Natürlich kann man als Familie für ein oder zwei Wochen an die Algarve fliegen und sich die Zeit mit Burgenbauen am Strand oder Plantschen im Pool vertreiben. Nur: Das wäre ausgesprochen schade, denn an Portugals Südküste erwartet den Besucher eine vielfältige, spannende Naturlandschaft – an der Küste, auf und unter dem Wasser und im abwechslungsreichen und oft noch sehr unberührten Hinterland. Eine großartige Gelegenheit für Abenteuer mit der ganzen Familie, bei denen Kinder entdecken können, wie spannend, einzigartig und zugleich zerbrechlich unsere Naturparadiese sind. Wertvolle Hilfe bei dieser Entdeckungsreise leistet auch der „Führer Natur – Tourismus junior“ mit vielen kindgerechten Informationen, Tipps und Anregungen.

Herrliche Strände, bizarre Felsen und ein Besuch bei den Delfinen
Klar – wer an die Algarve reist, will ans Meer. Und da gibt es viele Strände, die für Familien wie geschaffen sind: etwa den Strand in Salema, einen breiten Sandstrand mit flach abfallendem Ufer und herrlich klarem Wasser. Oder die Praia do Barril auf der Ilha de Tavira. Hin kommt man ganz bequem mit einer kleinen Bimmelbahn – falls man nicht den Fußmarsch über eine Brücke vorzieht. Auf der Insel erinnert hier eine große Ansammlung rostiger Anker daran, wie wichtig einst der Thunfischfang für die Menschen an der Algarve war. Prima ist auch die Praia da Bordeira an der Westküste, wo ein kleiner Fluss ins Meer mündet, an dessen Ufer die Kleinen ganz gefahrlos spielen können.
Die Strände haben aber noch viel mehr zu bieten als Sand zum Burgenbauen. Am Ufer kann man wunderbar eine Vielzahl unterschiedlichster Muschelschalen sammeln, man findet Seesterne und kann Krabben beobachten, die vor der nächsten Welle flink über den Sand flitzen. Ein großartiges Ratespiel liefern die Vogelspuren im Sand: War hier eine Möwe, ein Strandläufer oder gar ein Purpurhuhn unterwegs?
Der herrlich weiche Sand an der Algarve liefert das perfekte Material, um mit Eimer, Schaufel und Förmchen die kunstvollsten Sandburgen zu bauen. Das machen mitunter sogar echte Profi-Künstler: Den ganzen Sommer über steht in Lagoa die „Sandcity“. Beim größten Sandskulpturenfestival der Welt kann man originaltreue Modelle historischer Bauwerke und Statuen, aber auch von Pop-Künstlern der Gegenwart bewundern – und es gibt sogar einen Spielplatz…
Dass die Algarve-Küste aber so viel mehr ist als eine Abfolge von Sandstränden, lässt sich am besten bei einer Bootsfahrt entdecken. Vor allem im Zentrum der Region, zwischen Albufeira und bis hinter Lagos, säumen die berühmten rötlichen Sandsteinfelsen, die im Abendrot besonders schön leuchten, die Küste. Im Laufe von Jahrtausenden hat das Meer zahlreiche Höhlen darin ausgespült – ein berühmtes Highlight ist die Höhle von Benagil mit einem großen Loch in der Decke, durch das das Sonnenlicht ins Innere scheint. Kaum weniger spektakulär ist die Felsformation Ponta da Piedade bei Lagos, die man über viele Treppen oder mit dem Boot erreichen kann. Auch andere Felshöhlen rund um Lagos lassen sich so erkunden. Unterwegs sollte man immer wieder einen Blick ins klare Wasser werfen – dort kann man jede Menge kleiner und größerer Fische beobachten.
Noch ein bisschen weiter hinaus fahren muss man, wenn man die wohl sympathischsten Meeresbewohner kennenlernen will: Vor der Küste der Algarve lockt ein Besuch bei Delfinen und Walen. Zwischen März und Oktober bieten zahlreiche Veranstalter an der Südküste Portugals spannende Whale-Watching- und Delfin-Touren. Am frühen Morgen und am späten Nachmittag stehen bei ruhiger See die Chancen gut, verschiedene Wal- und Delfinarten in freier Wildbahn zu beobachten. Besonders häufig sind Sichtungen von Großen Tümmlern und kurzschnäuzigen Delfinen, die das ganze Jahr über vor der Algarve-Küste leben. Auch Streifendelfine lassen sich regelmäßig blicken. Finnwale und sogar Orcas (Schwertwale) können ebenfalls beobachtet werden, wobei letztere etwa zwei- bis dreimal pro Jahr in der Algarve auftauchen.
