Während sich einige Länder über die Lockerung von Reisebeschränkungen und viele Touristen freuen, sind andere Länder wählerischer geworden, wen sie nach der Pandemie willkommen heißen wollen.
Der neuseeländische Tourismusminister äußerte in der vergangenen Woche den Wunsch, „qualitativ hochwertige Touristen“ anlocken zu wollen und nicht solche, die mit dem Wohnmobil durch das Land fahren und „für 10 Dollar [7 Euro] am Tag Instantnudeln essen“.
Qualität vor Quantität
Während der COVID-19-Pandemie haben die Fremdenverkehrsämter in aller Welt mit selektiven Einreisebestimmungen experimentiert. Beim Wiederaufleben des Tourismus setzen sie jetzt Strategien um, von denen viele das Ziel „Qualität vor Quantität“ widerspiegeln.
Die Eindämmung des Massentourismus könnte sich positiv auf die Umwelt und die lokale Bevölkerung in beliebten Reisezielen auswirken. Aber bedeutet das, dass Reisen nur noch den Superreichen vorbehalten sein wird?
Angesichts steigender Treibstoffkosten, die das Ende der Ära von 10-Euro-Flügen einläuten, könnte die Zeit der Billigreisen vorbei sein, wie Ryanair-Chef Michael O’Leary kürzlich in einem BBC-Interview sagte.
Hier sind die Länder, die auf wohlhabende Besucher abzielen.
Die Kaimaninseln heißen vermögende digitale Nomaden willkommen
Die karibischen Kaimaninseln (auch Caymaninseln oder Cayman Islands), die schon lange als Zufluchtsort für Luxusreisende bekannt sind, bemühen sich, ihr Spitzenimage zu wahren. Und das haben sie auch während der Pandemie getan.
Das 2020 eingeführte „Global Citizen Concierge Program“ (GCCP) bietet ortsunabhängig Arbeitende, soganannten „Digital Nomads“, die Möglichkeit, das britische Überseegebiet zu ihrem Zuhause zu machen. Wer mehr als 100.000 Dollar (oder 98.666 Euro) im Jahr verdient, kann für eine Jahresgebühr von 1.469 Dollar (1.449 Euro) ein Zweijahresvisum beantragen.
Im Rahmen des Programms lädt die offizielle Tourismus-Website des Landes „Berufstätige und digitale Nomaden ein, ein Leben in der Ferne zu genießen und voll und ganz in den maßgeschneiderten Luxus, das Abenteuer, die Kultur und die Schönheit der Kaimaninseln einzutauchen“.
Fidschi will, dass die Besucher mehr Geld ausgeben
Während der Pandemie hat sich Fidschi als Rückzugsort für Milliardäre positioniert.
Im Juni 2020 eröffnete das Land „Blue Lanes“ für „Jachtfahrer, die der Pandemie im Paradies entkommen wollen“. In einem Tweet lud der fidschianische Premierminister Frank Bainimarama Milliardäre mit Privatjets ein, ihre eigenen Inseln zu mieten.
Vor der Corona-Pandemie hat die Tourismusindustrie 38 Prozent der fidschianischen Wirtschaft ausgemacht. Um eine Wiederbelebung anzustoßen, setzt das Land weiterhin auf Luxusreisen.
Der Plan von „Tourism Fiji“ für den Zeitraum 2022 bis 2024 sieht vor, „hochwertige Kundensegmente anzuziehen und auszubauen“ und ein „Wachstum der Besucherausgaben“ zu fördern, um einen nachhaltigen Tourismus zu unterstützen.
Indonesien tanzt um ein Verbot von Rucksack-Touristen herum
Im September 2021 reihte sich Indonesien in die Liste der Länder ein, die sich nach der Pandemie um „hochwertige“ Besucher bemühen.
„Wir streben einen Qualitätstourismus auf Bali an und werden daher keine Rucksacktouristen einreisen lassen, sobald der Plan zur Wiedereröffnung für internationale Reisende in naher Zukunft offiziell umgesetzt wird“, sagte Indonesiens Minister für maritime und Investitionsangelegenheiten, Luhut Binsar Pandjaitan, laut einem Bericht der Zeitung Bali Sun.
Später stellte er klar, dass er sich auf das Herausfiltern von Besuchern bezog, die gegen die Gesundheits- oder Einwanderungsvorschriften des Landes verstoßen könnten.
Die Ankunft von Luxusmarken wie Banyan Tree und Jumeirah auf Bali im Jahr 2022 deutet jedoch darauf hin, dass sich die Insel weiter von ihrer Vergangenheit als Backpacker-Reiseziel entfernt.
Montserrat lockt lukrative digitale Nomaden an
Möchten Sie die gebirgige Karibikinsel Montserrat für ein Jahr zu Ihrem Zuhause machen? Wenn Ihr Jahreseinkommen über 70.000 Dollar (69.000 Euro) liegt, können Sie das jetzt tun.
Der im Februar 2021 eingeführte Stempel für ortsunabhängig Arbeitende lädt gut verdienende digitale Nomaden dazu ein, „von einem exotischen Ort aus sicher zu arbeiten“.
Die Antragsgebühr beträgt 500 Dollar (493 Euro).
Neuseeland brüskiert Billig-Backpacker
Das neuseeländische Programm zur Erholung des Tourismus nach der Pandemie hat es auf vermögende Privatpersonen abgesehen.
„Das sind nicht die Leute, die sich in ein Wohnmobil setzen und mit 10 Dollar [7 Euro] pro Tag durch unser Land fahren und Instantnudeln essen“, sagte Tourismusminister Stuart Nash auf der Jahreskonferenz des Tourism Export Council of New Zealand im August 2022.
Stattdessen will er Besucher anlocken, die „ein bisschen mehr Geld ausgeben und ein bisschen länger bleiben“.
Neuseeland hat seine Grenzen im August 2022 wieder geöffnet und plant, die Tourismusindustrie besser zu steuern, indem es Überbelegung vermeidet und die Nachhaltigkeit verbessert.
Thailand versucht, das Erbe der Rucksack-Touristen abzuschütteln
Die monatelangen COVID-Beschränkungen haben die Bereitschaft der Besucher auf die Probe gestellt, für teure Quarantänemaßnahmen zu zahlen. Jetzt erholt sich die thailändische Tourismusbranche allmählich.
Man will daraus Kapital schlagen und das seit langem bestehende Image des Landes als Paradies für Rucksacktouristen abzuschütteln. Die Regierung hat Hotels und Unternehmen aufgefordert, Touristen nicht mit hohen Rabatten zu locken.
„Wir können nicht zulassen, dass die Leute nach Thailand kommen und sagen, dass es billig ist“, sagte der stellvertretende Premierminister Anutin Charnvirakul auf einer Tourismusveranstaltung im Juli 2022.
Stattdessen schlug er vor, das Land solle sich darauf konzentrieren, seinen Wert als Premium-Reiseziel zu erhöhen.
Thailand hofft auch, gut verdienende digitale Nomaden mit seinem neuen 10-Jahres-Visum „Work from Thailand“ anzulocken. Das Visum steht nur denjenigen offen, die mehr als 80.000 Dollar (78.965 Euro) pro Jahr verdienen, und unterstreicht die Bemühungen des Landes um wohlhabende Besucher.
Quelle: euronews.com