Heute ist es wieder soweit. In Louisville startet das legendäre Kentucky Derby. Das Galopprennen wird alljährlich am ersten Samstag im Mai ausgetragen und bildet den Höhepunkt des Kentucky Derby Festivals.
Autor: Detlef Berg
Es ist ein klassisches Galopprennen, bei dem nur dreijährige Vollblutpferde antreten dürfen. Das erste Rennen ging 1875 vor über 10.000 begeisterten Zuschauern an den Start. In diesem Jahr wird also das 150jährige Jubiläum gefeiert, und diesmal werden mehr als 200.000 Besucher erwartet.
Das prestigeträchtige Rennen, eine Komposition aus Schnelligkeit, Kraft und Eleganz, lässt durch das eher provinziell erscheinende Louisville einen Hauch der großen weiten Welt wehen. Die Stadt ist dann nicht nur ein Wallfahrtsort für Pferdeliebhaber, sondern auch Pflichttermin für Promis, Partygänger und Politiker aus der ganzen Welt. Auch der Geldadel zeigt sich. Die Ladys machen mit ihren gewagten Hutkreationen Ascot Konkurrenz, dem älteren, seit 1711 ausgetragenen englischen Original. Die Herren schlüpfen in bunte Anzüge, tragen knallige Fliegen. Sie alle treffen sich auf der Haupttribüne, die den treffenden Namen „Millionaires Row“ trägt.
Wer sich sich diese sündhaft teuren Plätze nicht leisten kann oder will, beobachtet den „Run of Roses“ von Sitzplätzen entlang der ersten Kurve und der Zielgeraden.
Etwas Rennatmosphäre schnuppern können Besucher aber das ganze Jahr über bei einer Führung über das Rennbahngelände Churchill Downs. Sie werden vom Kentucky Derby Museum angeboten, das im Jubiläumsjahr neue interaktive Ausstellungen eröffnet hat.
Doch Louisville hat viel mehr als nur das Derby. Hierzulande wissen allerdings nur wenige, was die mit 620.000 Einwohnern größte Stadt des US-Bundesstaates Kentucky zu bieten hat. Kentucky gilt als Provinz, allerdings im positiven Sinn. Es ist ein unaufgeregtes Amerika jenseits der Bohemiens der Ostküste und der Sonnenkinder Kaliforniens, und es lässt an ein Amerika denken, das wir aus alten Filmen kennen.
Wie viele Südstaaten-Städte wurde Louisville durch den Flusshandel reich. Wer mit dem letzten noch existierenden authentischen Mississippi-Dampfer „Belle of Louisville“ auf dem Ohio River eine Tour zum Sonnenuntergang unternimmt, genießt nicht nur einen Blick auf die imposante Skyline der Stadt mit dem Waterfront Park und der farbig beleuchteten Fußgängerbrücke Big Four, sondern erlebt auch, dass die lange Zeit baufälligen Uferanlagen mit Cafes, Restaurants und Apartments wiederbelebt wurden. Überraschend auch das viktorianische Villenviertel Old Louisville: prächtige Häuser, umgeben mit Magnolien und Eichen, prägen das historische Quartier und sorgen für Südstaatenflair.
Louisville ist auch „Bourbon City“. Bereits in den frühen 1900er Jahren gab es auf der Main Street mehr als 50 Läden, die mit Whiskey zu tun hatten. Die Prohibition führte zum Niedergang, und erst 2013 begann die Wiederbelebung der Whiskey Row. Heute laden dort zahlreiche Brennereien zu Besichtigung und Verkostung ein. Absoluter Favorit ist Mint Julip, ein Mix aus Whiskey, Zucker, Wasser und frischer Minze, stilecht serviert in Zinn- oder Silberbechern. Ein weiterer origineller Bourbon Cocktail wird im altehrwürdigen Browns Hotel serviert. Der Ali Smash, bestehend aus Old Forester Rye Whiskey, Granatapfel-Likör, Zitronenschnitzen und Minzblättern, wurde nach Muhammad Ali benannt, der als junger Mann häufig im Browns Hotel zu Gast war. Die größte Box-Legende aller Zeit wurde in 1942 Louisville geboren, und das Muhammad Ali Center zeigt seinen Werdegang von der Kindheit bis zu seiner letzten Ruhestätte nach.
Hotel-Tipps: Brown Hotel, historisches, zentral gelegenes Hotel, DZ ab 146 Euro; The Grady Hotel, charmantes und luxuriöses Boutique-Hotel, DZ ab 205 Euro