Sie können mit Aufzügen und Standseilbahnen bis zu den Dächern hinauffahren, mit dem Schiff botanische Paradiese erreichen, Festungen auf Hügeln auskundschaften, Renzo Pianos Porto Antico erkunden. Eine Reise durch unendliche Weiten und mit schwindelerregenden Perspektiven. Bei jedem Halt ein Eintauchen in die lokale Kultur des Essens mit traditionellen Rezepten und Street Food.
Wir befinden uns im Herzen von Ligurien, einer der einzigartigsten Regionen in Norditalien: ein schmaler Streifen Land, mit dem Meer davor und den Bergen dahinter. Im Mittelpunkt ist Genua mit seiner ganz besonderen Identität: ein antiker Seehafen mit Weltruhm. Im Frühling und Sommer können Sie sich auf den Weg machen, um ein ungewöhnliches Genua zu entdecken, das aus alternativen Routen, kleinen und großen Entdeckungen und viel Natur besteht. Es ist eine vertikale Stadt, die mit Standseilbahnen, Zahnradbahn und Aufzügen, die zu Panoramaecken führen, erkundet werden kann, und gleichzeitig eine horizontale, die von der Meeresperspektive beherrscht wird. Eine Reise, die man in Etappen unternehmen kann, und am besten macht man dabei einen Streifzug durch die lokalen gastronomischen Köstlichkeiten. Eine reine Mittelmeer-Diät, mit ein paar Zugeständnissen an die Esslust.
Genua vertikal: Aufzüge im Jugendstil mit Aussicht
Sie laufen durch das historische Zentrum, und einen Moment später befinden Sie sich hoch oben über den Dächern der Stadt. Das Geheimnis dieser unerwarteten Passage ist der 1909 erbaute und kürzlich restaurierte Castelletto-Aufzug: der älteste in Genua. An der Piazza Portello betreten Sie ein Gebäude, gehen den mit Jugendstilkacheln gefliesten Korridor entlang und steigen in eine der beiden Kabinen mit schönen Jugendstilfenstern. Ganz oben befindet sich die Spianata Castelletto: in einer Höhe von etwa 50 Meter ermöglicht diese Aussichtsterrasse, sich vom Rest der Stadt zu erholen. Sie finden sich inmitten von kleinen Gärten, farbenfrohen Fassaden und Panoramablicken wieder, von denen aus Sie die Stadt und das Meer fotografieren können. Eine weitere interessante Entdeckung ist die Aufzugsanlage aus dem Jahr 1929, die die Via Balbi – in der Nähe des Bahnhofs – mit dem Castello D’Albertis aus dem 19. Jahrhundert verbindet, ebenfalls in Panoramalage. Der Montegalletto-Aufzug hat eine Besonderheit: Er transportiert die Fahrgäste zunächst horizontal und dann vertikal. Bei der Ankunft-Station befindet sich ein faszinierendes Museum der Weltkulturen, voll mit ethnographischen Erinnerungsstücken, die der Entdecker Enrico D’Albertis auf der ganzen Welt gesammelt hat.
Erlebnis Essen_ Diese beiden vertikalen Routen sind perfekt für eine genussreiche Pause abseits des Trubels der Stadt. Sie können sich mit einem Eis, einer Granita oder mit den beiden Spezialitäten der Stadt entspannen: Focaccia und Panissa. Die im Ofen gebackene Focaccia aus Mehl, Olivenöl und groben Salz ist bei den Genuesern so beliebt, dass es sie in vielen Variationen gibt und sie sogar in Cappuccino eingestippt werden kann. Die Panissa wird noch heiß in einer Papiertüte serviert: eine knusprig gebackene Kichererbsenmehl-Polenta, in Streifen geschnitten. Ganz einfache Rezepte, Street Food zum Ausprobieren.
