Wer sich zu einem Kurztrip nach Kantabrien an der Nordküste Spaniens entschließt, wird mit außergewöhnlichen Naturerlebnissen, hervorragender Gastronomie und einzigartigen Sehenswürdigkeiten belohnt. Durch diese Region führt auch der Camino del Norte, der bekannteste Jakobsweg in Nordspanien.
Autor: Karl Heinz Goedeckemeyer
Als Ausgangspunkt für eine Reise nach Kantabrien bietet sich Santander an, eine Stadt mit vielen Facetten und Anekdoten. Die Aristokratie und der Adel machten Santander zur Jahrhundertwende des 19. und 20. Jahrhunderts zu ihrem Lieblingsreiseziel. Ein Spaziergang durch die Altstadt mit ihren Prachtbauten versetzt uns in diese Zeit zurück, allen voran das Highlight der Stadt, der Magdalena-Palast. Die Hauptstadt Kantabriens liegt an einer schönen, sich weit ins Land ziehenden, großen Bucht. Im späten Mittelalter entwickelte sich Santander zur wichtigsten Hafenstadt von Kastilien, zu dessen Herrschaftsbereich Kantabrien traditionell zählte.
Das heutige Santander wird eher durch neue Kultur- und Kunsttrends geprägt, was sich auch im modernen Centro Botín widerspiegelt. Santander bietet zahlreiche, schöne Sandstrände, die sehr gut gepflegt sind und auch die Qualität des Wassers ist einwandfrei. Im Stadtteil El Sardinen liegt der große Strand El Sardinero, der in den Sommermonaten meist gut gefüllt ist. Gut entspannen kann man auch auf der etwas schmaleren Playa de los Peligros. Aufgrund des Großbrandes im Jahr 1941, der den historischen Kern dieser Stadt größtenteils zerstörte, sind in der Innenstadt kaum noch historische Gebäude vorhanden. Trotz dieser Katastrophe blieb der Tourismus, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzte, davon unberührt. In dieser Zeit verbrachte der Adel und reiche Familien aus Spanien die Sommerferien am Meer. So entstand der Stadtteil El Sardinero mit Luxushotels, Kasino, kleinen Sommerpalästen, Villen der Gründerzeit und Badeanlagen. Trotz der Zerstörungen punktet Santander mit vielen Sehenswürdigkeiten.
Magdalena Palast
Der Palacio de la Magdalena ist ein Palast auf der Halbinsel Magdalena in der Stadt Santander. Er wurde zwischen 1909 und 1911 erbaut, um diente als Ferienresidenz für die spanische Königsfamilie. Dieses prächtige Gebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert war 18 Jahre lang der Sommersitz von König Alfons XIII. und Königin Victoria Eugenia de Battenberg. Heute wird der Palast das ganze Jahr über für Sommerkurse der Universität, Hochzeiten und andere Veranstaltungen genutzt. Der Palast ist der meistbesuchte Ort der Stadt Santander und wird auch heute noch als Konferenz- und Tagungsraum genutzt. Außerdem ist der Palast von weitläufigen Gärten umringt, die ebenso einen Besuch wert sind und einen wunderschönen Ausblick über die Steilküste bieten. Auf der Magdalena-Halbinsel erwarten Sie auch weitere touristische Sehenswürdigkeiten, wie ein Meerespark unter freiem Himmel. Von der Halbinsel ist auch der Leuchtturm El Faro de Cabo Mayor zu sehen. Der Turm steht 91 Meter über dem Meeresspiegel und erhebt sich 30 Meter über dem Boden. Von der Halbinsel aus ist auch der Golfplatz (Royal Óbidos Spa & Golf Resort) zu sehen, der von Seve Ballesteros, dem bekanntesten Golfer Spaniens, erbaut wurde. Ballesteros ist in Pedreña, einem kleinen Dorf an der Südküste der Bucht von Santander in Nordspanien geboren. Nach ihm wurde auch der Flughafen in Santander benannt.
Centro Botin Das Centro Botin wurde vom preisgekrönten Architekten Renzo Piano entworfen und öffnete 2017 seine Pforten. Das Gebäude steht am Pier Albareda angrenzend an den Park Pereda. Seitdem ist das futuristische Gebäude aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Besuchen kann man die wechselnden Ausstellungen und Veranstaltungen des Centro Botins direkt am Meer. Das Kunstmuseum gehört zu den weltweit führenden Museen der modernen Kunst. Entworfen wurde das Gebäude von dem Architekten Renzo Piano. Ideeller und materieller Träger der Einrichtung ist die Botín-Stiftung, der Gründerfamilie der Banco Santander. Die Bauarbeiten begannen 2012, die Eröffnung erfolgte im Juni 2017. Die Gesamtfläche beträgt knapp 7.000 m². Der westliche Gebäudeteil ist das größere Gebäude. Es dient mit einer Ausstellungsfläche von 2500 m² über zwei Etagen als Kunstmuseum. Im Erdgeschoss befinden sich ein Restaurant und Geschäfte.
