Freche Stupsnase, Grinsemund, neugierige Knopfaugen: Murmeltiere sind (nicht nur) die Lieblinge der Kinder. Sie sehen einfach unglaublich putzig aus! In der Aletsch Arena am grossen Aletschgletscher lassen sie Beobachter besonders nahe an sich ran. Denn hier werden sie nicht bejagt. Murmeli-Kenner Laudo Albrecht, Leiter des Pro Natura Zentrums Aletsch, und sein Team bieten spannende Exkursionen für Familien und Interessierte an und geben Tipps zur Beobachtung.
Am Morgen, wenn die ersten Sonnenstrahlen auf die steilen Bergwiesen oberhalb des Alpmuseums treffen, steigen sie aus ihrem Bau: Die Murmeltiere der Aletsch Arena schütteln sich den Winterschlaf aus dem Fell und sitzen erst einmal gemütlich in der Sonne, als würden sie die Aussicht geniessen: Über die Riederalp blicken sie hinunter ins Tal der jungen Rhone und hinüber zu den Gipfeln von Matterhorn, Weisshorn und Dom. Die Murmeltierkinder des letzten Jahres sind zwar schon fast so gross wie ihre Eltern, aber man erkennt sie sofort: Sie stupsen sich mit den Nasen an, richten sich auf, um grösser zu sein als der andere, schubsen sich, springen sich an, packen sich gegenseitig am Fell und kugeln als wilde Knäuel über die Wiese – als wollten sie zeigen: „Hallo, da sind wir wieder!“
Laudo Albrecht begleitet die netten Alpenbewohner seit Jahrzehnten. In diesem Frühling ist er besonders gespannt, war doch das letzte Jahr ein ausgesprochen gutes Murmeltierjahr: „Eine Familie hatte tatsächlich sieben Junge! Das kommt sonst quasi nicht vor, normal sind drei bis vier. Und jetzt hoffe ich natürlich, dass alle den Winter gut überstanden haben.“
Doch Laudo ist zuversichtlich, so sagt er auf unserer gemütlichen Wanderung von der Villa Cassel, in der das Naturschutzzentrum untergebracht ist (und im übrigen auch sehr feiner hausgemachter Kuchen serviert wird), zu den Murmeltierplätzen.
Die kleinen Erdhörnchen haben sich hier oben wirklich ein traumhaft schönes Fleckchen Erde ausgesucht: blühende Bergwiesen, in denen bunt verstreute Granitkugeln zum Sitzen und Klettern einladen. Drum herum die glitzernde Bergwelt der mächtigen (40!) Viertausender und oben am Grat die grossartigen Ausblicke auf den längsten Gletscher der Alpen. Ausserdem uralte Arven, kleine Bergseen, neugierige Schafherden und vieles mehr. Kein Wunder, dass die Murmelis nach ihrem langen Winterschlaf erstmal genüsslich diese Aussicht geniessen!
Ein Winterschlaf übrigens, der nach einem ausgeklügelten Konzept funktioniert, wie uns Laudo erzählt – und eigentlich gar kein Schlaf ist: „Murmeltiere fallen zwischen Ende September und Anfang April in ihrer Höhle immer wieder in eine Kältestarre – ihre Körpertemperatur sinkt dabei von 38 auf unter zehn Grad, ihr Herz schlägt nur noch drei- bis viermal pro Minute, und in derselben Zeit tun sie nur vier Atemzüge“, erklärt er. Und plötzlich: „Schau, da drüben!“. Vier Murmelis hüpfen von einem Krokus zum anderen und verschlingen die hübschen Blüten in Windeseile. Hundert Meter weiter, Richtung Bettmeralp, hat Laudo eine weitere Gruppe entdeckt. Er reicht uns das Fernglas, und mit angehaltener Luft beobachten wir reihum ein einjähriges Tier, das eine Kratzdistel pflückt und den Boden der Blüte genüsslich herausfrisst – aufrecht stehend, die Beute in den Vorderpfoten.
