Wenn es um atemberaubende Kulissen, entspannte Tropenatmosphäre und gehobene Kulinarik geht, ist eine Reise auf die Florida Keys genau das Richtige. Diese traumhafte Inselkette, umgeben vom glitzernden Atlantik und dem Golf von Mexiko, verspricht unvergessliche Erlebnisse. Von den faszinierenden Unterwasserwelten Key Largos bis zur lebhaften Kultur in Key West – jeder Moment verbindet Gelassenheit und Genuss, gepaart mit Action und Abenteuer.
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Autorin: Natalie Senghaas
Die Sonne steht hoch am Himmel und ich spüre die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut, als ich am Miami International Airport in ein angemietetes Cabrio steige – bereit für den Roadtrip zum südlichsten Punkt der kontinentalen Vereinigten Staaten. Ich lasse das pulsierende Stadtleben der Millionenmetropole Miami hinter mir und starte die Fahrt auf dem U.S. Highway 1, auch bekannt als Overseas Highway. Der Name hält, was er verspricht, denn die Reise führt über insgesamt 42 Brücken und schier unzählige Inseln bis nach Key West. Schon nach den ersten Kilometern der ungefähr 200 Kilometer langen Strecke wird mir klar, dass allein die Fahrt auf dieser, wie manche sagen, «schönsten Sackgasse der Welt» ein Erlebnis für sich sein soll. Ausserdem wurde der Overseas Highway bereits als eine der schönsten Strassen der Welt ausgezeichnet. Ich bin sehr gespannt! Und tatsächlich: Sobald ich das Festland hinter mir lasse, verwandelt sich die Landschaft in ein tropisches Paradies und der Klang des Motors mischt sich mit dem sanften Rauschen der Wellen, die an den Stränden der Küste brechen.
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Willkommen bei Korallen, Limetten und Wracks
Nach nur eineinhalb Stunden vom internationalen Flughafen in Miami erreiche ich die erste Station meiner Reise: Key Largo. Die nördlichste Region der Florida Keys beeindruckt durch die einzigartige maritime Welt des Florida Keys National Marine Sanctuary. Auf der Inselkette finden Besucher das einzige lebende Korallenriff der kontinentalen USA und zugleich das drittgrösste der Welt. Neben prächtigen Fischschwärmen, bunten Korallen, Meeresschildkröten und Delfinen sind hier auch zahlreiche faszinierende Schiffswracks zu entdecken, was Anfänger und erfahrene Taucher begeistert.
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Ein Hotspot dafür ist der berühmte John Pennekamp Coral Reef State Park, der älteste Unterwasserpark der Vereinigten Staaten. Ich starte mit der Besichtigung des kleinen, aber durchaus informativen Visitor Center, das einen Einblick in die Geschichte des Parks sowie die reiche Meereswelt gibt. Anschliessend schlendere ich durch den Park und folge einem Mangroven-Trail, der mich zu einer kleinen Plantage mit den Key Limes führt. Diese Limetten sind etwas ganz Besonderes. Sie wachsen nur auf den Keys, haben einen extravaganten süss-sauren Geschmack und sind die Zutat einer lokalen Spezialität. Dazu später mehr. In den Bäumen sitzen Leguane, Vögeln zwitschern und das frische Aroma der Limetten steigt mir in die Nase. Nach dem Spaziergang geniesse ich eine wohlverdiente Pause an einem der idyllischen Strände, wo mich das sanfte Plätschern des Wassers und der Duft von salziger Meeresluft in eine entspannte Stimmung versetzen.
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Doch die wahre Schönheit des Parks offenbart sich erst auf und unter dem Wasser. Urlauber können sich ein Stand-up-Paddleboard oder Kajak ausleihen und die Mangroven erkunden, an einer Glasbodenbootstour teilnehmen oder einen Schnorchelausflug buchen. Wer einen Tauchschein besitzt, sollte sich unbedingt in die Unterwasserwelt begeben. Entsprechendes Equipment kann vor Ort ausgeliehen werden. Die drei Meter hohe Bronzestatue Christ of the Abyss, die sich in etwa acht Metern Tiefe befindet, ist zum Symbol des State Parks geworden. Zudem findet man in Key Largo einige Schiffswracks, wie die 2002 künstlich versenkte USS Spiegel Groven. Das imposante 160 Meter lange Militärschiff liegt schräg in 15 bis 40 Metern Tiefe. Sehenswert sind ebenso die beiden historischen Küstenwachekutter Duane und Bibb ganz in der Nähe.