Park Pareda la Montana
Der Rundgang durch das Botín-Zentrum beginnt in den schönen und historischen Pereda-Gärten, die während des Baus des Gebäudes umgestaltet wurden. Dank des von dem Landschaftsarchitekten Fernando Caruncho in Zusammenarbeit mit dem Studio Renzo Piano entwickelten Projekts hat sich die Größe des Parks von 20.000 auf fast 48.000 m² verdoppelt und die Grünfläche von 7.003 auf 20.056 m² verdreifacht. Die Gärten und der Boulevard sind nach dem lokalen Schriftsteller José María de Pereda aus dem 19. Jahrhundert benannt. Sehenswert ist das Denkmal des Schriftstellers. Um seine Büste herum sind die markantesten Szenen aus seinen Werken in den Stein gemeißelt. Ein weiteres Highlight ist der Brunnen Concha Espina.
Route des Feuers
Entlang der Calle Hernán Cortes gelangen wir zum Plaza Porticada. Dieser Platz ist einer der belebtesten Orte der Stadt und ihr Wahrzeichen, denn er wurde als neues Zentrum angelegt, nachdem Santander 1941 niedergebrannt war. Das Feuer brach am 15. Februar aus und zerstörte in weniger als 48 Stunden das gesamte historische Zentrum. Dabei wurden 377 Gebäude zerstört, darunter fast 2.000 Wohnungen, 500 Geschäfte sowie Hotels, Pensionen und Bars. Im Zuge der Zerstörung wurden rund 10.000 Menschen obdachlos. Insgesamt hinterließ der Brand und 120.000 m² an Ruinen und Schutt. Zu diesem Zweck wurde eine kulturelle und touristische Route – „die Route des Feuers“ – an den zehn repräsentativsten Orten der Stadt entworfen. In jedem zerstörten Gebiet gibt es eine Reihe von Schautafeln mit QR-Codes, die den Zugang zur Geschichte, zu Details und Kuriositäten ermöglichen, die helfen, sich die zerstörte Stadt Santander ins Gedächtnis zu rufen. Diese Route voller Kuriositäten und Geheimnisse sollten sich Pilger und Touristen nicht entgehen lassen.
Vielfältige Gastronomie
Die Orientierung Richtung Meer zeigt sich auch in der Küche Kantabriens. Aus dieser sind Seehecht – Merluza genannt – und Cabracho, Venusmuscheln und Kalamares, Seeteufel und Garnelen, Stockfisch und Seeigel, Sardinen und Anchovis sowie Thunfisch nicht wegzudenken. Dank der regenreichen, hügligen und überaus fruchtbaren Region spielen auch Fleisch- und Wurstwaren sowie Käse eine wichtige Rolle. Ein Tipp für alle, die gerne Fisch und Meeresfrüchte auf dem Teller haben, ist das Fischerviertel Barrio Pesquero. Das Viertel liegt etwas abseits südwestlich des Zentrums in einem auf den ersten Blick etwas heruntergekommenen Stadtteil. Doch der Weg lohnt sich. Denn die einfachen Fischrestaurants und Bars bieten eine leckere, bodenständige Küche. Über die Avenida de la Reina Victoria und durch die schönen Gärten von San Roque kommen wir zur Plaza de Italia. Hier steht das majestätische symbolträchtige Gran Casino aus dem Jahr 1916, wo es vor allem im Sommer zahlreiche Terrassen mit Strandblick gibt, auf denen man in der salzigen Meeresbrise wunderbar zu Mittag essen kann. Zum Abendessen könnte man wieder zurück ins Zentrum, um rund um die Plaza de Cañadío Tapas essen zu gehen, um kleine Portionen der örtlichen Spezialitäten zu sich zu nehmen.
Hotels in Reichweite der Attraktionen
Zu den empfehlenswerten Hotels in der Stadt zählen das in Reichweite der Uferpromenade gelegenen Hotels Santemar, ein Viersternehotel, das 3 Gehminuten vom Strand von Sardinero und 5 Gehminuten vom Gran Casino del Sardinero entfernt ist und das Gran Hotel Sardineiro, das gegenüber dem Strand von Sardinero liegt. An zentraler Stelle befinden sich auch das Hotel Bahia Santander und das NH Ciudad De Santander.