Mit Baby auf Weltreise: Mit Kind und Kegel auf grosse Fahrt

Urs Huebscher Von Urs Huebscher
11 Min. Lesezeit

Wenn Familien beschliessen, mit Baby auf Weltreise zu gehen, variieren die Reaktionen ihres Umfeldes meist von purer Begeisterung über ungläubiges Staunen bis zu entsetztem Kopfschütteln. Die erste aufregende Zeit mit Baby scheint mit den Unwägbarkeiten einer Weltreise auf den ersten Blick nicht vereinbar zu sein. Trotzdem wagen immer mehr Eltern den grossen Schritt und machen sich mit Baby auf den Weg in die grosse, weite Welt.

Eine Weltreise ist für viele Menschen ein Lebenstraum. Ferne Länder, vielfältige Kulturen und eine ausgiebige Auszeit vom Alltag haben ihren ganz besonderen Reiz. In den Nachbarländern nutzen Elternpaare gerne die Elternzeit, um sich diesen Traum zu erfüllen. In der Schweiz ist eine entsprechend lange Auszeit rund um die Geburt eines Kindes nicht gesetzlich verankert. Hier stehen der Mutter 14 Wochen bezahlter Mutterschaftsurlaub zu. Seit dem 1. Januar 2021 haben auch Väter Anspruch auf zwei Wochen Vaterschaftsurlaub. Für eine Weltreise reicht diese berufliche Pause nicht. Trotzdem gönnen sich immer mehr Familien in Absprache mit dem Arbeitgeber eine besondere Auszeit und machen sich mit Baby auf grosse Reise.

Ein Abenteuer dieser Grössenordnung stellt besondere Ansprüche an die junge Familie. Für eine Weltreise ist ein Höchstmass an Planung erforderlich. Gerade mit Baby sind konkrete Pläne aber nur selten möglich. Wer dieses Wagnis eingehen möchte, sollte eine grosse Portion Flexibilität und Entspannung einpacken, um auch unvorhergesehenen Entwicklungen gelassen begegnen zu können. Mit der richtigen Einstellung können Familien auf Weltreise ein intensive gemeinsame Zeit geniessen und Erfahrungen machen, die das Familienleben enorm bereichern können.

Mit dem Camper flexibel bleiben

Wenn Familien mit einem Camper auf Weltreise gehen, ist das eigene Zuhause immer mit dabei. Das macht in vieler Hinsicht flexibel, denn alles, was fürs Baby benötigt wird, kann von Anfang an einen festen Platz finden. Auf der Negativseite steht dagegen, dass die Reiseroute mit Camper unter Umständen etwas eingeschränkt ist, da zum Beispiel Langstrecken nicht mit dem Flugzeug gemeistert werden können. Ist trotzdem ein weit entlegenes Reiseziel mit Rundreise-Option geplant, kann der Camper nach dem Flugtransfer auch erst am Startpunkt der Rundreise übernommen werden.

Bei der Wahl des passenden Campers für die Familienreise sollten einige Kriterien berücksichtigt werden. So ist es zum Beispiel wichtig, dass für Fahrstrecken ein babytauglicher Kindersitz vorhanden ist. Ausserdem sollte Babys Schlafplatz sicher und bequem eingerichtet sein. Es gibt Campermodelle, die speziell auf die Bedürfnisse junger Familien auf Reisen eingestellt sind und die Möglichkeit bieten, ein Reisebett im Innenraum aufzustellen und sicher zu befestigen. Hier empfiehlt es sich, den Anbieter gezielt auf familienfreundliche Fahrzeuge mit einer entsprechenden Ausstattung anzusprechen.

Praktische Möbel für Babys auf Reisen gibt es im gut sortieren Babymarkt. Neben dem Reisebett gehört eine leichte und idealerweise zusammenklappbare Wippe zu den praktischen Begleitern auf der Weltreise. Kann der kleine Weltenbummler bereits selbstständig sitzen, sollte eine passende Sitzgelegenheit mit auf Reisen gehen. Vielseitig einsetzbar sind zum Beispiel Reisehochstühle, die sich flexibel an jeder stabilen Tischplatte festklemmen lassen und so fast überall Platz finden.

