Florentiner Renaissance

typo2wp Von typo2wp
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Achttausend Fahrzeuge täglich, über 2,5 Millionen im Jahr – das war das geschätzte Verkehrsaufkommen vor Corona am Florentiner Lungarno Acciaiuoli, dem stimmungsvollen Abschnitt des rechten Arno-Ufers zwischen Ponte Vecchio und Ponte Santa Trinità. Neuerdings darf dort überhaupt nichts mehr fahren, nicht einmal Taxis, Busse oder Roller. „Mit einer Fläche von rund 1.400 Quadratmetern ist dies die größte Verkehrsberuhigung der Stadt nach jener des Domplatzes“, sagt Florenz‘ Bürgermeister Dario Nardella anlässlich der Fertigstellung der neu bepflasterten Uferstraße, deren hässlicher Asphalt durch traditionelle, schlicht-schöne Steinquader ersetzt wurde. Die Neugestaltung der Straße inklusive der hochmodernen Infrastruktur und Technik, die sich unter ihrer Oberfläche verbirgt, zeigt zugleich, wie erfolgreich öffentliche Hand und Privatsektor zusammen arbeiten können – wenn sich beide Parteien einig sind.

Rund 1,3 Millionen Euro hat das Projekt gekostet. Fast ein Viertel davon wurde vom Unternehmen der Familie Ferragamo übernommen, deren Headquarter – der großartige Palazzo Spini Feroni – ebenso am Lungarno Acciaiuoli steht wie das 37-Suiten-Hotel Portrait Firenze, Teil der luxuriösen Lungarno Collection, die den Ferragamos gehört. Als am 22. Juli im Rahmen der in Covid-19-Zeiten möglichen Feierlichkeiten das zeremonielle Band durchschnitten wurde, stand Leonardo Ferragamo an vorderster Front: „Für meine Familie und für mich ist es eine Ehre Florenz zu unterstützen“, erklärte er, „mein Vater hat die Stadt wegen ihrer Geschichte, ihrer Kultur und den außergewöhnlichen Fähigkeiten ihrer Handwerker gewählt. Meine Geschwister und ich sind hier geboren und aufgewachsen. Wir möchten dieser einzigartigen, weltweit geliebten und wunderschönen Destination etwas zurück geben und ihr bei ihrem Neustart helfen.“

Florenz kann Unterstützung gebrauchen. Nachdem in den letzten zehn Jahren und unter dem finanziellen Druck der Wirtschaftskrise von 2008 viele einheimische Unternehmer ihre Aktivitäten auf den boomenden Tourismus konzentriert hatten und so zu einer Entwicklung beitrugen, die jedes normale Stadtleben unmöglich macht – Mieten wurden unbezahlbar, sowohl für Bewohner als auch für Handwerker, Inhaber kleiner Läden oder Betreiber von Kinos, Kunstgalerien und Kindertagesstätten –, ließ die Corona-Pandemie das Geschäftsmodell wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Jetzt wo Touristen nahezu vollständig verschwunden sind, wirkt die Stadt wie leergefegt: In den teuren Boutiquen an der Via de‘ Tornabuoni langweilen sich einsame Verkäuferinnen, die Taschenverkäufer am Mercato del Porcellino warten vergeblich auf Kunden. Viele Restaurants haben wohl für immer geschlossen, selbst in Bars und Cafés sind nur wenige Gäste zu sehen. „Florenz muss ein neues Gleichgewicht finden“, glaubt Leonardo Ferragamo, „unser Tourismus muss sich ändern, wir müssen unsere Stadt intelligenter vermarkten und sie auch für Einheimische wieder lebenswert machen. Das wird die große Herausforderung nach diesem so schwierigen Moment, der zugleich die historische Chance mit sich bringt, uns zu verbessern.“

Die Ferragamos hatten schon in der Vergangenheit mehrfach und großzügig in die Schönheiten ihrer Stadt investiert, etwa mit der Finanzierung der 1,5 Millionen Euro teuren Restaurierung des berühmten Neptun-Brunnens auf der Piazza della Signoria oder mit der 600.000-Euro-Renovierung einiger Säle der Uffizien. Auch die Verwandlung des stark befahrenen Lungarno Acciaiuoli in einen nach antikem Muster gepflasterten Fußgängerbereich kommt den Uffizien zugute, denn auch Lungarno degli Archibusieri und Lungarno Medici, also die Verlängerungen von Lungarno Acciaiuoli jenseits von Ponte Vecchio, sind fortan für den Verkehr gesperrt. Wie wichtig dieses Detail ist, erklärt Eike Schmidt, deutscher Direktor der Galleria degli Uffizi: „Seit vor anderthalb Jahren ein LKW das Gemäuer des zu den Uffizien gehörenden Vasari-Korridor geschrammt hat, messen wir die Auswirkungen der Vibrationen, die der Verkehr auf das 500 Jahre alte Bauwerk ausübt. Die 8.000 Fahrzeuge, die täglich und teilweise viel zu schnell darunter hindurch donnern, verursachen winzige Risse, die es auf Dauer gefährden könnten. Diese Sorge sind wir nun los.“

Fußgänger können jetzt in aller Ruhe am Arno entlang spazieren, den Blick auf Ponte Vecchio und die Paläste am Flussufer genießen, ohne sich vor hupenden Autos und schimpfenden Taxifahrern in Sicherheit bringen zu müssen. Damit ist das schöne Florenz noch etwas schöner geworden, aber auch nachhaltiger, qualitätsbewusster, zeitgeistorientierter. Im Moment bekommen das vor allem Florentiner zu spüren – doch das Signal geht weit über die Stadtgrenzen hinaus und gilt als Wegweiser für den italienischen Tourismus der Zukunft.

Mehr Informationen zu den Hotels der Familie Ferragamo unter www.lungarnocollection.com

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