Limburgs Perle: Valkenburg aan de Geul

Burgruine in Valkenburg aan de Geul
Karsten-Thilo Raab Von Karsten-Thilo Raab
6 Min. Lesezeit

Ein offener Geheimtipp ist das niederländische Valkenburg aan de Geul mit seiner Burgruine, der Fluweelengrot und der famosen Gastromeile.

Burgruine in Valkenburg aan de Geul

Nicht wenige scheinen ein Messer dabei zu haben oder wenigstens einen scharfen Gegenstand. So oder so fühlen sich offenbar unzählige Liebespaare berufen, sich mit ihren Namen auf den in Teilen noch erhaltenen Wänden der Burgruine von Valkenburg aan de Geul in der niederländischen Provinz Limburg zu verewigen. Während anderenorts Liebesschlösser an Gitter und Brücken angebracht oder die jeweilige Verbindung mit Farbe oder Stiften verbotenerweise auf Wänden und Mauern plakativ zur Schau gestellt wird, kratzen Pärchen in Valkenburg ihre Namen und ihren Beziehungsstatus in die Mauerreste der einzigen Höhenburg des Landes. Damit wird zugleich deutlich, wie weich das für die Region so prägende Gestein ist.

Inschriften im Gestein der Burgruine in Valkenburg aan de Geul

Wer die weitläufige Festung, deren Geschichte bis in das 11. Jahrhundert zurückreicht, erklimmt, erkennt sofort, dass dieser Teil der Niederlande alles andere als flach ist. Denn das malerische Städtchen im Geultal liegt inmitten von sanften, grünen Hügeln. Am Fuße des gerade einmal 145 Meter hohen Burgbergs duckt sich die historische Altstadt. Diese wird gleichermaßen von den drei gut erhaltenen Stadttoren, dem  Grendelpoort, dem Berkelpoort und dem Geulpoort, und durch eine ungewöhnliche hohe Dichte an Restaurants, Cafés und Kneipen geprägt.

Zugang zur Burgruine in Valkenburg aan de Geul

Vor allem entlang der Grotestraat sowie der Munt- und Berkelstraat drängt sich ein gastronomischer Betrieb an den nächsten. An sonnigen Tagen und warmen Abenden bevölkern dann auch ganze Heerscharen die Tische und Stühle im Außenbereich und machen Gebrauch vom üppigen Angebot an Speisen und Getränken. Nicht wenige lassen sich dabei in den Nachmittagsstunden einen typischen „Limburgse vlaai“, ein Küchlein aus flachem Hefeteig mit Fruchtkompottfüllung, schmecken. Nicht minder populär ist bei gerade Freuden deftigerer Speisen das „Zuurvlees“, einen süßsaurer Fleischeintopf, der geschmacklich einem Sauerbraten ähnelt.

Werbung für Limburgse vlaai

Von fast überall in der Altstadt fällt der Blick auf den markanten Burg-Berg, der ob seiner Höhe eher als Hügel gelten dürfte. Während die weithin sichtbare Festung im Jahre 1672 auf Befehl von König Willem III. zerstört wurde, damit sie während des Holländischen Krieges (1672 bis 1678) nicht den Franzosen in die Hände fällt, schlummert im Inneren des Berges ein weitläufiges, von Menschenhand geschaffenes Höhlensystem. Die sogenannte Fluweelengrot wurde ab dem Mittelalter als unterirdischer Steinbruch genutzt, um Mergel abzubauen. Das Sedimentgestein wurde dereinst auch zum Bau der über den Höhlen liegenden Burg verwendet.

Burgruine in Valkenburg aan de Geul

„Zwei bis drei Tage haben die Arbeiter in längst vergangenen Tagen gebraucht, um bis 300 Kilogramm schwere Quader aus dem Mergel zu hauen und mühsam auf Holzrollen ins Freie zu transportieren“, berichtet Claudia. Die kleine, drahtige Frau mit dem grau melierten Haar führt mehrmals täglich Interessierte durch das faszinierende Gangsystem in Valkenburg aan de Geul. Wenig überraschend kennt Claudia die Fluweelengrot wie ihre Westentasche. Gerne macht sie sich einen Spaß daraus, die „Hobbyhöhlenforscher“ ein wenig in die Irre zu führen. Dann wiederum schaltet sie auf Ansagen das Licht der beiden mitgeführten Laternen aus, um allen eindrucksvoll vor Augen zu führen, wie stockdunkel es in den konstant zwölf Grad Celsius warmen Grotten und Gängen ist.

„Im nahegelegen Cadier en Keer sind 1993 zwei Jungen unerlaubt in die Grotte geschlichen. Als ihre Taschenlampe den Geist aufgab, sind die beiden hilflos umhergeirrt und schließlich in Folge von Unterkühlung gestorben“, erläutert Claudia den ernsthaften wie traurigen Hintergrund dieser Aktion. Dann taucht die sympathische Holländerin in anderen, nicht minder spannende Kapitel der Geschichte hinter dem Ganglabyrinth ein. So weiß sie zu berichten, dass zunächst im 18. Jahrhundert verfolget Priester hier Zuflucht fanden und dass die Bewohner von Valkenburg aan de Geul hier während des Zweiten Weltkriegs immer wieder Schutz vor den Nazi-Truppen suchten.

Malereien in der Fluweelengrot

Daneben zieren die Fluweelengrot, in der bis zu 80 Millionen Jahre alte, fossile Überreste von Meerestieren bestaunt werden können, eine Vielzahl an kunstvollen Holzkohlezeichnungen und religiösen Darstellungen, eine romantische Kapelle aus dem 18. Jahrhundert sowie ein riesiges Halbrelief eines Megalosauriers. Natürlich darf auch die anschauliche Darstellung des Mergelabbaus und ein Blick auf die beschwerliche Arbeiter der legendären Blockbrecher nicht fehlen, bevor es wieder hinaus ans Tageslicht und hinein in die stimmungsvolle Gastronomiemeile von Valkenburg aan de Geul geht.

Informationen: www.valkenburg.nl

Burgruine und Fluweelengrot: www.kasteelvalkenburg.nl

Bilder Copyright: Karsten-Thilo Raab

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Karsten-Thilo Raab ist freier Reise-Journalist, Autor und Fotograf für eine Vielzahl von Zeitungen, Magazinen und ist immer wieder auch für uns tätig. Zudem hat er als Autor bislang mehr als 120 Bücher verfasst bzw. an diesen mitgewirkt.