von Detlef Berg
Bali ist nur eine von 13 677 indonesischen Inseln im Indischen Ozean, und bei weitem nicht die größte. Dennoch entwickelte sich die Insel zum wichtigsten Touristenziel der Region, denn die „Insel der Götter“ hält alle Zutaten für ein Urlaubsparadies bereit – kilometerlange Sandstrände, faszinierende Tauchgründe, Vulkanriesen, üppig grüne Reisfelder, eine lebendige Kultur und gastfreundliche Menschen. Hinzu kommt ein breites Spektrum an Unterkünften. Auf der Tropeninsel findet der sparsame Rucksackreisende ebenso eine saubere Unterkunft wie der anspruchsvolle Tourist luxuriöse Hotelanlagen.
Wir sind auf dem Weg zu Finns Beach Club in Canggu. Dort haben wir einen Tisch reserviert, um den Sonnenuntergang zu erleben. Schließlich soll das Schauspiel an diesem Strand besonders dramatisch sein. Doch wir stecken im Stau, die Zeit wird knapp. Wir werden kaum rechtzeitig im Club eintreffen. Auch Wayan, unser Fahrer, ist ratlos. Die Straße ist voll mit Autos, Motorrollern, Fahrrädern und Menschen. Wir kommen nur im Schritttempo voran. Es wird gehupt, was das Zeug hält, und es scheint auch keine Regeln zu geben. Doch dann kommt plötzlich Bewegung in die Fahrzeugkolonne, und nach ein paar Minuten erreichen wir unser Ziel. „Da habt ihr echt Glück gehabt“, sagt Clubmanager Lars Hoehn, der uns am Eingang erwartet und gleich zu unserem Tisch führt. „Ihr hättet von Eurem Hotel aber auch am Strand entlang bis zu unserem Club laufen können, das wäre wohl schneller gegangen“, sagt Hoehn. Jetzt gibt es aber erstmal ein Glas eisgekühlten Sauvignon Blanc, und wir stoßen auf einen schönen Abend an. Schnell sind die Fotos für Instagramm gemacht. Die großartige Szenerie muss einfach festgehalten werden – schlanke Palmen recken sich in den Himmel, an dem bizarre Wolkenformationen im Licht der letzten Sonnenstrahlen in Orange- und Rottönen leuchten.
„Wir bieten unseren Besuchern luxuriöse Betten direkt am weißen Sandstrand oder am Infinity-Pool. Dazu kommen mehrere Bars und Restaurants, und am Abend sorgen internationale DJ’s und Bands für eine tolle Stimmung“, erzählt der gebürtige Dresdner. Silvester hat zum Beispiel der US-Amerikaner Diplo aufgelegt, einer der gefragtesten DJ’s weltweit. Die Tickets seien im Handumdrehen weggewesen, erfahren wir und das es eine sensationelle Party war. „Corona haben wir ganz gut überstanden, aber nur weil in Canggu viele Expats wohnen“, berichtet Lars Hoehn. Canggu ist extrem hipp, es geht viel entspannter zu als in den Touristenhochburgen Kuta und Seminyak. Unter blauem balinesischem Himmel gibt es in Canggu Street Art wie in Berlin, eine Cafe-Szene wie in Melbourne, vegane Restaurants wie in Brooklyn und trendige Beach Bars, die man eher auf Hawaii vermuten würde. Man kann traditionell und preiswert indonesisch in einem einfachen Warung essen, beim Italiener einkehren oder köstlichen frischen Fisch genießen.
„Du triffst hier viele kreative und inspirierende Leute aus aller Welt, auch viele digitale Nomaden haben sich angesiedelt. Das ist es, was Canggu so besonders macht“, sagt Hoehn, der gerade im Ort für seine junge Familie ein kleines Haus baut und Teil der internationalen Community ist. An eine Rückkehr nach Deutschland denkt er nicht.
Auch Shane Veenstra fühlt sich in Canggu wohl. Er kommt von der australischen Gold Coast und arbeitet als Surflehrer. „Bali kenne ich schon seit vielen Jahren. Als mir hier ein Job als Surflehrer angeboten wurde, habe ich spontan zugesagt. Gute Surfspots gibt es viele auf der Welt, aber hier kommt die balinesische Kultur dazu. Das fasziniert mich einfach“, erzählt Shane. Tropic Surf gehört zum Como Uma Canggu Resort und liegt direkt am Strand. „Die Lage ist ideal. Direkt vor uns sind die Wellen moderat und perfekt für Surfer zum Trainieren. Weiter rechts rollen die großen Wellen heran. Das ist dann etwas für Könner“. Weiter links gibt es einen Strandabschnitt mit „Schaumröllchen“. Das sei ideal für Anfänger. „Wir bringen jeden auf dem Brett zum Stehen“, da ist sich Shane sicher. Meist reichen zwei bis drei Übungsstunden, gute Fitness und Körperbeherrschung vorausgesetzt. Schließlich müssen die Surfer bei der starken Strömung auch ordentlich paddeln.