Der „Garten“ Genua: Wunder des neunzehnten Jahrhunderts
Auf dem Seeweg gelangt man zu Juwelen und verwunschenen Dörfern. Vom Porto Antico aus können Sie ein Boot nehmen, um in Richtung Osten zu segeln, oder wie die Ligurer sagen, nach Levante zu fahren. Hier erreichen Sie den kleinen Hafen von Nervi, gut ausgestattet für die Ausübung vieler Aktivitäten: vom Kajakfahren über Schnorcheln bis zu Tauchen auf der Suche nach versteckten Buchten. Aber vor allem ist Nervi für seine botanischen Parks bekannt, die nach mediterranen Pflanzen und exotischen Essenzen duften: Sie beherbergen etwa hundert seltene botanische Arten, einen berühmten Rosengarten und mehrere monumentale Bäume. Diese Gärten gehörten zu den privaten Villen von Nervi, glanzvolle Residenzen, die heute in Museen, Kunstgalerien, Orte der Kultur umgewandelt sind. In Nervi beginnt eine der schönsten Promenaden der Stadt, die nach Anita Garibaldi benannt ist: Teilweise in die Felsen geschlagen, windet sich der Weg zwischen Klippen und Buchten mit Panoramablicken auf das Meer, auf Villen und auf ein Schloss aus dem 16.Jahrhundert.
Nimmt man die entgegengesetzte Richtung vom Porto Antico, in Richtung Ponente, also zur Westküste, stößt man auf Pegli, ein anderes Seemannsdorf, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Schriftstellern, Intellektuellen und gekrönten Häuptern besucht wurde. Hier befindet sich die Villa Durazzo Pallavicini mit ihrem Park: eine der interessantesten europäischen Ausprägungen des romantischen Gartens des 19. Jahrhunderts. Er wurde so konzipiert, dass die verschiedenen Bereiche des Parks wie die Akte eines Theaterstücks gelesen werden können, während man zwischen neoklassischer oder neogotischer Architektur, kleinen Tempeln, Skulpturen, seltenen Pflanzen und einer der ältesten Kameliensammlungen spazieren geht.
Erlebnis Essen_ Wir kehren zu den Stränden von Pegli und Nervi zurück, um das Meer bei Sonnenuntergang zu bewundern und eine Pànera zu genießen. Es handelt sich um ein Semifreddo, also Halbgefrorenes, eine Alternative zu Eiscreme, die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts in Genua erfunden wurde. Sie wird mit frischer Sahne, gemahlenem Kaffee und Zucker zubereitet, ist sehr cremig und ein absolutes Muss. Alternativ können Sie auch direkt zum Abendessen einkehren, für ein Gericht mit Pesto, das mit Basilikum von den ligurischen Terrassen zubereitet wird. Eine Sauce, die zu Pasta im traditionellen Format – Trenette, Troffie oder Gnocchi – passt.
Das „befestigte“ Genua: die Wachposten auf den Hügeln
Genua ist nicht nur das Meer. Es rühmt sich eines Systems von Festungen, die zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert gebaut wurden, steinerne Wachtürme, die zusammen mit den alten Mauern aus dem 17. Jahrhundert die Stadt schützen.
Man kann sie mit der Casella-Bahn oder zu Fuß erreichen, wobei man Wiesen, maritime Pinienwälder und – im Mai – die duftenden Blüten der Ginsterbüsche durchquert.
Besonders bequem ist die Standseilbahn Zecca-Righi aus dem 19. Jahrhundert: Die Endstation führt zu den Panoramawegen, dem Zugang zu den Festungen. Die ersten, auf die Sie stoßen, sind Forte Castellaccio und das imposante Forte Sperone, auf den Hügeln, von denen aus Sie die Stadt bewundern können. An diesem Punkt müssen Sie sich entscheiden: entweder Sie setzen Ihren Weg in Richtung Forte Begato fort, mit einem Blick aus der Vogelperspektive auf das Polcevera-Tal, oder Sie erreichen das kleine Forte Puin, ein Zwischenstopp zum majestätischen Forte Diamante: das abgelegenste und geheimnisvollste.
Erlebnis Essen_ Ein Tipp, um beim Wandern von Fort zu Fort neue Energie zu tanken: Schokolade und kandierte Früchte. Diese Spezialitäten können in den Geschäften des historischen Zentrums erworben werden, die eigens dazu in ein entsprechendes Qualitätsregister eingetragen sind und seit Generationen die Tradition dieser hochwertigen Handwerkskunst hüten. In den verschiedenen Festungen finden Sie Agritourismus, Trattorien und Restaurants, in denen Sie lokale Spezialitäten entdecken können, vielleicht im Schatten einer grünen Pergola. Zum Beispiel der klassische Hackbraten mit Kartoffeln und grünen Bohnen, herzhafte Pasteten, gefülltes Gemüse: ein paar hochwertige Zutaten, der Duft von Wildkräutern.
