Das Reise- und Buchungsverhalten der Schweizer

Urs Huebscher Von Urs Huebscher
4 Min. Lesezeit

Überlaufene Flughäfen, verlorenes Gepäck, gestrandet ohne Mietwagen: Die Aufholjagd der Reisebranche geht weiter. Die Reiseintensität hat das Vor-Corona-Niveau noch nicht erreicht. Hürden und Unsicherheiten bei Fernreisen sind trotz zahlreichen Lockerungen geblieben. Ein Problem, dass
digitale Reisebegleiter versuchen weiter zu mindern und Erleichterung zu verschaffen.

Schlagzeilen über chaotische Verhältnisse an überfüllten Flughäfen aufgrund von Kapazitätsengpässen, technischen Defekten oder sonstige Flugstreichungen aufgrund Personalmangels haben diesen
Sommer die Reiseschlagzeilen dominiert. Die Zahlen zeigen ein entsprechend grosses Nachfragewachstum bei Ferien von 35-40%. Mit 2.3 Ausflügen pro Jahr, wurde das Vor-Corona-Niveau (2.8) noch nicht erreicht. Viele Unsicherheiten hemmen noch die Reisefreudigkeit. Die Talsohle mit knapp 1.7 Ausflügen aus dem letzten Jahr scheint jedoch hinter uns zu liegen.

Die Nutzung der Transportmittel unterscheidet sich immer noch klar zur Vor-Coronazeit. Die Entwicklungen seit letztem Jahr haben den Corona-Gap verkleinert aber das eigene Auto wird bei 8 von 10 Leuten immer noch für Ferien klar am häufigsten verwendet. 15% nutzen immer noch ausschliesslich das eigene Auto. Der Anstieg der Flugreisenden von +41% (ggü. VJ) zeigt aber gleichzeitig, dass Leute wieder versuchen, dem Stau auf den Strassen in Richtung Süden auszuweichen.

So stehen dieses Jahr auch noch primär Nahziele auf dem Programm. Für knapp zwei Drittel der Befragten ist klar, dass sie dieses Jahr die verpassten Reisepläne noch nicht nachholen. Das Fernweh ist da, von USA über Kanada, Island, Thailand, Japan bis nach Australien doch gereist wird mehrheitlich noch in der Schweiz oder Nachbarländern. Zu gross sind noch die Unsicherheiten und entsprechend gefühlten Hürden.

Nicht zuletzt diese Hürden bei der Reiseplanung führen bei rund zwei von fünf der Befragten zu einem höheren Informationsbedürfnis. Entgegen den Erwartungen werden aktuell weniger Reisen offline bei einem Reisebüro gebucht. Im Jahr 2019 haben noch mehr als jede und jeder vierte seine Reise am Reisebüroschalter gebucht, so sind es im Jahr 2022 weniger als jede oder jeder fünfte. Ob dies mit dem geänderten Buchungsverhalten oder damit erklärt werden kann, dass komplexe Fernreisen mit hohem Beratungsaufwand noch kein Thema sind, wird sich zeigen.

Im Bereich Reiseversicherungen korreliert die Anzahl Abschlüsse der Jahresversicherung mit der Reisetätigkeit. Auch hier ist eine leichte Steigerung zu erkennen, die Werte bleiben aber hinter den Ergebnissen von 2020 und 2019 zurück. Obschon sich die Rolle der Reiseversicherung weltweit stark verändert. Ein gutes Beispiel ist die steigende Zahl von Reiseversicherungszertifikaten, welche bei der Einreise bereits in über 40 Ländern verlangt werden.

In der diesjährigen Reisestudie wurde zudem der Nutzen nach einem digitalen Reisebegleiter abgefragt.
Drei von vier Leuten würden zusätzliche Unterstützung durch einen digitalen Reisebegleiter sehr schätzen.
Wobei der grösste Nutzen im Fall von medizinischen Notfällen vor Ort oder bei der Abfrage von Quarantäneregelungen gesehen wird. Aber auch im Falle eines positiven Covid-Tests oder anderen Zwischenfällen unterwegs (Autopanne /Unfall, Gepäck nicht angekommen) erhoffen sich die potentiellen Nutzer zusätzliche Unterstützung. Bedarf an zusätzlichen Services reduziert sich auf den weltweiten Zugang zu einer medizinischen CH-Hotline (24/7) ohne weitere premium Dienstleistungen wie z.B. Flug- oder Hotel Upgrades.

Es erstaunte aber auch, dass viel zitierte Trends wie sogenannte Workations (noch) wenig Zustimmung
finden. Die Verbindung von Arbeiten (Work) und Ferien (Vacation), erscheint für viele Leute in der Schweiz
wenig erstrebenswert. Für Frauen noch weniger als für Männer (8 von zehn Frauen vs. 7 von zehn Männern) wobei der primäre Unterschied wohl im Alter zu finden ist.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.allianz-partners.com/reisestudie

Foto: DerTour

Teile diesen Artikel
Folgen:
Urs Huebscher ist seit vielen Jahren Chefredaktor und Head of des PRESTIGE Travel Magazin. Er reist seit mehr als zwanzig Jahren durch die ganze Welt und hat fast alle Ecken dieser Welt schon gesehen. Seine Reportagen sind in den Print-Ausgaben des PRESTIGE Travel und im Luxus-Magazin PRESTIGE sowie auf deren Online-Seiten zu lesen. Weiter ist er Mitglied der Vereinigung Swiss Travel Communicators, dem führenden Schweizer Netzwerk für Reisejournalismus.