Vor 500 Jahren war Mitteldeutschland einer der Schauplätze der Bauernkriege. In Mühlhausen ist diese Vergangenheit bis heute lebendig – in einem idyllischen, liebevoll restaurierten Umfeld.
Die ehemals freie Reichsstadt, ziemlich genau in der Mitte Deutschlands gelegen, zieht die Besucher mit ihrer mittelalterlichen Geschlossenheit und ihrer reichen Geschichte in Bann. In aller Ruhe und ohne Touristenmassen, die sich anderswo durch die Gassen schieben, lassen sich die Sehenswürdigkeiten erkunden.
Die Altstadt des 35 000 Einwohner zählenden Städtchens an der Unstrut war von einer 2, 7 Kilometer langen Stadtmauer mit sieben Doppeltoren, 38 Wehr- und Kanzeltürmen umgeben. Ein großer Teil der Stadtmauer ist erhalten und begehbar. Ottilie Müntzer, unsere Stadtführerin in historischem Gewand, führt uns über schmale Stiegen zum 34 Meter hohen Rabenturm, der in den Schutzwall integriert ist. „Von hier haben Sie den besten Blick auf die 49 Hektar große Altstadt“, sagt sie. „Über die roten Ziegeldächer ragt der imposante Turm der Marienkirche“, erzählt Ottilie. Der nach Vorbild französischer Kathedralen errichtete imposante Kirchenbau ist heute Museum und Gedenkstätte für Thomas Müntzer, erfahren wir. „Hier predigte mein Mann Thomas Müntzer“, erzählt Ottilie weiter, die mit bürgerlichem Namen Sylvia Niedzielski heißt und für den Stadtrundgang in ein historisches Kostüm und die Rolle von Ottilie geschlüpft ist.

„Alle Macht soll gegeben sein dem gemeinen Volk“, predigte Thomas Müntzer 1525 in St. Marien. Zusammen mit Heinrich Pfeiffer machte er Mühlhausen zum Zentrum einer Bewegung, die die Herrschaft von Patriziern und Adel beenden wollte. Mit 300 Getreuen zog er gegen die Fürsten in die Schlacht von Frankenhausen. Die Bauern wurden vernichtend geschlagen. Sechstausend Aufständische verloren ihr Leben. Müntzer und Pfeiffer wurden gefangengenommen und hingerichtet.
Beide Orte – Mühlhausen und Bad Frankenhausen – sind Schauplatz der Thüringer Landesausstellung „freiheyt 1525 – 500 Jahre Bauernkrieg“. In der Marienkirche wird die ländliche Gesellschaft jener Zeit thematisiert. Wir erleben die historische, bäuerliche Lebenswelt mit den damit verbundenen Konflikten. Die Geschehnisse des Krieges stehen im Mittelpunkt der Ausstellung im Bauernkriegsmuseum Kornmarktkirche. Mithilfe von Zeitzeugen entsteht ein anschauliches Abbild der vielschichtigen, zum Teil auch widersprüchlichen Ereignisse, deren Deutung bis heute umstritten ist. Spannend ist auch die Ausstellung im Kulturhistorischen Museum. Sie beleuchtet vor allem die politische Instrumentalisierung der Bauernkriege in den verschiedenen Zeitepochen.

Teil der Landesausstellung ist auch das Panorama Museum in Bad Frankenhausen. In einem kreisrunden Bau über der Stadt am Kyffhäusergebirge ist ein beeindruckendes Panoramagemälde „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ zu sehen. Gerd Lindner, Direktor des Kunstmuseums: „Das Monumentalgemälde des Leipziger Malers Werner Tübke ist ein Schauangebot mit viel Substanz. Wir stehen mitten im Gemälde, das uns mit seinen über 3 000 Einzelfiguren auf einer Länge von 123 Metern umgibt“, sagt Lindner. „Jede einzelne Figur steht für eine Geschichte, für spannende Hintergründe“.
Für die Thüringer Landesausstellung hat Lindner auch eine Sonderausstellung „Der Welt Lauf“ mit wertvollen Exponaten kuratiert. Ein kleines Blatt gab der Ausstellung ihren Namen und verweist darauf, dass Gerechtigkeit nicht zu erreichen ist. Es bleibt nur die Hoffnung, dass sie am Tage des Jüngsten Gerichts hergestellt wird.
www.freiheit.thueringen-entdecken; www.thueringen-entdecken.de; www.muehlhausen.de: www.bad-frankenhausen.de; www.panoramamuseum.de;