Kronjuwelen und Drama – die Geschichte Österreichs zum Anfassen

typo2wp Von typo2wp
4 Min. Lesezeit

In den 27 Stiften und Orden von Klösterreich können Besucher die Vergangenheit sehr lebendig erleben.

Er ist mehr als 400 Jahre alt und unendlich wertvoll – auf rotem Samt und weißem Pelz funkeln Gold, Perlen, Rubine, Smaragde und ein riesiger blauer Saphir um die Wette: der Erzherzogshut Österreichs, die Krone der Habsburger Monarchen. Besucher von Stift Klosterneuburg können das prächtige Stück, das Geschichte schrieb und eine turbulente Vergangenheit hat, in der Schatzkammer des Klosters bewundern. Seit 1616 wird die imposante Krone bei den Augustiner Chorherren aufbewahrt, die den kostbaren Schatz hüten. Nur zur Krönung eines neuen Landesherrn wurde der Erzherzogshut in einer eigenen Sänfte, die von Maultieren gezogen wurde, nach Wien gebracht. „Da die 27 Stifte und Orden von Klösterreich sehr eng mit der Entwicklung des jeweiligen Landes, in dem sie sich befinden, verknüpft sind, entdecken unsere Gäste immer wieder spannende Facetten“, erläutert Manuel Lampe, Geschäftsführer von Klösterreich. „Viele überrascht es sehr positiv, wenn die Historie in einem Kloster plötzlich lebendig wird und greifbar vor ihnen steht. Aus diesem Grund ist ein Besuch im Klösterreich für viele Gäste, darunter auch zahlreiche Schulklassen, faszinierender als jedes Geschichtslehrbuch.“

Seinen letzten offiziellen Auftritt außerhalb der Schatzkammer hatte der Erzherzogshut 1989, als er den Sarg von Zita von Bourbon-Parma schmückte. Die letzte Kaiserin von Österreich starb mit 96 Jahren und rückte einige Zeit vor ihrem Ende, ein dramatisches Ereignis wieder in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses: den Tod von Sisis Sohn Rudolf und seiner 17-jährigen Geliebten Mary Vetsera. Im Schloss Mayerling, knapp vier Kilometer von der Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz entfernt, können sich Besucher am Originalschauplatz der Tragödie auf Spurensuche begeben. „Genau an der Stelle, an der heute die Kirche der Karmelschwestern steht, gingen Kronprinz Rudolf und Mary Vetsera am 30. Jänner 1889 in den Tod“, erzählt Pater Johannes Paul Chavanne, der für die Öffentlichkeitsarbeit von Stift Heiligenkreuz zuständig ist. „Die zunächst vom Hof vertuschte Tat ist die Tragödie eines gescheiterten Thronfolgers und wurde zu einem Mythos. Jährlich kommen deshalb Tausende von Besuchern nach Mayerling.“ Sie tauchen in der Ausstellung in die Welt von damals ein, lernen die Eleganz, aber auch die Herausforderungen von Rudolfs Leben kennen. Heiter und lichtdurchflutet ist beispielsweise der Teepavillon, dessen Decke der Kronprinz mit einem hübschen Gemälde in zarten Farben verschönern ließ. Von der düsteren Tat zeugen Pistole und Briefe. Nach dem schicksalhaften Ereignis stiftete Kaiser Franz Joseph I. an der Stelle, an der sein Sohn und Mary den Tod fanden, ein Kloster, in dem seither Karmelitinnen für die Verstorbenen beten. Zahlreiche Bücher, Theaterstücke und Filme befassen sich mit dem Geschehen, das als Mayerling-Tragödie in die Geschichte eingegangen ist und um das sich nach wie vor Spekulationen und Gerüchte ranken. Nicht zuletzt auch aufgrund der – von Historikern angezweifelten – Behauptung von Kaiserin Zita, dass die Tat kein Suizid, sondern Mord war.

Stift Klosterneuburg kann täglich inklusive Schatzkammer mit Erzherzogshut besichtigt werden. Stift Heiligenkreuz können Gäste derzeit ebenfalls täglich mit einem kostenlosen Audioguide erkunden. Der Karmel Mayerling ist in der Sommersaison (bis 31.10.) täglich außer montags geöffnet.

Weitere Infos zu den Angeboten der Stifte und Orden unter www.kloesterreich.com.

Teile diesen Artikel