Der Aargau: Ein industrielles Schwergewicht

Sonderausstellung "Von Menschen und Maschinen" , fotografiert am 5. Oktober 2020 in Windisch. (Severin Bigler/Museum Aargau)
Urs Huebscher Von Urs Huebscher
4 Min. Lesezeit

Die Aargauer Industriegeschichte hat international Geschichte geschrieben und hält einige Überraschungen bereit: So wurden etwa die Alufolie, die Teigknetmaschine und der Würfelzucker im Aargau erfunden. Museum Aargau lädt mit der Sonderausstellung «Von Menschen und Maschinen» dazu ein, in die Welt der Fabrikpatrons und Arbeiterfamilien aus dem 20. Jahrhundert einzutauchen und mit-zudiskutieren, wie unser Arbeitsalltag in Zukunft aussehen wird.

Sonderausstellung „Von Menschen und Maschinen“ (Severin Bigler/Museum Aargau)

2021 konnte sie endlich wiedereröffnet werden: die Sonderausstellung «Von Menschen und Maschinen» des Museums Aargau (MUAG) im SBB Historic-Gebäude in Windisch. Die inter-aktive Ausstellung zur vielfältigen Aargauer Industriegeschichte ist in drei Teile gegliedert: Im ersten Teil tauchen die Besucher*innen in die unterschiedlichen Lebenswelten der Patrons und Arbeiterfamilien ein; im zweiten Teil können namhafte Erfindungen wie die Alufolie, die Teigknetmaschine und der Würfelzucker bewundert werden und im dritten Teil kann mitdiskutiert werden, wie sich Digitalisierung und Robotik oder etwa Corona auf unsere zukünftige Arbeitswelt auswirken werden.

Sonderausstellung „Von Menschen und Maschinen“ , fotografiert am 5. Oktober 2020 in Windisch. (Severin Bigler/Museum Aargau)

Gegensätzliche Lebenswelten

Den Ausstellungsbesucher*innen steht es frei, welche Lebenswelt sie zuerst entdecken wollen: die der «Fabrikbarone» oder der Arbeiterklasse. Wie fühlte es sich an, während des 20. Jahrhunderts als Patron ein Unternehmen zu führen? Wie wurde die Belegschaft gelei-tet? Was wurde wie produziert? Und wie sah der Alltag Zuhause mit Bediensteten aus? Ganz gegensätzlich sieht die Welt der Arbeiterfamilien aus: Hier fühlen sich die Besuchen-den schlagartig in deren harten Lebensalltag versetzt – mit 15-Stunden-Arbeitstagen, unge-sunden Anstellungsbedingungen, knapper Entlöhnung und beengten Wohnverhältnissen auf dem Fabrikgelände. Die Ausstellung zeigt auch, wie sich die Arbeiterklasse im Aargau organisierte, wie sie sich unermüdlich bessere Bedingungen, insbesondere für Kinder, erkämpfte und welche gesellschaftlichen Meilensteine errungen worden sind.

Spiegelsaal der Erfindungen

Der spektakuläre Spiegelsaal in der Industriehalle zeigt über 150 Objekte, die der Aargau im Laufe der Industrialisierung hervorgebracht hat. Sie lassen die Besucher*innen darüber staunen, wie viele bekannte Erfindungen aus dem oft unterschätzten Kanton stammen, darunter etwa die Skibindung, der Bleistiftspitzer und die elektrische Zahnbürste. Die Ausstellung verweist mit den Objekten ebenfalls auf das Zeitalter der Massenproduktion und die Ökonomisierung des Lebens, dessen oberstes Credo die Schnelligkeit und somit Zeitersparnis ist.

Sonderausstellung „Von Menschen und Maschinen“ (Severin Bigler/Museum Aargau)

Zukunftsszenarien für den Arbeitsalltag

Die Sonderausstellung «Von Menschen und Maschinen» thematisiert nicht nur die Vergan-genheit, sondern wirft im Trend-Raum oder der «Arena» auch einen Blick in die Zukunft. Wie werden sich Digitalisierung und Robotik auf unsere Arbeitswelt auswirken? Welches Umfeld begünstigt den technologischen Fortschritt? Ist eine Wirtschaft ohne Wachstum überhaupt möglich? Und wird sich etwa das coronabedingte Homeoffice langfristig durchsetzen? Diese und weitere Fragestellungen werden in der Ausstellung vertieft. Zudem werden die Besu-cher*innen inspiriert, ihre Meinung analog oder digital, kundzutun.

Die vielversprechende Ausstellung des Museum Aargau zum Kanton Aargau als industrielles Schwergewicht ist noch bis zum 31. Oktober geöffnet – mit Geschichten von kleinen familiengeführten bis zu Weltunternehmen, unzähligen Ausstellungsobjekten und spannenden Anekdoten. Mehr Informationen und Online-Tickets unter: www.museumaargau.ch/menschen-und-maschinen

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Urs Huebscher ist seit vielen Jahren Chefredaktor und Head of des PRESTIGE Travel Magazin. Er reist seit mehr als zwanzig Jahren durch die ganze Welt und hat fast alle Ecken dieser Welt schon gesehen. Seine Reportagen sind in den Print-Ausgaben des PRESTIGE Travel und im Luxus-Magazin PRESTIGE sowie auf deren Online-Seiten zu lesen. Weiter ist er Mitglied der Vereinigung Swiss Travel Communicators, dem führenden Schweizer Netzwerk für Reisejournalismus.