UNESCO-Welterbestätten – das klingt nach großen Geschichten und besonderen Orten. 1.248 davon gibt es inzwischen weltweit und jede einzelne erzählt von Vergangenheit und Zukunft, von Menschen und Natur.
Kein Wunder, dass Welterbestätten die Reisenden magisch anziehen: Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus (BMWET) geben 68 Prozent der Europäer an, dass Kulturerbestätten für ihre Reiseentscheidung wichtig sind. Das UNESCO-Siegel macht die Orte aber nicht nur zu Publikumsmagneten, sondern verpflichtet sie auch zu ihrem Schutz und zu Investitionen in nachhaltigen Tourismus. Ob die Felsenstadt Petra, das Märchenschloss im Allgäu, der Leuchtturm im Atlantik, die Höhlen in Südaustralien, die Steinkugeln in Costa Rica oder der Kanal in Ontario – Welterbe zeigt sich in vielen Facetten und macht Lust, die Welt und ihre Geschichten zu entdecken.
Jordanien – ein Land mit sieben Welterbestätten, inklusive dem Weltwunder Petra

Kleines Land, große Geschichte: Gleich sieben UNESCO-Welterbestätten finden sich im Königreich Jordanien. Allen voran die rosarote Felsenstadt Petra, deren legendäres Schatzhaus sich wie aus dem Nichts am Ende einer schmalen Schlucht öffnet. Seit Jahrhunderten fasziniert dieser Ort, der auch zu den sieben modernen Weltwundern zählt, Händler, Forscher und Reisende aus aller Welt. Doch Petra ist nur der Anfang – auch die Wüste Wadi Rum mit ihren Felsbögen, das Wüstenschloss Qasr Amra oder Al-Maghtas, die Taufstätte Jesu am Jordan, erzählen Geschichten aus der Geschichte. In Jordanien liegen Vergangenheit und Gegenwart so dicht beieinander wie die UNESCO-Stätten selbst.
Frankreich – der Leuchtturm von Cordouan gilt als Versailles der Meere

Wo die Garonne auf die harten Wellen des Atlantik trifft, ragt er fast 70 Meter aus dem Wasser: der Leuchtturm von Cordouan. 1611 in Betrieb genommen, gilt er als ältester noch aktiver Leuchtturm Frankreichs – und als einziger Leuchtturm weltweit, der zum UNESCO-Welterbe zählt. Schon seine Architektur ist außergewöhnlich: Kapelle, Wachräume und königliche Gemächer machen ihn zu einer Art Palast, zum „Versailles der Meere“, auch wenn keiner der Herrscher je dort war. Besucher erreichen den mitten im Wasser gelegenen Turm per Boot und wandeln durch Räume, die tatsächlich mehr an ein Schloss erinnern als an einen nautischen Bau. Wer den Aufstieg wagt und 301 Stufen erklimmt, wird mit einem Blick über die endlose Weite des Atlantiks belohnt. Schiffe, die sich vom offenen Ozean dem Leuchtturm nähern, können sein Licht bereits aus einer Entfernung von 22 Seemeilen erkennen.
Pfronten/Allgäu – beste Aussicht auf die neue UNESCO-Stätte Schloss Neuschwanstein

Schloss Neuschwanstein im Allgäu wurde gerade erst in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen. Jährlich pilgern Millionen Besucher zu dem berühmten Märchenschloss von Bayerns König Ludwig II. Wer das Schloss zwar besuchen möchte, den Touristenmassen aber lieber aus dem Weg geht, quartiert sich am besten im nur 20 Kilometer entfernten Örtchen Pfronten ein. Was kaum jemand weiß: Hoch über Pfronten thront die Burgruine Falkenstein, die der exzentrische König zu einem weiteren, noch prunkvolleren Traumschloss ausbauen wollte. Dazu kam es jedoch nie. Geblieben ist eine spektakuläre Ruine mit Panoramablick auf die Alpen und auf Neuschwanstein – ein Ort, an dem sich sofort erschließt, warum Ludwig so magisch angezogen war von der Region und ihren alten Ritterburgen.
Costa Rica – riesige, perfekt runde Steinkugeln aus der jahrhundertealten Diquís-Kultur