Genua in Pastellfarben: das Dorf der Fischer
Wenn Sie einen Genueser fragen, was sein Lieblingsort ist, wird er wahrscheinlich Boccadasse sagen. Es ist ein Viertel der Stadt Genua, aber gleichzeitig hat es eine ganz eigene und besondere Identität. Es ist ein lebendiges Fischerdorf, dessen Häuser sich an die Bucht schmiegen und in Pastellfarben gehalten sind. Es kann auch zu Fuß von Genua aus erreicht werden, von der Uferpromenade des Corso Italia. Eine friedliche Ecke, in der man nur das Geräusch der sich an den Felsen brechenden Wellen hören kann. Das Bild ist komplett: da ist der Strand mit den in der Sonne ausgebreiteten Netzen, wir finden Kunstgalerien, pastellfarbene Häuser, typische Bars mit ihren Terrassen und die Caruggi – die engen Gassen, die das Meer mit den Straßen der Stadt verbinden. Die Treppengasse „Via della Scalinata“ führt hinauf zum Capo di Santa Chiara hinauf, über dem sich der malerische Torre Tirrena erhebt, auch Castello Turcke genannt.
Erlebnis Essen_ In Boccadasse können Sie für einen Aperitif in den Bars am Strand oder rund um die Piazza Nettuno einkehren. Sie können Eis bekommen oder acciughe fritte genießen, frittierte Sardellen, die vor Ort zubereitet und in Papiertüten serviert werden, vielleicht mit Tintenfischringen. Ein Glas Wein oder ein Craft-Bier darf nicht fehlen, während Sie auf den Sonnenuntergang warten.
Genua für urbane Wanderer
Genuas Identität ist eng mit seinem mittelalterlichen historischen Zentrum und dem nahe gelegenen Porto Antico, dem alten Hafen, verbunden. Im Herzen der Stadt führen Labyrinthe von Gassen zu kleinen Plätzen, die von Patrizierhäusern gesäumt sind. Hier finden Sie historische Handwerksläden, Märkte und Museen. Sie können zwischen den antiken Residenzen und Denkmälern spazieren gehen, wie dem Palazzo Ducale, ehemaliger Regierungssitz der Republik Genua, dem Palazzo della Nuova Borsa, das Gebäude der Börse im Jugendstil, der Kathedrale von San Lorenzo.
Die Palazzi dei Rolli wurden von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt und sind ein unverzichtbarer Anlaufpunkt. Im Inneren der für Besucher offenstehenden Palazzi können Sie Fresken, Stuckarbeiten, Galerien und Höfe bewundern, die die Geschichte der Stadt erzählen. Der Porto Antico hingegen ist wie eine antike „Agora“ gestaltet, ein Platz, der erlebt und erkundet werden will. Das Areal wurde von dem Stararchitekten Renzo Piano, einem gebürtigen Genovese, umstrukturiert und kulturell aufgewertet. Hier können Sie einmal die Stadt aus der Perspektive des Meeres bewundern, indem Sie die kreisförmige Kabine des Panoramalifts „Bigo“ besteigen. Außerdem können Sie auf der Isola delle Chiatte, der Insel der Lastkähne, spazieren gehen, das Aquarium von Genua besuchen, eines der wichtigsten in Europa, das 600 verschiedene Arten beherbergt, und im Meeresmuseum Galata Museo del Mare in die Geschichte der Schifffahrt eintauchen.
Erlebnis Essen_ Die Farinata ist ein Klassiker des genuesischen Straßenessens. Es ist ein frisch zubereiteter Imbiss, der traditionell bei den Seeleuten des Hafens beliebt war. Seine ursprünglichste Version kann man in den traditionellen „sciamadde“ kaufen, den kleinen Läden mit Holzbacköfen im historischen Zentrum. Hier gibt es auch herzhafte Pasteten, Focacce und Hackbraten, die man mitnehmen und dann am Hafen genießen kann, um die Schiffe zu beobachten.