Wer sich nach etwas Nervenkitzel sehnt, kann im ersten Unterwasserhotel der Welt, der Jules Undersea Lodge, in etwa zehn Metern Tiefe übernachten. Hier wurde sogar der beeindruckende Weltrekord von 100 Tagen unter Wasser aufgestellt. Daneben bietet Key Largo auch an Land viel Abwechslung, sei es mit Outdoor-Aktivitäten wie Vogelbeobachtung oder einem entspannten Abend in einem der lokalen Restaurants. The Fish House ist auf frisches Seafood aus der Region spezialisiert, darunter Snapper, Mahi Mahi, Hummer und Steinkrabben. Die Verbindung zur Natur zeigt sich in den Zutaten sowie im unbeschwerten, entspannten Interieur, stimmungsvoll mit Fischernetzen und bunten Lichtern dekoriert – ein idealer Einstieg in die kulinarische Welt der Florida Keys.
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Begegnung mit einem Neun-Meter-Hummer
Von Key Largo aus setze ich meine Reise nach Islamorada fort – eine Kette aus sechs kleinen Inseln, die sich wie eine grüne Oase im endlosen Blau des Meeres erstrecken. Schon bei der Ankunft erliege ich dem einzigartigen Charme dieses Ortes, der sich als «Sport Fishing Capital of the World» bezeichnet. Ob es das Sport-, Fliegen- oder Hochseefischen ist, hier wird das Angeln zur Lebensart und Islamorada scheint für jeden Begeisterten das perfekte Abenteuer bereitzuhalten.
Nach einem gemütlichen Frühstück am nächsten Morgen im Midway Café & Coffee Bar, wo der Duft frisch gebackener Zimtschnecken in der Luft liegen, zieht es mich weiter zum Rain Barrel Village. Bereits seit über 40 Jahren gibt es diesen charmanten Open-Air-Komplex mit Galerien, Boutiquen und kleinen Souvenirshops. Direkt am Eingang stehe ich staunend vor Betsy, dem über neun Meter hohen Hummer, der alle Besucher willkommen heisst und als Selfie-Spot dient. Von hier aus schlendere ich durch den tropischen Garten und halte in den liebevoll eingerichteten Geschäften Ausschau nach den schönsten Souvenirs – vielleicht eine Muschelkette als Erinnerung an den Ozean oder handgemachte Keramik in den Farben des Sonnenuntergangs? Der Spaziergang durch das Rain Barrel Village ist nicht nur ein Einkaufsbummel, sondern eine Entdeckungsreise, bei der ich das tropische Lebensgefühl der Keys mit jedem Schritt ein wenig tiefer in mir aufnehme.
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Einen Abstecher zum beliebten Robbie’s of Islamorada will ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Das Ausflugsziel bietet den Besuchern vielfältige Möglichkeiten für Wassersport wie Jetski fahren oder Bootstouren zum Sonnenuntergang. Populärstes Highlight sind die zahlreichen Tarpune, die sich direkt am Pier der Marina tummeln. Für ein paar US-Dollar hole ich mir einen Becher mit kleinen Fischen, um die Tiere zu füttern. Es kostet zwar zunächst etwas Überwindung, den urzeitlichen Meereswesen mit ihren riesigen Mäulern ein Leckerli hinzuhalten, aber eigentlich fressen sie den Besuchern buchstäblich aus der Hand. Doch Vorsicht vor den Pelikanen! Diese gefrässigen Wasservögel sind ebenfalls auf Fischjagd und schnappen sich den ein oder anderen Fisch – und zwar direkt aus dem Eimer oder der Hand. Wem das zu aufregend ist und wer stattdessen lieber dem Treiben zusehen und dabei gut essen möchte, nimmt im Restaurant Hungry Tarpon Platz.
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Lohnenswert ist das History of Diving Museum, ein faszinierender Ort, der einem die Geschichte des Tauchens und die maritime Verbundenheit der Florida Keys auf eine greifbare Weise nahebringt. Kulinarisch neigt sich der Tag dem Ende entgegen, während ich die exquisiten und fangfrischen Fischgerichte bei Chef Michael’s geniesse. Anschliessend lasse ich den Abend mit einem Absacker in der benachbarten Florida Keys Brewing Company ausklingen. Mein Tipp für Experimentierfreudige: das Honey Bottomed Blonde mit echtem Honig von den Keys.