Costa Rica gilt nicht nur als eines der artenreichsten Länder der Welt, sondern ist auch Heimat faszinierender UNESCO-Welterbestätten. Neben Naturjuwelen wie dem Nationalpark La Amistad, dem Naturschutzgebiet Guanacaste und dem Isla del Coco Nationalpark zählen vor allem die geheimnisvollen Steinkugeln der Diquís-Kultur zu den Höhepunkten. Zwischen 300 und 1500 n. Chr. aus vulkanischer Lava gefertigt, sind über 300 dieser nahezu perfekt geformten Kugeln in der Provinz Puntarenas erhalten. Besonders eindrucksvoll lassen sie sich in der Ausgrabungsstätte Finca 6 an ihrem ursprünglichen Standort erleben oder im Museo Nacional in San José entdecken. Mit Durchmessern von bis zu zwei Metern zeugen die Steinkugeln von außergewöhnlicher Handwerkskunst und komplexen Gesellschaftsstrukturen. Seit ihrer Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste im Jahr 2014 gehören sie zu den wichtigsten kulturellen Attraktionen Costa Ricas.
Island – der Ort des ältesten Parlaments und zwei weitere UNESCO-Welterbestätten

Island begeistert mit gleich drei UNESCO-Welterbestätten, die Natur, Geschichte und Wissenschaft vereinen. Die Vulkaninsel Surtsey entstand in den 1960er-Jahren nach einem submarinen Vulkanausbruch und dient heute als streng geschütztes Labor zur Erforschung der Besiedlung neuer Landflächen durch Pflanzen und Tiere. Im Vatnajökull-Nationalpark prägen mächtige Gletscher, Vulkane, Schluchten und Wasserfälle die Landschaft. Spektakuläre Überschwemmungen durch Vulkanausbrüche formen das Gebiet immer wieder neu. Der Nationalpark Þingvellir ist historisch bedeutsam als Standort des ältesten Parlaments der Welt und geologisch einzigartig, da hier die nordamerikanische und die eurasische Kontinentalplatte auseinanderdriften. Besucher schnorcheln und wandern, erkunden Eishöhlen und erleben die dramatische Natur und Geschichte hautnah. Der auf Island-Urlaube spezialisierte Reiseveranstalter Katla Travel baut die drei UNESCO-Welterbestätten für Interessierte gern in die individuelle Reiseroute ein.
Fichtelgebirge – zum Kulturgenuss in die Welterbestätte Markgräfliches Opernhaus Bayreuth

Das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth – seit 2012 UNESCO-Welterbe – ist ein architektonisches Juwel des Barock und zählt zu den bedeutendsten Kulturstätten Europas. Errichtet im 18. Jahrhundert für die kunstsinnige Markgräfin Wilhelmine, begeistert es Besucher aus aller Welt mit prachtvoller Ausstattung, meisterhafter Holzarchitektur und außergewöhnlicher Akustik. Dank seiner Lage am westlichen Rand der beeindruckenden Naturlandschaft des Fichtelgebirges verbindet Bayreuth kulturelles Erbe und landschaftliche Vielfalt auf besondere Weise. Gäste genießen hier nicht nur ein weltweit einzigartiges Theatererlebnis, sondern entdecken auch die Schönheit und touristischen Highlights der Mittelgebirgsregion mit ihren vielfältigen Wander- und Naturerlebnissen.
Luxemburg – eine Festung wie das Gibraltar des Nordens

Luxemburgs Altstadt und Festungsanlagen gehören seit 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie erzählen die Geschichte einer Stadt, die über Jahrhunderte hinweg ein strategisches Zentrum Europas war. Die beeindruckenden Bastionen und Kasematten – ursprünglich ein 23 Kilometer langes unterirdisches System – machten die Festung als „Gibraltar des Nordens“ bekannt. Die in den Felsen gehauenen Gänge, steile Schluchten und die enge Verzahnung von Natur und Architektur verleihen dem Stadtbild bis heute eine einzigartige Atmosphäre. Die Gassen, Plätze und Kirchen spiegeln die kulturellen Einflüsse verschiedener Herrscher wider – von den Habsburgern bis zu den Franzosen. Das Welterbe ist nicht nur Zeugnis vergangener Macht, sondern auch lebendiger Teil einer modernen Hauptstadt, die Geschichte und Gegenwart harmonisch verbindet.
Südaustralien – die Naracoorte Caves bieten Einblick in die Urzeit des roten Kontinents

