Jeder dritte Fluggast würde die Fluggesellschaft wechseln, wenn ihm das Entertainment-Programm an Bord nicht gefällt

Urs Huebscher Von Urs Huebscher
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Laut einer Studie ist das Entertainment-Angebot an Bord eines der wichtigsten Kriterien für die Auswahl einer Airline. So würde mehr als ein Drittel der Schweizer Fluggäste die Airline wechseln, wenn das Bordunterhaltungsangebot nicht ihren Wünschen entspricht, und einen Aufpreis für besseres WLAN an Bord und Werbung akzeptieren.

Internet und Streaming über den Wolken sind gefragt! «Das klassische Modell der Bordunterhaltung ist überholt», so Dr. Philipp Bensel, Partner und Luftfahrtexperte bei Kearney. «Seh- und Konsumgewohnheiten haben sich stark verändert, personalisierte und stets verfügbare Angebote werden immer wichtiger. Fluggesellschaften haben es allerdings bislang noch nicht geschafft, sich auf die neuen Anforderungen genügend einzustellen. » Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Unternehmensberatung Kearney zu Inflight Entertainment und Connectivity (IFEC), die die Bedürfnisse der Fluggäste und das bislang ungenutzte Potenzial für Fluggesellschaften, Medien- und Technologieunternehmen und Passagiere analysiert. 2022 wurden dazu mehr als 3.000 Personen aus Österreichs, Schweiz, Deutschland, Frankreich, UK, China und Japan befragt. Die Ergebnisse liegen nun vor.  

75 Prozent der Schweizer Passagiere haben kein Problem mit Werbung

Das Entertainment-Angebot an Bord ist entscheidend für die Auswahl einer Fluggesellschaft: 71,4 Prozent der befragten Schweizer halten IFEC für einen wichtigen oder sehr wichtigen Faktor bei der Auswahl eines Langstreckenfluges.

Mehr als ein Drittel (36 Prozent) der Schweizer Fluggäste würde zu einer anderen Fluggesellschaft wechseln, wenn ihnen die Bordunterhaltung nicht gefallen hat.

43 Prozent der 18- bis 35-jährigen Langstreckenpassagiere ziehen es vor, eigene Inhalte und Geräte zu nutzen, anstatt die Inhalte des Bord-Systems (20 Prozent).

Immerhin 37 Prozent der 18- bis 35-Jährigen und mehr als 22 Prozent der über 35-Jährigen würden für besseres Wi-Fi auf einem Flug von mehr als drei Stunden höhere Preise bezahlen. 75 Prozent haben nichts gegen relevante Produktwerbung.

Neue Geschäftsmodelle für Filmstudios & Co

Die Studie nimmt diese Ergebnisse als Ausgangspunkt, neue Möglichkeiten zu analysieren: Filmstudios könnten ihre Inhalte direkt an Fluggesellschaften lizenzieren. Streaming-Anbieter könnten den Fluggästen Zugang zu ihren Plattformen für die gesamte Dauer der Reise anbieten (also auch für An-/Abreise zum/vom Flughafen) und so neue Abonnenten gewinnen. Für Fluggäste würde das ein vielfältigeres und nahtloses Entertainment-Erlebnis bedeuten, das im Flugzeug weitergeführt werden kann, sowie mehr technische Möglichkeiten (bspw. Screen-Mirroring des eigenen Handys auf den Sitzbildschirm).

Fluggesellschaften könnten neue Partnerschaften eingehen. Je mehr Anbieter sich um eine Kooperation bewerben, desto geringer würden die Kosten. Dadurch können Investitionen in bessere Breitbanddienste während des Fluges finanziert werden, die ihrerseits durch Werbeeinnahmen von Streamingdienst-Partnern finanziert werden. «Gehen die Airlines solche kommerziellen Partnerschaften ein, verbessern sie nicht nur das Kundenerlebnis an Bord, sondern sie können auch für sie relevante Inhalts- und Werbedaten sammeln», so Bensel.

www.kearney.ch

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Urs Huebscher ist seit vielen Jahren Chefredaktor und Head of des PRESTIGE Travel Magazin. Er reist seit mehr als zwanzig Jahren durch die ganze Welt und hat fast alle Ecken dieser Welt schon gesehen. Seine Reportagen sind in den Print-Ausgaben des PRESTIGE Travel und im Luxus-Magazin PRESTIGE sowie auf deren Online-Seiten zu lesen. Weiter ist er Mitglied der Vereinigung Swiss Travel Communicators, dem führenden Schweizer Netzwerk für Reisejournalismus.