Auch Schildkröten brauchen mal Hilfe
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Marathon erwartet mich als nächsten Stopp auf meiner Reise, eine familienfreundliche Region mit viel Geschichte. Hier scheinen die Verbindungen zur Meeresbiologie besonders tief verwurzelt zu sein und die Liebe zu den Meerestieren ist überall spürbar – erst recht im Turtle Hospital. Nur durch Eintrittsgelder und Spenden finanziert, tut man hier mit seinem Besuch noch etwas Gutes. Während einer geführten 90-minütigen Tour erlange ich einen Einblick in die Arbeit des 1986 gegründeten Schildkrötenkrankenhauses und sehe die Tiere aus nächster Nähe. Die beeindruckende Klinik nimmt verletzte Meeresschildkröten auf, pflegt diese intensiv und entlässt sie, wenn möglich, wieder in die Wildnis. Zu wissen, dass viele von ihnen bald wieder durch die türkisfarbenen Gewässer der Keys gleiten werden, erfüllt mich mit viel Freude.
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Weil ich noch mehr über die Geschichte der Inselkette erfahren möchte, mache ich mich mit einer blau-gelben Bimmelbahn über die Old Seven Mile Bridge auf nach Pigeon Key. Die kleine Insel ist auch zu Fuss oder mit dem Fahrrad erreichbar, nur Autos sind auf der Brücke tabu. Einst wohnten dort die Menschen, die an der legendären Overseas Railroad arbeiteten. Heute finde ich hier eine Art Freilichtmuseum, in dem ich vieles über die Historie von Pigeon Key erfahre.
Zurück in Marathon finde ich einen der schönsten Strände der Florida Keys: den Sombreo Beach. Dieser malerische Ort lädt vor allem Familien mit Kindern dazu ein, einen ganzen Tag in der Sonne zu verbringen. Die Kleinen planschen im seichten Wasser, während die Erwachsenen an dem palmengesäumten Sandstrand entspannen.
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Zum Abschluss meiner Zeit in Marathon lasse ich es mir im Castaway Waterfront Restaurant and Sushi Bar gutgehen. Ein extravagantes Highlight auf der Speisekarte ist der Feuerfisch, eine invasive Art aus Asien, die in den Gewässern der Florida Keys eine Bedrohung für einheimische Arten darstellt. Eigentümer John Mirabella setzt sich leidenschaftlich für nachhaltige und verantwortungsvolle Fischereipraktiken ein. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Feuerfisch aktiv zu bekämpfen und gleichzeitig seine Gäste zu verwöhnen. So können sie diesen in der Tat schmackhaften Fisch in verschiedenen köstlichen Varianten, beispielsweise als Sushi, geniessen.
Die Seven Mile Bridge, übrigens die längste Brücke meiner Reise, erstreckt sich majestätisch über das Wasser und verbindet Marathon mit den Lower Keys. Ich halte kurz inne, denn das imposante Panorama der endlosen Weite des Ozeans muss ich auf mich wirken lassen.
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Ein vollkommener Rückzugsort
Weiter südlich, wo die Inselkette sanft in Richtung Westen abbiegt, erreiche ich die etwas dünner besiedelten Lower Keys – ein verstecktes Juwel für Naturliebhaber. Hier erstrecken sich malerische Naturreservate, in denen ich das heimische Key Deer, kniehohe Weisswedelhirsche, beobachten kann. Einen Abstecher zum Bahia Honda State Park ist Pflicht: Puderweisse Strände und glasklares Wasser laden zum Schnorcheln und Tauchen ein. Wer Ruhe sucht, findet hier ungestörte Plätze, ideal zum Sonnenbaden und Träumen.
Einen wahren Rückzugsort vom Alltag erlebe ich im Little Palm Island Resort & Spa auf Little Torch Key, immerhin mit der höchsten Wertung des Guide Michelin ausgezeichnet. Das einzige private Inselresort Nordamerikas erreichen die Gäste nur per Boot oder Wasserflugzeug. Mit lediglich 30 Suiten, die in strohgedeckten Bungalows untergebracht sind, und einem Adults-only-Konzept lässt dieser exklusive Ort den Trubel der Aussenwelt komplett vergessen. Das herausragende Gastronomieangebot, private Schnorchelausflüge, das aufmerksame Personal, das jeden Wunsch erfüllt, vor allem aber die natürliche Schönheit der Region runden einen unvergleichlichen Urlaub ab.