Es ist Südaustraliens einzige UNESCO-Welterbestätte, gleichzeitig jene mit der wohl längsten Geschichte auf dem gesamten Kontinent. Der Naracoorte Caves National Park an der Limestone Coast ist Teil der „Australian Fossil Mammal Sites“ und gewährt Einblicke in die Welt der längst ausgestorbenen Megafauna. Über eine halbe Million Jahre hinweg sammelten sich in den Kalksteinhöhlen Knochen von Tieren, die in die Spalten fielen oder darin verendeten. Darunter finden sich spektakuläre Funde wie Riesen-Kängurus, urzeitliche Wombats und der faszinierende Beutellöwe (Thylacoleo carnifex). Heute sind vier der insgesamt 28 bekannten Höhlen auf geführten Touren zugänglich: etwa die traditionsreiche Blanche Cave oder die berühmte Victoria Fossil Cave mit ihren einzigartigen Fossillagerstätten. Im Wonambi Fossil Centre werden die Funde in anschaulichen Rekonstruktionen lebendig, während Abenteuerlustige bei speziellen „Adventure Caving“-Touren selbst zum Entdecker werden können.
Malta – der Inbegriff historischen Reichtums

Mit gleich drei UNESCO-Welterbestätten ist der maltesische Inselstaat ein wahres Schatzkästchen im Mittelmeer: die prachtvolle Hauptstadt Valletta, das geheimnisvolle Ħal-Saflieni Hypogäum und die sieben monumentalen Megalith-Tempel. Das unterirdische Hypogäum von Ħal-Saflieni, rund 5000 Jahre alt, diente einst als Kult- und Begräbnisstätte und fasziniert bis heute mit seinen in den Fels gehauenen Kammern und außergewöhnlicher Akustik. Ein besonderer Höhepunkt der Weltgeschichte sind die Ġgantija-Tempel auf Gozo – Teil der UNESCO-Stätte „Megalith-Tempel von Malta“. Auf dem eindrucksvollen Xagħra-Plateau erhebt sich eine der ältesten freistehenden Kultstätten der Welt (3600–3200 vor Christi). Errichtet aus gewaltigen Steinblöcken und mit kunstvoll gestalteten Apsiden, zeugen sie von der außergewöhnlichen Baukunst der Jungsteinzeit. Das barocke Valletta darf sich komplett UNESCO-Weltkulturerbe nennen und ist ein einziges Freiluftmuseum. Jeder Spaziergang ist eine Zeitreise. Innerhalb weniger Schritte steht man vor einem neuen Wunderwerk vergangener Tage, dazu zählen die prunkvolle St. John’s Co-Kathedrale mit Meisterwerken von Caravaggio und der Großmeisterpalast.
AlUla – monumentale Grabmäler der nabatäischen Handelsstadt Hegra

Zwischen Sandsteinfelsen und Wüstensand liegt ein Ort, der wie aus der Zeit gefallen scheint: AlUla in Saudi-Arabien. Über Jahrtausende war das Tal ein Knotenpunkt alter Karawanenrouten – heute zählt die Region gleich mehrere UNESCO-Welterbestätten. Die bekannteste ist Hegra, ehemalige Handelsstadt der Nabatäer, deren monumentale Grabmäler direkt aus dem rötlichen Fels gemeißelt sind. Auch Felszeichnungen, antike Siedlungen und grüne Oasen erzählen Geschichten von Kulturen, die hier aufeinandertrafen. Besucher wandeln heute zwischen Felsformationen, durch das historische Altstadtviertel von AlUla und erleben, wie Vergangenheit und Zukunft auch in der Wüste aufeinandertreffen.
Ontario – der Rideau Canal ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst

Zwischen der Hauptstadt Ottawa und der Stadt Kingston am Ontariosee schlängelt sich der Rideau Canal – ein technisches und kulturelles Meisterwerk aus dem 19. Jahrhundert. Ursprünglich als militärische Versorgungsroute geplant, ist er heute die älteste durchgehend betriebene Wasserstraße Nordamerikas und seit 2007 UNESCO-Welterbe. Im Sommer tuckern Boote gemächlich durch die Schleusen, von denen einige noch per Hand bedient werden. Und wenn im Winter das Thermometer sinkt, verwandelt sich der Kanal mitten in Ottawa in eine der längsten natürlichen Eislaufbahnen der Welt.