Man muss unwillkürlich grinsen bei diesem netten Anblick, wenn die Murmeltiere, wie auch wir, sichtlich frühlingsfroh und abenteuerhungrig in die neue Saison starten. Wir sitzen auf einem Felsen, überall rinnen kleine Bächlein vom Schmelzwasser herab, es wirkt alles so lieblich, dass wir den schrillen Pfiff, der eigentlich ein Schrei ist, wie Laudo erklärt, gar nicht ernst nehmen. Doch die Murmeltiere verstehen die Warnung, sie sind blitzschnell in ihren Löchern verschwunden – und der Steinadler, eben noch im Sturzflug von der Moosfluh her, hoch oben beim Grossen Aletschgletscher, dreht unvermittelt ab. „Glück gehabt“, murmelt Laudo, in dessen Brust zwei Herzen schlagen: „Auch die Steinadlerküken in ihrem Horst tief unten in der Massaschlucht haben Hunger“, sagt er. „So funktioniert eben die Natur.“
Erlebnis Angebote Murmelis:
NEU: Zu Besuch bei den Murmeltieren – ein Familienerlebnis
Für Kinder ab 4 Jahren
Dienstags, 09.30 – 11.30 Uhr (5. Juli – 13. August 2021)
Treffpunkt: Villa Cassel; Details in Kürze unter www.pronatura-aletsch.ch
Das Angebot findet direkt im Anschluss an die Wildbeobachtung im Aletschwald statt (06.00 – 08.30) es besteht die Möglichkeit beides zu kombinieren.
Themenweg Murmeltier-Lernpfad zum Bettmersee
Von der Bergstation Bettmeralp geht der Weg in östliche Richtung bis zum Sessellift Schönbiel oder Wurzenbord. Eine der beiden Bahnen ist im Sommer in Betrieb und bringt kleine und grosse Tierbeobachter aussichtsreich hinauf zum Ausgangspunkt des Themenweges. Der Murmeltier-Lernpfad führt gemütlich hinunter zum Bettmersee. An vier Informations-Stationen gibt es Spannendes über die Murmeltiere zu erfahren. Die Wanderung ist leicht zu gehen und dauert ca. 2 Stunden. Wer leise und aufmerksam ist hat gute Chancen den kleinen Fellfreunden zu begegnen. www.aletscharena.ch/aktivitaeten/tour/themenweg-murmeltierlernpfad-zum-bettmersee
Das Murmeltier-Wochenende für Familien (17. – 18.07.2021)
ist zwar schon ausgebucht, aber man kann als Familie/Gruppe in der Villa Cassel die kurze Wildtierbeobachtungs-Exkursion buchen: 2 Stunden kosten 150 CHF/Gruppe. Bei der langen Wildtierbeobachtungs-Exkursion (2 x 2h = 250 CHF/Gruppe) ist ein Teil bei den Rothirschen und Gämsen im Aletschwald, der zweite geht zu den Murmeltieren.
Frühlingsfahrten „View Point Bettmerhorn“ vor Saisonstart:
Die Gondelbahn Bettmerhorn inkl. View Point Bettmerhorn ist an folgenden Samstagen von 10.00 bis 14.30 Uhr geöffnet:
- 8.5.2021
- 15.5.2021
- 22.5.2021
- 29.5.2021
Offizieller Start der Sommersaison in der Aletsch Arena: Samstag, 5.6.2021
Alle View Points offen! (Moosfluh, Bettmerhorn, Eggishorn*)
*View Point Hohfluh ab 3. Juli
Weitere Erlebnis-Angebote in der Region:
- Geführte Expedition auf den grossen Aletschgletscher und zu den Gletscherhöhlen (Die Höhlen können von aussen bestaunt werden. Betreten ist aus Sicherheitsgründen verboten)
- Wildbeobachtung in den frühen Morgenstunden
- Forscher-Expeditionen für Kinder – z.B. Expedition Ameise, Tatort Teich
- Wildkräuter Sammeln und Verarbeiten; Kurse und Wanderungen auch für Familien
- Geissentrekking: Wanderung ca.3,5 Std. Die Kletterkünstler sorgen für beste Unterhaltung
- Gletschi-Programm: Hochwertiges Kinderprogramm in den Ferien
- Spektakuläre Hängebrücken, 2 Seilparks, begleitete Sagenwanderungen, Jodelkurse, Schaukäsen, gemeinsames Körbe flechten uvm. unter www.aletscharena.ch/planen-buchen/angebote-erlebnisse
Übernachten in der Natur – Zwei ausgewählte Übernachtungs-Tipps
Villa Cassel:
Die geschichtsträchtige Villa liegt inmitten der grossartigen Gebirgslandschaft im Naturschutzgebiet direkt am märchenhaften Aletschwald, hoch über dem grossen Aletschgletscher. Hier zu übernachten hat einen ganz eigenen Charme. Den Luxus erzeugen das historische Ambiente und die atemberaubende Lage. Auf den Tisch kommen Spezialitäten aus der Region und hausgemachte Kuchen.