Meisterhafte Abschläge mit Mangroven
Der Key West Golf Club begrüsst mich wie eine grüne Oase als Tor zu Key West – ein wahres Juwel, das sich über 80 Hektar erstreckt. Der legendäre Architekt Rees Jones hat hier mit seinem 18-Loch-Platz ein Meisterwerk erschaffen. Jede Runde birgt neue Herausforderungen, besonders das berühmte «Mangrove Hole», das mich zwingt, über dicht verschlungene Mangroven präzise hinweg zu spielen.
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Lebendige Kultur und karibisches Flair
Endlich, nach 42 Brücken, führt mich mein Roadtrip schliesslich nach Key West, in die südlichste Stadt der kontinentalen USA, nur etwa 140 Kilometer von Kuba entfernt. Hier pulsiert das kulturelle Herz der Inselkette: Historische Gebäude erzählen von längst vergangenen Zeiten, charmante Strassen laden zum Flanieren ein und bunte Festivals lassen die Stadt in allen Farben erstrahlen. Dazu das bunte Treiben – ich fühle mich fast schon wie in der Karibik.
Und ich erlebe so viel. Ein Besuch im Ernest Hemingway Home & Museum gewährt mir Einblicke in das Werk des berühmten Schriftstellers, der in den 1930er-Jahren auf der Insel eine der wohl schöpferischsten Phasen seines Lebens hatte. Nur wenige Strassen weiter erreiche ich den Southernmost Point, die ikonische Boje, die den südlichsten Punkt der kontinentalen USA markiert. Anschliessend tauche ich im Key West Shipwreck Museum in das nautische Erbe von Key West ein und der dazugehörige knapp 20 Meter hohe Aussichtsturm ermöglicht mir einen tollen Ausblick auf die Stadt.
Am Abend zieht es mich zur lebhaften Duval Street, in der Kunstgalerien, kleine Boutiquen, Restaurants und Bars wie funkelnde Perlen entlang der Strasse aufgereiht sind – ein wahrer Wohlfühlort für Geniesser und Entdecker. Der krönende Abschluss des Tages wartet am Mallory Square, wo Einheimische und Besucher zur täglichen Sunset Celebration zusammenkommen. Strassenkünstler und Musiker bringen den Platz zum Beben, und während die Sonne in einem orange-roten Farbspiel über dem Meer versinkt, scheint die Welt für einen Moment stillzustehen.
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Natürlich darf keine Reise auf die Florida Keys enden, ohne mindestens ein Stück des berühmten Key Lime Pie zu probieren. Deswegen mache ich mich auf den Weg zu Kermit’s Key Lime Shop, wo ich mir ein Stück dieses berühmten Kuchens gönne – süss und erfrischend zugleich. Hier finde ich neben dem Klassiker auch Varianten mit Kokosnuss oder Erdbeere. Zudem gibt es unzählige weitere Produkte, die mit den Limettenaromen der Keys versehen sind, wie Cookies, Bonbons, Honig oder Lippenbalsam.
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Mitten im Herzen der Altstadt von Key West übernachte ich im charmanten, mit zwei Michelin Keys prämierten Marquesa Hotel, einem Stück lebendige Geschichte. Nur einen Block von der belebten Duval Street entfernt bietet es eine Oase der Ruhe, die zeitgleich den kolonialen Geist vergangener Tage bewahrt. In vier Gebäuden vereinen sich rustikaler Charme und moderne Eleganz zu einem stilvollen Ambiente.
Nach Key West endet mein zehntägiges Abenteuer – wer weniger Zeit mitbringt, kann das sogar in einer knappen Woche schaffen – auf den Florida Keys, einem Zufluchtsort aus naturbelassenen Stränden, bunten Riffen, reicher Geschichte und unvergesslichen Momenten, die jede Region zu einem einzigartigen Erlebnis gemacht haben. Von der farbenfrohen Unterwasserwelt in Key Largo über das Fischen in Islamorada, die leidenschaftliche Schildkrötenrettung in Marathon und die wilde Natur der Lower Keys bis zur kulturellen Vielfalt von Key West: Die Inselkette lädt dazu ein, das Leben in all seinen Farben zu umarmen. Auf der Rückfahrt zum Flughafen verschwindet die Inselkette immer weiter im Rückspiegel, doch das türkisfarbene Schimmern des Meeres und der karibische Duft begleiten mich noch immer – ein Glücksort mit Erinnerungen, die mich noch lange begleiten werden.
Titelbild: Seven Mile Bridge und Bahia Honda aus der Luft (c) Rob O’Neal