25 Januar 2024, Kuala Lumpur, Malaysia – Thaipusam, ein hinduistisches Fest, das den Geburtstag des Hindu-Gottes Murugan feiert, entfaltet sich jedes Jahr in einer schillernden Explosion von Farben, Opfern und Hingabe. In diesem Jahr wagte ich mich in das Herz des Spektakels, zu den Batu Caves, einem heiligen Ort, der durch die feiernde Menge zum Leben erwachte.
Autorin & Bilder: Selina Graf
Bereits am Vormittag erreichte ich die Gegend, in der die Strassen seit den frühen Morgenstunden für die Gläubiger, die zum Tempel strömen, gesperrt waren. Eine eindrucksvolle Szenerie, bei der die Strassen von Menschen in gelber Kleidung gefüllt waren, ihre Köpfe frisch rasiert und mit einer hellen Paste bemalt.
Der Aufstieg zu den Batu Caves war ein prächtiges Schauspiel. Gläubige trugen silberne Töpfe mit Milch die 272 farbigen Stufen hinauf, während im Hintergrund eine majestätische 42 Meter hohe Statue von Murugan aufragte. Die Szenerie wurde von Tanz und Musik begleitet, jedoch nahm das Spektakel eine unerwartete Wendung, als ich beobachtete, wie Gläubige ihre Wangen und Zungen mit Speeren durchbohrten – ein Akt der Hingabe, der mich gleichzeitig schockierte und faszinierte. Die Menge pulsierte um die heiligen Stätten herum, vorbei an Hunderten von Ständen, die lokale Köstlichkeiten anboten. Inmitten des Trubels entdeckte ich die zermürbende Erschöpfung der Gläubigen. Einige konnten kaum stehen, während andere ohnmächtig wurden. Junge Männer trugen stundenlang schwere Holzstrukturen auf ihren Köpfen. Ihre Gesichter spiegelten eine Mischung aus Emotionen wider – Schmerz, Hingabe, und eine spirituelle Kraft. Das Fasten zwei Monate vor dem Fest und die unerträgliche Hitze von 38 Grad Celsius waren Gründe für ihre kraftlose Verfassung.
Tausende von Schuhen lagen herum, da kein Tempel mit Schuhen betreten werden durfte. Die meisten Besucher konnten nach dem Fest ihre eigenen Schuhe nicht mehr finden.
Überraschenderweise waren nur wenige Touristen anwesend, und meine äussere Erscheinung mit blonden Haaren und heller Haut machte mich auffällig. Während ich versuchte, die Emotionen des Festivals in meinen Fotos einzufangen, wurde ich von den Einheimischen zu Fotos aufgefordert, verschiedenen Snacks eingeladen und erhielt sogar einen hübschen Hut geschenkt. Ein interessanter Aspekt dieses spirituellen Festivals war die Verschmelzung der drei ethnischen Gruppen Malaysias – Malaien, Chinesen und Inder.
Thaipusam – ein Fest der Extreme, das mich tief berührte und mich zugleich mit Ehrfurcht vor dem Glauben und der Opferbereitschaft der Menschen erfüllte. Die Gesichter der Gläubigen trugen die Essenz dieses Festes in sich – eine emotionale Reise, die mich nachhaltig beeindruckte. Danke, Malaysia.
Die Schweizerin Selina Graf zieht es jedes Jahr in die Welt, um neue Länder zu entdecken und Kulturen zu erleben. Die Begegnungen mit Einheimischen bereichern ihre Reisen und lassen sie die Werte eines Landes wirklich verstehen. Die Fotografie ist ihre Leidenschaft, mit der sie nicht nur Orte, sondern auch die Gefühle und Eindrücke festhält, die sie auf ihren Abenteuern begleiten.