Die US-Reisebranche traf in Frankfurt auf Veranstalter und Medien aus Europa. Auch Prestige Travel war live vor Ort.
In der Alten Oper Frankfurt herrschte in den vergangenen Tagen reges Treiben. 500 Besucher, darunter auch Schweizer, trafen hier auf Vertreter der Amerikanischen Reisebranche. Das Programm beinhaltete Vorträge, Pressekonferenzen und Einzelgespräche. Medien aus 18 Ländern und 200 US-Delegierte begegneten sich endlich wieder live.
CEO-Pressegespräche & Destinations-Nachrichten
Von Gateway-Städten bis hin zum Filmtourismus: Am Dienstag berichteten eine Reihe von US-CEO über die neuesten Entwicklungen und Erlebnisse, die Reisende im Jahr 2023 in den Vereinigten Staaten erwarten können. Darunter auch einige Bauprojekte, die den Reiseverkehr und die Mobilität der Touristen verbessern sollen.
Während der Pressekonferenz ‘U.S. Gateways’ (= Tore zu den USA) sagte William Pate, CEO des Atlanta Convention & Visitors Bureau, dass die Stadt in den kommenden Jahren vor der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2026 der Herren 4 Milliarden Dollar in neue Entwicklungen investieren wird, einschliesslich der «Verbesserung des Verkehrs in und aus der Stadt».
In Los Angeles wird der Flughafen LAX für USD 15 Mrd. renoviert, damit er rechtzeitig zu den Olympischen Spielen im Jahr 2028 fertiggestellt wird. Ausserdem wird eine neue U-Bahn gebaut, die die Besucher direkt vom Flughafen in die Innenstadt bringen soll.
In New York erfolgte diesen Sommer der Spatenstich für einen neuen 9,5-Milliarden-Dollar-Terminal am Flughafen JFK und in Orlando kann ein neuer Terminal am internationalen Flughafen der Stadt 10 bis 12 Millionen zusätzliche Passagiere aufnehmen. Nächstes Jahr wird zudem die Brightline in Betrieb genommen: die erste Hochgeschwindigkeitsstrecke, die Miami und Orlando in drei Stunden verbinden wird.
Auf der Pressekonferenz ‘Food and Drink Across the U.S.’ (= Essen und Trinken in den Vereinigten Staaten) verriet Kyle Edmiston, CEO von Visit Lake Charles, dass Louisiana im September 2023 sein erstes Wein- und Essensfestival veranstalten wird; «ein viertägiges Fest der Speisen und Köche Louisianas».
Todd Davidson, CEO von Travel Oregon, stellte zudem das kürzlich gestartete Programm ‘Why Guides’ vor, das Besucher mit «lokalen Winzern, Käsern, Bäckern und Metzgern» in Kontakt bringen soll. Touristen werden damit ermutigt, das «echte Amerika» zu entdecken und in die lokale Kultur einzutauchen.
Der Vortrag ‘Film – As Seen on Screen’ (= Film – Wie auf der grossen Leinwand) zeigte auf, welchen Einfluss Dreharbeiten vor Ort auf eine Destination haben können. West Hollywood, North Carolina, Memphis und Fort Worth berichteten über erhöhte Besucherzahlen und wirtschaftliches Wachstum, das durch Filmproduktionen erreicht wurde.
Der Geschäftsführer von Visit Fort Worth, Bob Jameson, erklärte, dass die amerikanische Westernserie ‘1883’ von Taylor Sheridan, die im vergangenen Jahr in Fort Worth gedreht wurde, Millionen an Einnahmen und Arbeitsplätzen geschaffen habe und eine Chance bietet, die Region bei internationalen Besuchern weiter bekannt zu machen.
Auch alternative Reiseziele jenseits der grossen Städte wurden vorgestellt, wie Dutchess County, Georgia, Phoenix und die U.S. Virgin Islands. Die Pressekonferenz zum Thema ‘Florida – Theme Parks & Beyond’, stellte die weniger besuchten Teile des Sunshine State in den Mittelpunkt. Dabei wurde natürlich auch auf einen glimpflichen Verlauf des Hurricane Ian gehofft, der zurzeit Florida bedroht.
Der Reisende aus Europa und Grossbritannien
«Die Menschen wollen heute mehr von ihren Reisen haben. Sie wollen tiefer eindringen und länger bleiben», sagte Simon Calder, Reisejournalist und Rundfunksprecher, während der Pressekonferenz ‘The U.K. and European Traveler’ (= Der Reisende aus Grossbritannien und Europa).
Nejc Jus, Leiter der Forschungsabteilung des World Travel & Tourism Council, erklärte, dass die durchschnittliche Aufenthaltsdauer europäischer Reisender in den USA neu 17 Tage betrage – vor der Pandemie waren es noch 13 Tage. Laut Jus seien die Ankünfte aus dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Deutschland bereits bei 80% des Niveaus von 2019 und ähnliche Werte seien auch für die nächsten zwei Monate prognostiziert.
David Goodger, Managing Director für Europa und den Nahen Osten bei Tourism Economics EMEA, sagte, man könne davon ausgehen, dass sich die Besucherzahlen in den USA «im Jahr 2024 oder 2025» wieder auf das Niveau von 2019 erholen würden. Längere Aufenthalte könnten jedoch bedeuten, dass sich die Tourismusausgaben früher erholen.
Calder sagte unterdessen, er würde «Geld darauf setzen», dass die Besucherzahlen im Jahr 2023 wieder das Niveau von vor der Pandemie erreichen – unterstützt durch jüngste Ankündigungen wie die Rückkehr der Billigfluglinie Norse Atlantic Airways und den Beitritt von Virgin Atlantic zur Skyteam-Allianz im nächsten Jahr.
Eine neue transatlantische Luftlandschaft
Die Fluggesellschaften verzeichneten in diesem Sommer eine grosse Nachfrage, wobei neue Innovationen in den kommenden Jahren auch kleinere Ziele erschliessen sollen.
An der ‘A New Transatlantic Airscape’-Pressekonferenz erklärte United Airlines, dass die Auslastung im September bei 116 % des Niveaus von 2019 liege, und prognostizierte für 2023 eine «noch höhere» Kapazität.
Die Lufthansa Group verzeichnete nach der Wiedereröffnung der US-Grenze am 8. November letzten Jahres ausverkaufte Sitze für ganze 40 Tage in Folge. Der Chief Commercial Officer der Fluggesellschaft, Dr. Stefan Kreuzpaintner, sagte, die Branche sei «von der aufgestauten Nachfrage überwältigt» und fliege nun mehr Ziele in den USA an als vor der Pandemie.
Zum Thema neue Destinationen sagte Thorsten Lettnin, Sales Director bei United Airlines, dass der neue Airbus A321 – ein Ein-Gang-Flugzeug, das ab Anfang 2024 bis zu zehn Stunden fliegen soll – in Zukunft kleinere Destinationen, erschliessen und Nonstop-Punkte verbinden wird.
Louis de Joux, Global Head of Leisure & OTA Sales bei American Airlines, erklärte, die Fluggesellschaft habe 100 Millionen Dollar in Bill Gates’ Unternehmen Greenair investiert, einem Inkubator, der die Aviatik nachhaltiger machen soll.