Im Inneren der Insel schlägt das grüne Herz
Wer bei Gran Canaria nur an Bettenburgen, Strand und Discos denkt, kennt das Innere der Insel nicht. Das Besondere der fast kreisrunden Insel ist ihre überraschende Vielfalt. Eigentlich ist alles da – wilde Bergwelt, Vulkanlandschaften, üppiges Grün und eine Miniwüste. Es gibt Dörfer mit dem Charme von früher und mit Las Palmas eine pulsierende Hauptstadt voller Geschichte.
Autor & Bilder: Detlef Berg
Palmen waren es, die Gran Canarias Hauptstadt einst ihren Namen gaben. Die Stadtväter haben darauf geachtet, dass bis heute Palmen zum Stadtbild gehören. Die Playa de las Canteras, ein mehrere Kilometer langer sichelförmiger Stadtstrand, ist ebenso von Palmen gesäumt wie der Platz der Heiligen Anna mit der mächtigen Kathedrale, deren Säulen aus schwarzem Basalt auch wie Palmen anmuten. Ein Rundgang durch die Gassen der Stadt führt auch zur Casa Colon, in dem sich ein Museum zum Thema Kolumbus befindet. „Das Haus des Kolumbus war aber nie die Villa des Entdeckers“, klärt Manuel Medina auf. Forschungen haben ergeben, dass er auf seinem Weg nach Indien, der ja bekanntlich nach Amerika führte, auf Teneriffa und La Gomera und nicht auf Gran Canaria Halt machte, berichtet der Fremdenführer weiter. „Möglicherweise hat er Gran Canaria kurz besucht. Belegt ist das aber nicht. Die Kanaren waren damals auch noch nicht vollständig von den Spaniern erobert“, erzählt Manuel weiter.
„Vieles spricht dafür, dass die Insel ursprünglich von Bevölkerungsgruppen aus Nordafrika besiedelt wurden“, berichtet Manuel auf der kurvenreichen Fahrt zur Schlucht von Guayadeque bei Agüimes. Steile Felswände mit dunklen Löchern säumen die Straße. Das sind Höhlenwohnungen, in denen die kanarischen Ureinwohner bis zum 15. Jahrhundert isoliert lebten. Einige der Wohnungen werden noch immer genutzt. Isabel (85) lebt schon immer hier. Ihre acht Kinder und acht Enkel wohnen in den Dörfern, besuchen sie aber regelmäßig. „Ich fühle mich wie im Paradies“, sagt sie und zeigt ihre kleine Behausung, die heute auch über Strom und Wasser verfügt. Wer mehr erfahren möchte, kann das Guayadeque-Museum besuchen.
Wahrzeichen von Gran Canaria ist der 1 813 Meter hohe Roque Nublo, ein beeindruckender Monolith aus Basalt. Dieser vulkanische „Wolkenfelsen“ war den Ureinwohnern heilig, scheint er doch Erde und Himmel zu verbinden. Vom Bergdorf Tejeda haben Touristen den besten Blick auf den berühmten Felsfinger und das davor liegende Tal. Tejeda ist auch ein perfekter Ausgangspunkt für Wanderungen. Ein Pfad führt zum Beispiel durch eine Vulkanlandschaft zum Pico de las Nieves, dem mit 1949 Metern höchsten Punkt Gran Canarias. Der Ausblick ist grandios und reicht bis zur Nachbarinsel Teneriffa mit dem mächtigen Vulkankegel Teide.
Zurück im Tal lohnt ein Besuch des erst im letzten Jahr eröffneten Bananenmuseums. Wort- und gestenreich führt J.C. durch die Hacienda La Rekompensa in Arucas und vermittelt viel Wissenswertes über die weltweit am meisten verzehrte Frucht. Das auch Bananenblätter genutzt werden können, zeigt Pilar Urena Escariz mit ihren kunstvollen Flechtarbeiten. Zum Schluss wird verkostet – und die Bananen schlagen mit ihrem wundervollen Aroma jedes Produkt aus dem Supermarkt.
Verkostet wird auch in der Rumfabrik Arehucas im Norden der Insel. Cesar Arencibia führt durch die älteste und heute größte Rum-Brennerei Europas. Auf einigen Deckeln der über 4 000 Eichenfässer haben sich Prominente verewigt, so auch das spanische Königspaar und der Opernsänger Placido Domingo. Cesares Liebling ist ein Ron Reserva Special, der 18 Jahre im Faß reift. Aber auch der süße mit Honig vermischte Ron Miel Guanche findet seine Liebhaber. So manche Flasche wird von Touristen für zu Hause gekauft, als Geschenk für gute Freunde oder für den eigenen Trinkgenuss. Die Gedanken gehen dann zurück nach Gran Canaria.
Spanisches Fremdenverkehrsamt, www.spain.info