Die Türkische Riviera gilt seit Mai wieder als Heimat der Meeresschildkröten

Urs Huebscher Von Urs Huebscher
3 Min. Lesezeit

Mit Beginn der Sommersaison startet an der türkischen Mittelmeerküste die Nistsaison der Meeresschildkröten. Es ist ein seltenes Naturereignis, das sich zwischen Mai und September an einigen der beliebtesten Urlaubsstrände beobachten lässt. Die Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta) und die Grüne Meeresschildkröte (Chelonia mydas) zählen zu den gefährdeten Arten, für deren Fortpflanzung die türkische Riviera eine zentrale Rolle spielt. An geschützten Küstenabschnitten wie Dalyan, Çıralı, Patara oder Belek finden Reisende nicht nur Sonne, Sand und türkisfarbenes Wasser, sondern auch die seltene Gelegenheit, eine bedrohte Tierart hautnah zu erleben – mit Rücksicht, Respekt und in Begleitung von erfahrenen Guides.

Während der Nistsaison legen die Weibchen nachts ihre Eier im warmen Sand ab, rund zwei Monate später schlüpfen die Jungtiere und machen sich auf den Weg ins Meer. In dieser Zeit bieten lokale Organisationen geführte Beobachtungen an – etwa bei Sonnenuntergang oder in den frühen Morgenstunden.

Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für die Verbindung von Natur- und Kulturerlebnis ist der Iztuzu-Strand bei Dalyan. Das „Schildkrötendorf“ lässt sich per Boot über das Flussdelta erreichen – vorbei an lykischen Felsengräbern. Vor Ort informiert das DEKAMER-Rehabilitationszentrum über Schutzmaßnahmen und betreut verletzte Tiere.

In Çıralı, einem ruhigen Küstenort im Olympos-Nationalpark, spielt sich das nächtliche Nistgeschehen nur wenige Meter vom Ferienort entfernt ab. Tagsüber können Wanderfreudige zu den Ruinen der antiken Stadt Olympos oder zum brennenden Felsen von Chimaira– einem dauerhaft aktiven natürlichen Gasfeuer. Der Ort gilt als Vorzeigemodell für nachhaltigen Tourismus.

Auch in Patara, Heimat eines der längsten Strände in Türkiye, sind Schildkröten regelmäßige Gäste. Der geschützte Küstenabschnitt ist tagsüber zugänglich, nachts jedoch gesperrt. Direkt hinter den Dünen liegen die Ausgrabungen der antiken Stadt Patara – eine der bedeutendsten Hafenstädte Lykiens.

Belek an der türkischen Riviera ist vor allem für Golfresorts bekannt, aber gleichzeitig einer der wichtigsten Nistplätze für Caretta caretta. Seit 1999 engagieren sich hier Wissenschaftlerinnen, Umweltschützer und lokale Institutionen für den Schutz der Brutgebiete. Der Strand wird täglich kontrolliert, Nester werden markiert und Besucher informiert. Kulturinteressierte können Ausflüge nach Aspendos oder Perge unternehmen – zu Ruinenstätten mit römischem Theater und hellenistischen Stadtanlagen.

Die türkische Küste zeigt, dass Urlaub und Artenvielfalt vereinbar sein können. Wer sich an einfache Verhaltensregeln hält – keine Lichtquellen bei Nacht, Abstand zu Nestern, keine Berührungen – wird mit besonderen Naturbegegnungen belohnt. Die Region ist ein Beispiel für naturnahes Reisen im Mittelmeerraum.

 

GETAGGT:
Teile diesen Artikel
Folgen:
Urs Huebscher ist seit vielen Jahren Chefredaktor und Head of des PRESTIGE Travel Magazin. Er reist seit mehr als zwanzig Jahren durch die ganze Welt und hat fast alle Ecken dieser Welt schon gesehen. Seine Reportagen sind in den Print-Ausgaben des PRESTIGE Travel und im Luxus-Magazin PRESTIGE sowie auf deren Online-Seiten zu lesen. Weiter ist er Mitglied der Vereinigung Swiss Travel Communicators, dem führenden Schweizer Netzwerk für Reisejournalismus.