Weil wir in Sachen unserer Fitness sicher Abstriche machen müssen, entscheiden wir uns lieber für Yoga. Wir stehen deshalb früh auf, die Zeit vor dem Sonnenaufgang hat einfach etwas Magisches. Alles ist noch still und die Natur schläft. „Auch Eure Körper sind noch mit Leichtigkeit erfüllt“, erklärt uns die Yoga-Lehrerin Dewi vom Como Uma Canggu und zeigt uns, wie wir den „Sonnengruß“ machen müssen. „Dabei werden alle wichtigen Muskeln gedehnt und gestärkt, der Kreislauf aktiviert. Diese Energie wird Euch den ganzen Tag begleiten und seine Herausfordungen gelassener bewältigen“.
Heute steht allerdings nur ein Ausflug auf dem Programm. Zunächst sehen wir mit dem Pura Taman Ayun (Riesiger Garten) einen von Wassergräben umgebenen Tempel, der die Hindu-Welt im kosmischen Meer symbolisiert. „Die Meru-Türme des Tempels repräsentieren die Berge, den Wohnsitz der Götter“, erzählt uns Anom. „Der Tempel liegt auf einer Achse, die Berge und Meer verbindet. Sie soll die harmonische Zirkulation des Wassers von den Bergen Balis zu den Reisfeldern, dann zum Meer und wieder zurück zu den Bergen sichern“.
Der mühevolle Anbau von Reis auf den kunstvoll gestalteten Terrassen sei hier einfach lebensnotwenig, erfahren von Anom. Schließlich ist er Grundnahrungsmittel und steht dreimal täglich auf der Speisekarte. Eine Bewässerungsgenossenschaft, Subak genannt, regelt ganz detailliert die gerechte Verteilung des Wassers für die Nassfelder, damit alle vier bis fünf Monate geerntet werden kann.
Nicht fehlen darf ein Besuch des wohl spektakulärsten Tempels von Bali, der ganz in der Nähe von Canggu auf einem Felsen im Meer thront. Bevor man dieses den Geistern der Meere gewidmete Ensemble von Tanah Lot sieht, gilt es, mehrere „moderne Plagegeister“ wie Parkplatzwächter und Souvenirhändler zu passieren. Kurz vor Sonnenuntergang ist der Andrang am größten – dann taucht die untergehende Sonne den Himmel in dramatische Rottöne, vor denen die filigranen Konturen des Tempels wie ein Scherenschnitt wirken.
Am nächsten Morgen wechseln wir in ein Schwesterhotel von Como nach Ubud. Die Stadt gilt als kulturelles Herz von Bali, und war lange Zeit auch ein weltweiter Sehnsuchtsort für Künstler und Intellektuelle. Auf den ersten Blick ist Ubud eine Enttäuschung – lärmender Verkehr auf der Hauptstrasse, viel zu viele Strandurlauber auf einem Tagesausflug und Läden mit Souvenirkitsch. Sicher, der Affenwald mit seinen schönen alten Baumriesen und den steinernen Monumenten mutet fast mystisch an, und Kunstbegeisterte werden das Museum Puri Lukisan mit modernen balinesischen Gemälden und Holzschnitzereien schätzen. Doch den wahren Reiz machen die zahlreichen Luxusrefugien aus, die sich jenseits der Hauptstraße als naturnahe Rückzugsorte erweisen. Sie verstecken sich hinter unscheinbaren Einfahrten, so auch das Como Shambala Estate. Das vom Star-Architekten Cheong Yew Kuan entworfene Resort liegt auf einem fast zehn Hektar großem Areal aus Dschungel und sonnigen Lichtungen. Es folgt einem holistischen 360-Grad-Ansatz und bietet fernab vom touristischen Trubel größtmöglichen Komfort im Einklang mit der Natur. Gerademal 30 Gästezimmer gibt es in den im landestypischen Stil erbauten Residenzen und Poolvillen.
Zusammen mit Gede erkunden wir das Areal bei einem Rundgang. Faszinierend, zu welcher Größe hier die Zweige des Dino-Farns heranwachsen. Auch die Bambus-Sträucher schießen hoch hinaus. Gede zeigt uns Kaffeesträucher, Magnolien und Durianbäume mit ihren großen Früchten, die wegen ihres kräftigen Geruchs nicht ins Hotelzimmer dürfen. Dann sehen wir ein original Lumbung Haus, in dem früher Reis gelagert wurde. Schließlich passieren wir noch einen kleinen Wasserfall und sind nach einer Stunde zurück in der Lobby.
Höhepunkt unseres Aufenthaltes ist ein rituelles Bad am Tirta Tempel auf dem Gelände des Hotels. „Wir glauben, das hier ein Geist lebt, dem wir viel zu verdanken haben“, sagt der Priester Mangku. Nach der Waschung sprechen wir Gebete und danken für das, was war, was ist und was kommt. Zum Abschluss der Zeremonie segnet uns Mangku und bindet uns ein dreifarbiges Freundschaftsbändchen ans Handgelenk. Rot steht für Brahma, den Schöpfer, Weiß für Vishnu, den Bewahrer und Schwarz für Shiva, den Zerstörer und Erneuerer. Ruhig und gereingt im tieferen Sinne und mit den Farben der göttlichen balinesischen Dreifaltigkeit an der Hand kehren wir entspannt zurück in unsere Villen.
www.indonesia.travel.de
Beste Reisezeit: Bali ist ein Ganzjahresziel mit tropischem Monsunklima und Temperaturen um 30 Grad, Regenzeit von November bis April mit kurzen Schauern, zumeist sonnig, Trockenzeit von Mai bis Oktober