Die Erfolgsquote für Tierbeobachtungen ist beachtlich: Bei über 90 Prozent der angebotenen Bootstouren kommt es zu Sichtungen. Dabei können Besucher die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum erleben, ohne sie zu stören – ein faszinierendes und lehrreiches Naturerlebnis für Kinder und Erwachsene.

Verwunschene Pirateninseln und lebendige Naturparks
Ein bisschen Meer, ein bisschen Land – und ganz viel Natur: Der Naturpark Ria Formosa an der Ost-Algarve ist ein absolutes Highlight für kleine und große Naturforscher. An der Meerseite wird er von den fünf Barriere-Inseln begrenzt, die das Festland vor dem offenen Atlantik schützen. Die Ilhas Barreta, Culatra, Armona, Tavira und Cabanas bieten nicht nur schöne Strände, an denen die ganze Familie prima baden kann, sondern sind auch der Lebensraum vieler Vögel und Amphibien.
Die Lagunenlandschaft mit ihren Prielen, Wasserläufen und Mini-Inseln zwischen den Inseln und dem Festland wird von Ebbe und Flut zweimal täglich neu geformt. Der 18.000 Hektar große Naturpark ist das wichtigste Feuchtgebiet Südportugals und bietet Naturfreunden eine enorme Artenvielfalt. Hier staksen Flamingos durch das flache Wasser, kreisen Mäusebussarde am Himmel und paddeln Meeresschildkröten. An trockeneren Stellen huschen Chamäleons und andere rare Reptilienarten durchs flache Gebüsch, und bei Ebbe kann man im Wasser viele Einheimische beobachten, die im Schlick nach Muscheln fürs Abendessen suchen. Unvergesslich für die ganze Familie ist eine Bootstour durch dieses kleine Paradies, wie sie in den Orten am Ufer – etwa in Olhão oder Fuseta – angeboten wird. Auch an Land gibt es einiges zu entdecken: Bei Olhão führen rund um das Besucherzentrum Quinta de Marim Wanderwege zu einer ehemaligen Gezeitenmühle, und dort, wo einst der portugiesische Wasserhund vor dem Aussterben bewahrt wurde, findet man heute ein Chamäleon-Informationszentrum.
Wie harmonisch das Zusammenleben von Mensch und Natur im besten Fall aussehen kann, zeigt sich einige Kilometer weiter im Naturpark Sapal ganz im Osten der Algarve. In großen Salinenbecken wird hier aus Meerwasser Salz gewonnen. Die Salinen sind aber nicht nur Produktionsort für hochwertiges Salz, sondern zugleich Lebensraum für Zehntausende von Vögeln. Manche von ihnen leben das ganze Jahr über an der Algarve, die meisten aber machen auf ihrem Weg vom kühlen Norden ins warme Afrika oder auf dem Weg zurück an der Algarve Station.
In den Salzbecken bleiben die Wassertiefe und auch fast alle anderen Lebensbedingungen ganzjährig stabil. Watvögel wie der Rotschenkel, das Purpurhuhn, der Stelzenläufer oder die Uferschnepfe fühlen sich in den flacheren Tanks wohl. Wer, wie die Löffler, die Graureiher oder die Flamingos, über längere Beine und Schnäbel verfügt, hält sich bevorzugt in den tieferen Becken auf. Futter findet sich dort genügend – in den Vorflutbecken vor allem kleine Fische und winzige, an das Leben im stark salzhaltigen Wasser angepasste Krebse, deren Farbstoffe für das rosafarbene Gefieder der zunächst braunen, später dann rötlich schimmernden Flamingos sorgen. Wer sein Fernglas nicht vergessen hat, kann hier Zwergseeschwalben, Alpenstrandläufer und Herings- und seltene Dünnschnabelmöwen bei der Futtersuche beobachten. Aber wären die Vögel nicht besser dran, wenn sich der Mensch ganz zurückzöge, man die Salinen nach und nach aufgäbe und das Gebiet komplett der Natur überließe? Wohl nicht, denn dann würden über kurz oder lang die vielen Dämme und Becken zerstört. Und das Gebiet mit seinen perfekten Brutplätzen würde regelmäßig von der Flut überspült.

