Nachhaltigkeit trifft Zwischennutzung – Münchens kreative Seite

Urs Huebscher Von Urs Huebscher
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München setzt auch 2025 ein Zeichen für urbane Innovation und ökologisches Bewusstsein: Mit spannenden Projekten rund um temporäre Zwischennutzung und ressourcenschonende Weiterverwendung zeigt die Stadt, wie viel Potenzial in leerstehenden Räumen und vermeintlich ausgedienten Materialien steckt. Was dabei entsteht? Orte für Austausch, Kunst, Kulinarik – und ein neues Lebensgefühl mitten in der Stadt.

Pop-up-Kunst zu Kaffee und Kuchen
Versteckt in einem ehemaligen Ladengeschäft in der Altstadt sorgt das Pop-up-Kunstcafé „Junger Peter“ für Aufsehen. Im zweiwöchigen Rhythmus werden hier in Wohnzimmeratmosphäre Werke junger Künstler*innen ausgestellt. Dazu gibt es handgebrühten Specialty Coffee und hausgemachten Kuchen. Ein Ort, der Kunst und Kaffeekultur miteinander verbindet und demonstriert, wie lebendig Zwischennutzung sein kann.

Biergarten in der Baugrube – ein urbanes Experiment
Was tun mit einer Baugrube in Schwabing? Florian Schönhofer, bekannt vom Café Kosmos, hat eine überraschende Antwort: Er eröffnete darin den Biergarten „Kosmos unter Null“ rund 4,5 Meter unter Straßenniveau. Neben Brotzeiten und kühlen Getränken erwarten Besucher*innen hier eine kleine Hühnerfarm und Hochbeete zum Selbstbepflanzen – aktive Nutzung von Brachflächen und Landwirtschaft zum Anfassen mitten in der Stadt.

Haidhausen, Gasteig © München Tourismus, Redline Enterprises

Kulinarischer Klimaschutz
Im „CAFÉ GOOD“ in Schwabing steht Nachhaltigkeit auf der Speisekarte. Hier wird verarbeitet, was andernorts in der Tonne landen würde: krummes Gemüse, überreifes Obst oder Brot vom Vortag. Daraus entstehen täglich wechselnde vegetarische und vegane Gerichte, die nicht nur gut schmecken, sondern auch ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung setzen.

Bühne frei für nachhaltige Ideen
Auch Münchens Theaterlandschaft denkt um: Das Volkstheater arbeitet seit 2022 mit der Materialinitiative „treibgut“ zusammen. Bühnenbilder, die früher nach der Dernière entsorgt wurden, finden nun neue Bestimmungen, zum Beispiel als Skulptur in einem öffentlichen Park oder als Ausstattung für soziale Projekte. Gleichzeitig schenkt der „Treibstoff Fundus“ alten Kostümen ein zweites Leben: Ob für Filmprojekte, Theatergruppen oder private Events – wer ein besonderes Outfit ausleihen möchte, wird hier fündig.

Mehr als nur ein aktueller Trend

Die Kombination aus Nachhaltigkeitsbewusstsein und kreativem Unternehmergeist zeigt: München denkt Stadtentwicklung neu. Statt ungenutzter Flächen entstehen auf diese Weise Begegnungsorte für alle, die Lust auf Wandel, Austausch und neue Perspektiven haben. So zum Beispiel auch im „FAT CAT“, das sich im Rahmen der Sanierung des ehemaligen Gasteigs bereits seit 2023 übergangsweise wieder zum vielfältigen Kulturzentrum entwickelt hat, um Leerstand zu vermeiden. In kürzester Zeit zum Kultur-Hotspot in München geworden, wurde von Theater über Konzerte und Comedy bis zu Strickmessen schon allerlei geboten. Dabei ist stets eine Mischung aus großen und kleinen Veranstaltern aus der freien Münchner Szene vertreten. Seit Ende April ist auch wieder der Kulturdachgarten geöffnet, der mit wechselnden Food-Konzepten und einem autonomen Energiekonzept eine entspannte Atmosphäre mit tollem Ausblick auf die Stadt bietet.

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Urs Huebscher ist seit vielen Jahren Chefredaktor und Head of des PRESTIGE Travel Magazin. Er reist seit mehr als zwanzig Jahren durch die ganze Welt und hat fast alle Ecken dieser Welt schon gesehen. Seine Reportagen sind in den Print-Ausgaben des PRESTIGE Travel und im Luxus-Magazin PRESTIGE sowie auf deren Online-Seiten zu lesen. Weiter ist er Mitglied der Vereinigung Swiss Travel Communicators, dem führenden Schweizer Netzwerk für Reisejournalismus.