaniens Naturraum hat einiges zu bieten: Von der prächtigen Wüstenlandschaft Wadi Rums und leuchtenden Korallenriffen am Golf von Aqaba bis hin zu grünen Wadis und sprudelnden heißen Quellen nahe des Toten Meeres – Jordanien ist eine einzigartige und vielseitige Destination, die Besuchern den Zauber des Orients näherbringt.

Weitere Informationen unter www.visitjordan.com

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Urs Huebscher ist seit vielen Jahren Chefredaktor und Head of des PRESTIGE Travel Magazin. Er reist seit mehr als zwanzig Jahren durch die ganze Welt und hat fast alle Ecken dieser Welt schon gesehen. Seine Reportagen sind in den Print-Ausgaben des PRESTIGE Travel und im Luxus-Magazin PRESTIGE sowie auf deren Online-Seiten zu lesen. Weiter ist er Mitglied der Vereinigung Swiss Travel Communicators, dem führenden Schweizer Netzwerk für Reisejournalismus.