Aurora Borealis in Churchill

Urs Huebscher Von Urs Huebscher
6 Min. Lesezeit

Wie fühlt es sich an, wenn man in der abgelegenen Subarktis die Polarlichter am Himmel tanzen sieht? Viele haben diese Erfahrung als demütig beschrieben – ein Ehrfurcht einflößendes Ereignis, bei dem man sich in der großen Weite unseres wunderbaren Universums unsagbar klein fühlt. Und doch kann in diesem Moment der Demut auch ein überwältigendes Gefühl der Bedeutsamkeit entstehen. Und darin liegt der Zauber der Aurora Borealis.

Polarlichter in Churchill – Credit: Travel Manitoba

Was sind Polarlichter überhaupt?

Die Polarlichter, auch Nordlichter oder Aurora Borealis genannt, sind seit jeher ein geheimnisumwittertes und faszinierendes Phänomen. Als Naturwunder sind sie Gegenstand vieler Gedichte und Geschichten, während die Mythologie der Inuit besagt, dass die flackernden, tanzenden Lichter die Geister der Verstorbenen sind, die mit einem Walrossschädel Ball spielen.

Einige Aspekte der Polarlichter sind noch immer nicht geklärt, aber die Wissenschaft weiß, dass das Phänomen durch geomagnetische Stürme verursacht wird, die den Sonnenwind Richtung Erde treiben. Glücklicherweise schützt unser Magnetfeld den Planeten, was wiederum dazu führt, dass Atome und Moleküle in der Atmosphäre zusammenstoßen. Diese winzigen Lichtquellen, die Protonen, bilden dann das Polarlicht, das mit bloßem Auge in dem Bereich der Erde zu sehen ist, den man „Aurora Oval“ nennt.

Wann kann man Polarlichter sehen?

In Churchill, im Norden Manitobas am Ufer der Hudson Bay, gibt es im Durchschnitt mehr als 300 Aurora-Nächte im Jahr. Und obwohl sie eigentlich in jeder Jahreszeit da sind, kann man die Polarlichter normalerweise im tiefsten Winter am stärksten und besten sehen – insbesondere im Februar und März, wenn der Himmel klar und dunkel ist. Um Nordlichter sehen zu können, müssen folgende Kriterien erfüllt sein:

  1. Zunahme an Aktivität und Sonnenstürmen auf der Sonne
  2. wolkenfreier Himmel
  3. Lage unter dem Aurora Oval, oder ein hoher KP Index
  4. Abwesenheit des Mondes und anderer Lichtquellen

Warum also ist Churchill einer der besten Orte, um Nordlichter zu sehen? Das kleine Städtchen liegt genau unterhalb des Aurora Ovals, so dass der KP-Index nur bei „1“ oder höher liegen muss, um Zeuge des faszinierenden Naturschauspiels der Aurora Borealis zu werden.

Polarlichter in Churchill – Credit: Travel Manitoba

Wie kann man in Churchill Polarlichter beobachten?

Im Churchill Northern Studies Centre

Diese Forschungsstation ist eine preisgünstige Option für Reisende, die auf der Suche nach angeleiteten Nordlicht-Erlebnissen sind. 30 Minuten außerhalb von Churchill gelegen, bietet sie ideale Bedingungen für die Beobachtung des Nachthimmels. Wenn die Aurora Borealis erscheint, werden die Lampen im Zentrum ausgeschaltet, um jegliche Lichtverschmutzung zu vermeiden. Zur Beobachtung des Polarlichts gibt es mehrere Orte im bzw. am Gebäude, von der beheizten Kuppel auf dem Dach des Zentrums bis hin zur Aussichtsplattform im Freien.

Churchill Northern Studies Centre – Credit: Travel Manitoba
Per Tundra Buggy mit Frontiers North Adventures

Der lokale Veranstalter Frontiers North Adventures bietet ab Winnipeg die Nordlicht-Reise Northern Lights and Winter Nights an, deren Aurora-Beobachtung zumeist in der gemütlichen Thanadelthur Lounge stattfindet. Diese befindet sich außerhalb der Stadt auf der anderen Seite des zugefrorenen Churchill River. Ein weiteres Highlight der Reise ist ein Besuch von Dan’s Diner, einem in der Wildnis versteckten Pop-up-Restaurant im Tundra Buggy. Hier genießen die Gäste unter dem Tanz der Polarlichter ein mehrgängiges, vom kanadischen Küchenchef Jared Fossen zubereitetes Menü mit regionalen und lokalen Speisen. Die Tage vor Ort werden mit einer geführten Schneeschuhwanderung und Besichtigungen einiger der lokalen Museen und Informationszentren Churchills abgerundet.

Dan’s Diner – Credit: Travel Manitoba
Vom Aurora Pod und Aurora Dome

Wer eine Nordlicht-Reise mit Natural Habitat Adventures bucht, erhält exklusiven Zugang zum warmen und komfortablen Aurora Pod®. Es wurde speziell für die Beobachtung der Polarlichter konzipiert und bietet durch seine innovative Glaskonstruktion einen 360-Grad-Blick auf den Himmel. Auf dieser voll eskortierten Gruppenreise darf man sich auch auf die Aurora Domes freuen, wo man in der Lounge entspannen oder zu einer der beiden Plexiglas-Kuppeln hinaufsteigen kann, um die Polarlichter zu beobachten. Natural Habitat entführt seine Gäste darüber hinaus an Bord eines speziell angefertigten Schneebusses tief in die Wälder zu einer abgelegenen Beobachtungshütte.

Aurora Pod – Credit: Travel Manitoba
Für Individualreisende

Discover Churchill bietet verschiedene Möglichkeiten zur Beobachtung der Nordlichter in kleinen Gruppen. Bei individuellen Gesprächen liefert der Tourenbegleiter Alex de Vries dabei allerlei nützliche Tipps für das nächtliche Fotografieren der Aurora Borealis. Im Rahmen mehrtägiger Touren nimmt Discover Churchill seine Gäste mit zu verschiedenen Orten in der Region, darunter auch in ein Tipi mitten im borealen Wald.

DIY Reisenden bietet Nanuk Operations das Programm Nights Under Lights an, eine abendliche Fototour, bei der man die Polarlichter vor der Kulisse einer Jurte tief im borealen Wald fotografieren kann. Von der großen, umlaufenden Terrasse aus haben alle Gäste einen freien Blick auf die Aurora und können sich im Inneren der Jurte am Feuer aufwärmen, wenn es ihnen draußen zu kalt wird.

Beyond Boreal Expeditions ist ein indigenes Reiseunternehmen, das seine Gäste auf nächtlichen Ausflügen rund um Churchill begleitet, um die Polarlichter von den Lieblingsplätzen der Besitzerin Tiffany Spence aus zu fotografieren.

Jurte von Nanuk Operations – Credit: Discover Churchill

Weitere Informationen über Churchill und Manitoba gibt es unter www.travelmanitoba.com

Titelbild: Alex De Vries – Magnifico photo

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Urs Huebscher ist seit vielen Jahren Chefredaktor und Head of des PRESTIGE Travel Magazin. Er reist seit mehr als zwanzig Jahren durch die ganze Welt und hat fast alle Ecken dieser Welt schon gesehen. Seine Reportagen sind in den Print-Ausgaben des PRESTIGE Travel und im Luxus-Magazin PRESTIGE sowie auf deren Online-Seiten zu lesen. Weiter ist er Mitglied der Vereinigung Swiss Travel Communicators, dem führenden Schweizer Netzwerk für Reisejournalismus.