www.pronatura-aletsch.ch/ferienzimmer
Outdoorbett am Märjelensee:
Näher an der Natur lässt sich kaum verwirklichen: ein Bett unter freiem Himmel im Sternenzelt auf 2.363 Metern. Gelegen am Ufer des sagenumwobenen Märjelensees und ganz nahe am Rande des grössten Gletscherstroms der Alpen. Gebettet auf einem einfachen Schlafpodest aus Holz, mit Matratze und wärmender Daune. Waschgelegenheit in der nahegelegenen Hütte, in der bei schlechtem Wetter auch genächtigt werden kann. Ein Abenteuer mit dem Reiz des Aussergewöhnlichen und ein Erlebnis, das unvergessen bleiben wird. Das Highlight einer aussichtsreichen Wanderung durch die eindrucksvolle Walliser Bergwelt. Reduziert auf das Wesentliche – mit dem Komfort der Millionen Sterne!
Im UNESCO-Welterbe Swiss Alps Jungfrau-Aletsch thronen die autofreien Bergdörfer Riederalp, Bettmeralp und Fiescheralp auf dem sonnenverwöhnten Hochplateau der Aletsch Arena. Im Blick den imposantesten, längsten Eisstrom der Alpen und 40 Viertausender!
Knapp zehn Minuten gondelt die Bahn aus dem Tal – mit den charmanten historischen Orten Betten Dorf, Mörel, Lax, Fiesch und Fieschertal – hinauf in die barrierefreie Sommerfrische der kristallklaren Bergseen und magischen Kraftorte; der eisigen Abenteuer-Touren auf dem 20 Kilometer langen Aletschgletscher; der 1000-jährigen Arven im märchenhaften Aletschwald; der unzähligen Kinderprogramme; der Mountainbike-Trails und Seilparks; und des sensationellen Blicks von den View-Points Hohfluh, Moosfluh, Bettmerhorn und Eggishorn.
Der Aletschwald steht seit 1933 unter absolutem Schutz. Das Schutzgebiet wird von Pro Natura betreut und durch den Kanton Wallis finanziell unterstützt. Der Aletschwald umfasst eine Fläche von über 400 Hektaren und ist national und international von Bedeutung.
Gletscherfreundliche Anreise
Wir alle wissen, dass der Gletscher durch den Klimawandel bedroht ist. 2090 wird es, so haben Forscher berechnet, nur noch einige kleine Reste des heute noch so eindrucksvollen Aletschgletschers geben – wenn die Erderwärmung fortschreitet wie bisher. Die autofreie Aletsch Arena eignet sich bestens für eine Anreise mit Bus und Bahn.
Der Zielbahnhof liegt direkt im Bergbahn-Gebäude
Ab Zürich oder Basel geht es komfortabel und gletscherfreundlich mit den Schweizer Bahnen bis nach Brig. Von hier geht es weiter mit der Matterhorn Gotthard Bahn bis Betten Talstation oder nach Fiesch. Die Bergbahnen befinden sich direkt im Bahnhofsgebäude.
Nachhaltigkeit und Umweltschutz
Längst ist der Tourismus wichtigste Einnahmequelle der Region, doch der Naturschutz bleibt dabei keineswegs auf der Strecke. Immer wieder schneidet die Aletsch Arena hinsichtlich Nachhaltigkeit und Umweltschutz mit Bestnoten ab. So verzichten die Walliser Bergdörfer nicht nur komplett auf Autoverkehr, alle Bergbahnen in der Region werden auch ausschliesslich mit erneuerbarer Energie betrieben. Und weil das Umweltbewusstsein der Gäste wächst, steigt auch die Nachfrage nach nachhaltigen Angeboten. So suchen immer mehr Urlauber gezielt nach autofreien Orten, in denen sie genau die Ruhe finden, die ihnen im Alltag fehlt. Die Schweiz ist hier klarer Vorreiter. Und dennoch haben auch hier autofreie Ferienregionen in den Bergen Seltenheitswert. Seit 1988 steht die Gemeinschaft der neun autofreien Tourismusorte in der Schweiz für eine naturnahe Ferienphilosophie. Ziel ist es, dem Urlauber einen hohen Erholungswert zu bieten, und deshalb bleiben Autos draussen bzw. unten.