Hohe Berge, frische Bäche und tiefe Höhlen
Natürlich hat die Algarve auch abseits der Küste für kleine und große Naturfreunde viel zu bieten. Durch das Barrocal (also die Hügellandschaft zwischen Küste und Bergland mit seinen Feigen-, Mandel-, Oliven- und Zitrusbäumen) und die Serra (also das Bergland mit dichten Eichenwäldern und vielen Zistrosensträuchern) ziehen sich viele abwechslungsreiche Wanderwege, auf denen hinter jeder Biegung ein neues Abenteuer wartet. Mit etwas Glück begegnet man beim Wandern Fischottern, Salamandern und Laubfröschen, und nicht selten sieht man auf einem Kirchturm oder auf einer Felsnase Weißstörche nisten.
Drei bestens ausgebaute und beschilderte Fernwanderwege findet man an der Algarve: die Via Algarviana, die von Alcoutim an der Grenze zu Spanien bis nach Sagres an Europas südwestliches Ende führt, die Rota Vicentina, die immer an der Westküste der Algarve entlang verläuft, und den Guadiana-Fernwanderweg, der sich am gleichnamigen Grenzfluss zu Spanien orientiert. Keine Sorge – man kann bei all diesen Wegen auch einzelne Abschnitte erkunden, die auch für etwas kürzere Beine gut machbar sind.
Ein bisschen Kondition ist schon erforderlich, wenn man in der Serra de Monchique den Fóia, den mit 902 Metern höchsten Berg der Algarve ersteigen will. Wer sich das nicht zutraut, findet rund um das sympathische Bergdorf Monchique eine große Auswahl sehr familientauglicher Wanderwege. Vor Ort kann man auch geführte Wanderungen buchen, die speziell auf Familien mit jüngeren Algarve-Besuchern zugeschnitten sind.
Die Familie will sich nach einer Wanderung ein bisschen abkühlen? Kein Problem, auch im Hinterland gibt es viele Plätze für eine kleine Erfrischung. Flussbadestellen findet man zum Beispiel direkt in dem malerischen Dorf Alte oder am nahe gelegenen Vigário-Wasserfall. Nie hat Duschen mehr Spaß gemacht! Auch an der Fonte Férrea nahe São Brás kann man schön baden – und sich dann an den bereitstehenden Picknicktischen stärken. Zumindest ein bisschen im kühlen Nass plantschen kann man auch an einigen Stellen der Fonte da Benémola. Allerdings sollte man als umweltbewusster Besucher darauf achten, das sensible Ökosystem dieses kleinen Landschaftsschutzgebiets mit seinen vielen seltenen Amphibien- und Vogelarten nicht zu zerstören. Da wir gerade auf dem Wasser unterwegs sind: Ganz im Osten der Algarve kann man den Guadiana-Fluss auch prima mit einem der vielen Ausflugsboote erkunden.
Nicht zu vergessen der Radweg Ecovia do Literal, der, wie sein Name schon erahnen lässt, ganz auf ein entspanntes Naturerlebnis ausgerichtet ist. Die Strecke führt über reine Radwege oder kaum befahrene Nebenstraßen immer nahe am Meer entlang. Man riecht das Meer, am Himmel kreisen die Möwen, und unterwegs passiert man viele kleine Städte und Dörfer.
Nicht zuletzt kann die Familie sogar unter der Algarve weiterforschen: Bei Olhão führt das verzweigte, vom Regenwasser geschaffene Grottensystem von Cerro da Cabeça bis auf 100 Meter unter die Erdoberfläche. Ausgestattet mit Helm, Grubenlampe und einem speziell ausgebildeten Führer startet die aufregende Expedition zu Stalaktiten, Stalagmiten und Fledermäusen.
Von Menschenhand geschaffen wurde die ehemalige Steinsalzmine Campina de Cima bei Loulé. Fininho, das Maskottchen des Bergwerks, und sein Freund Salty führen durch ein Labyrinth aus Stollen in den unterschiedlichsten Farben, in dem alte Maschinen zu bestaunen sind. Bei einer Führung auf dieser 1,3 Kilometer langen, unterirdischen Strecke können Kinder und Erwachsene die Entwicklung der Bergbaumaschinen und -techniken im Laufe der Zeit nachvollziehen und miteinander vergleichen.
Viele weitere Infos zu Naturerlebnissen an der Algarve findet man in dem kindgerecht gestalteten „Führer Natur – Tourismus junior“, der hier zum Download bereitsteht:
visitalgarve.pt/de/28088/fu-hrer-natur-tourismus-junior
Weitere Informationen zur Algarve: www.visitalgarve.pt/de