Ein guter Anhaltspunkt dafür, was unbedingt mit auf Reisen gehen sollte, sind Erfahrungsberichte und Reiseblogs von Familien, die bereits erfolgreich mit Baby auf Weltreise gegangen sind.

Packen fürs Baby: Was muss unbedingt mit?

Die Packliste für die Weltreise mit Baby wird in der Regel deutlich länger als die klassische Backpacker-Ausstattung. Hier müssen Eltern die Balance finden zwischen dem Wunsch, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein und den Transportmöglichkeiten, die eine Weltreise mit sich bringt.

Das Fazit, das die meisten Eltern nach der Reise ziehen, lautet: Weniger ist mehr und viele Dinge, die zunächst als Must-Have auf der Packliste gelandet sind, haben sich im Praxistest als verzichtbar erwiesen. Hier ein paar Dinge, die auf der Weltreise mit Baby für maximalen Komfort bei möglichst geringer Belastung sorgen:

  • Babytrage oder Tragetuch: So können kleine Weltenbummler immer dicht bei Mama und Papa sein und die haben trotzdem die Hände frei. Eine gute Tragevorrichtung für das Baby kann auch einen Buggy oder Kinderwagen ersetzen.
  • Ein leichtes und unkompliziertes Reisebett: So lässt sich mit wenigen Handgriffen immer ein sicherer Schlafplatz schaffen.
  • Sonnenschutz: Insbesondere auf Reisen in sonnenintensive Länder ist ein guter Sonnenschutz in Form von langer, dünner Kleidung, einer Kopfbedeckung und Sonnencreme unerlässlich.
  • Ein Wasserkocher mit Universalstecker oder Akkubetrieb, um jederzeit an abgekochtes Wasser zu kommen. So lässt sich zum Beispiel auch Babynahrung zubereiten oder wichtiges Equipment in kochendem Wasser sterilisieren.
  • Insektenschutz: Je nach Reiseziel sollte ein feinmaschiges Netz oder eine andere Form von Insektenschutz mitgeführt werden.
  • Reiseapotheke: Alle Medikamente und Utensilien zur Versorgung und Pflege der ganzen Familie gehört ins Gepäck. Dazu gehört auch Material zur Wundversorgung und Behandlung von Fieber, Durchfall oder anderen akuten Beeinträchtigungen. Eine praktische Checkliste zum Ausdrucken die Reiseapotheke mit Baby gibt es zum Beispiel unter swissmom.ch.
  • Utensilien für die Hygiene: Hygiene steht auf Reisen mit Baby an erster Stelle. Hygienetücher, Desinfektionsmittel und saubere Tücher gehören deshalb immer ins Reisegepäck. Praktisch ist ein wasserfester Beutel mit Zippverschluss, in den feuchte Waschlappen passen.
  • Wickelausstattung für zwei bis drei Tage. Die meisten Reiseländer bieten die Möglichkeit, den Vorrat an Windeln und Co. wieder aufzufrischen. Deshalb genügt meist eine Wickelausstattung für zwei bis drei Tage, maximal aber für eine Woche. Auch mehrere dünne Wickelunterlagen sollten unbedingt mitgeführt werden. So kann das Baby jederzeit und an jedem Ort frisch gemacht werden, ohne auf dem Boden liegen zu müssen. Praktischer als Wegwerfunterlagen sind dünne Wickelunterlagen aus abwaschbarem Material, die immer wieder gereinigt und desinfiziert werden können.
  • Schutzhülle für wichtige Dokumente: Reisepass, Versicherungsunterlagen und andere Reisedokumente sollten unterwegs gut geschützt werden. Eine wasserdichte Schutzhülle verhindert, dass wichtige Unterlagen nass, schmutzig oder auf andere Weise beschädigt werden.
  • Spielzeuge für die Unterhaltung auf langen Reisen: Am besten geeignet sind kleine Babyspielzeuge, die zum Beispiel an einer Kette befestigt und dann am Sitz befestigt werden können. So sind Babys Lieblinge jederzeit griffbereit und gehen nicht unterwegs verloren.
  • Ein kleiner Rucksack, in dem bei Ausflügen vor Ort oder im Handgepäck im Auto oder Flugzeug alle wichtigen Dinge für den schnellen Bedarf Platz finden.

Die Reiseroute planen

Welche Ziele die Weltreise umfassen soll, hängt vor allem von den eigenen Vorstellungen ab. Länder, für die aufgrund einer instabilen politischen Situation oder eines schlechten Versorgungs- und Gesundheitssystems Reisewarnungen vorliegen, sollen Familien lieber ausklammern. Davon abgesehen ist die Welt das Ziel.

Wer trotz aller Abenteuerlust grossen Wert auf Sicherheit legt, ist in Europa gut aufgehoben. Neben kultureller Vielfalt und wunderschönen Eindrücken sind die Voraussetzungen im Hinblick auf Rechts- und Gesundheitssystem in den meisten europäischen Ländern besonders gut.

Selbstverständlich eignen sich auch viele Fernreiseziele für das Abenteuer mit Baby. Sollten exotischere Reiseziele auf der Liste stehen, ist es wichtig, den Krankenversicherungsschutz im Ausland entsprechend anzupassen. Eine gute medizinische Versorgung für den Notfall ist auf Reisen mit Baby unerlässlich. Ausserdem sollten Eltern am Reiseziel in der Lage sein, sich mit den Gastgebern zu verständigen.

Eine Reiseroute, die lange Reisestrecken beinhaltet, lässt sich mit sehr kleinen Babys am besten bewältigen, da sie noch viel schlafen und unzählige Stunden im Flugzeug oder im Auto meist noch gut wegstecken. Hier sollten Eltern allerdings vor dem Start in den Urlaub schon einmal ausprobiert haben, wie kleine Weltenbummler mit Reisen zurechtkommen. Mögen Babys es beispielsweise nicht, längere Zeit angeschnallt zu sein oder zeigen Anzeichen von Reiseübelkeit, sollten längere Strecken vermieden werden.

Weltreise mit Baby: Ist das wirklich eine gute Idee?

Die Meinungen zum Thema Reisen mit Baby sind geteilt. Wenn es dann auch noch auf Weltreise gehen soll, könnte die Diskussion kontroverser kaum sein. Mit einem Baby im Gepäck wird vieles unwägbarer als zu zweit. Gleichzeitig müssen viele Dinge rund um Pflege und Ernährung mit auf Reisen gehen, die Erwachsene durch Improvisation vor Ort kompensieren könnten. Skeptiker denken bei einer Weltreise mit Baby also vor allem an den fehlenden Rhythmus, Schlafmangel und natürlich jede Menge Gepäck, das rund um den Globus transportiert werden muss.

Familien, die das Wagnis eingegangen sind, können allerdings häufig von ganz anderen Erfahrungen berichten. Insbesondere mit sehr kleinem Baby kann eine Weltreise unkomplizierter ausfallen als so mancher spätere Familienurlaub. Babys haben, sofern sie keine gesundheitlich bedingten Einschränkungen haben, in den ersten Monaten ihres Lebens wenig komplexe Bedürfnisse. Sie möchten möglichst nah bei Mama und Papa sein, nach Bedarf essen und gewickelt werden und viel schlafen. Das Fazit der meisten Weltenbummler-Eltern lautet deshalb: Reisen mit Baby kann herrlich unkompliziert sein, solange eine entspannte Einstellung dabei ist. Während ein Familienurlaub nach der Babyzeit vor allem durch die Bedürfnisse der Kinder geprägt wird, kann die Babyzeit eine Lebensphase sein, in der auch die Eltern die gemeinsame Zeit noch nach eigenen Vorstellungen gestalten und so rundum geniessen können.

Bildquellen:

Abbildung 1: @ Peggy_Marco (CCO-Lizenz) / pixabay.com

Abbildung 2: @ hisins30 (CCO-Lizenz) / pixabay.com

Teile diesen Artikel
Folgen:
Urs Huebscher ist seit vielen Jahren Chefredaktor und Head of des PRESTIGE Travel Magazin. Er reist seit mehr als zwanzig Jahren durch die ganze Welt und hat fast alle Ecken dieser Welt schon gesehen. Seine Reportagen sind in den Print-Ausgaben des PRESTIGE Travel und im Luxus-Magazin PRESTIGE sowie auf deren Online-Seiten zu lesen. Weiter ist er Mitglied der Vereinigung Swiss Travel Communicators, dem führenden Schweizer Netzwerk für Reisejournalismus.